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DER KUNSTMARKT

151

über die ganze Sammlung. Erwähnt sei noch eine reiche
Sammlung von Stichen nach Rubens mit vielen ersten Zu-
ständen und ungewöhnlichen Blättern.
Von den Katalogen wird der der Sammlung von Kupfer-
stichen und derjenige der Bibliothek Weckerlin zum Preise
von je 1 Mark abgegeben, der Chodowiecki-Katalog gratis
versandt.
Berlin. Graphische Auktion bei Max Perl. Vom
21. bis 26. Februar findet im Kunstantiquariat von Max
Perl, Berlin S. W. ig, Leipzigerstraße 8g die Versteigerung
des 1. Teiles der bekannten Kupferstichsammlung Otto
Brenner statt. Der ca. 3000 Nummern fassende illustrierte
Katalog verzeichnet Kupferstiche, Holzschnitte, Radierungen,
Schabkunstblätter, Farbendrucke deutscher, englischer, fran-
zösischer, italienischer, russischer und spanischer Künstler
des 15. bis ig. Jahrhunderts. Die Sammlung gibt eine
vollständige Übersicht über die graphische Kunst von ihren
Anfängen bis zur Neuzeit. Alle Techniken und alle Rich-
tungen sind daher mehr
oder weniger reichhaltig
vertreten.
Die deutschen Künst-
ler beginnen neben den
anonymen frühen Arbei-
ten mit den Blättern eines
Schongauer, Zasinger,
Glockendon, Dürer. Sehr
reichhaltig sind die Maler-
Radierer bis zur Neuzeit
vertreten. An nahezu voll-
ständigen Werken dieser
Künstler sind die Namen:
J. F. Leonart, Jonas Um-
bach, C. B. Rode, J. C.
Klengel, C. W. E. Diet-
rich, J. A. Klein zu er-
wähnen (s. nebenst. Abb.).
Nächst den Deutschen
kommen die Italiener am
stärksten zur Geltung, sie
beginnen gleichfalls mit
den frühesten Arbeiten
eines Mantegna, Moretto,
Robetta und führen dann
über Marc Anton und
seine Schüler und Zeit-
genossen, die besonders
reich vertreten sind, zu
den Carracci hinüber.
Diese und die von ihnen
beeinflußten Künstler,
speziell Guido Reni und
seine Schule, sind in rei-
cher Auswahl vorhanden,
ebenso die Clairobscur-
Arbeiten des 16. und 17.
Jahrhunderts. Die Italie-
ner enden mit zahl-
reichen Werken von Val-
pato, Morghen, Longhi
und ihren Nachfolgern.
Bei den Franzosen
sind hervorzuheben die
äußerst seltenen Blätter
von Perissin und Tortorel,
die zahlreichen Erzeug-
nisse der Schule von Fon-
tainebleau. Das 17. und

18. Jahrhundert sind durch zahlreiche Grabstichelblätter der
ersten Künstler vertreten, und das letztere speziell durch
die frühesten Erzeugnisse des Buntcrayon und Aquatinta-
drucks in schönen Blättern von Dagoty, Francois, Demarteau,
Janinet und Le Prince. Auch bei den Franzosen nehmen
die Maler-Radierer einen wichtigen Platz ein, besonders
Callot und Boissieu.
Die Engländer werden durch eine Anzahl seltener
Blätter von frühesten Künstlern wie Vaughan, Eistracke, Ce-
cill, Hole und Delaram eingeführt, die Blütezeit des 18. Jahr-
hunderts wird durch Schabkunst- und Grabstichelarbeiten
der ersten Künstler repräsentiert. Besonders reich ist das
Werk von William Hogarth und Robert Strange vertreten.
Von Spaniern sind außer einigen frühen Arbeiten des
16. Jahrhunderts die zahlreichen Blätter des Ribera und
Carmona zu erwähnen.
Die außerordentlich reichhaltige Sammlung dürfte für
alle Sammler graphischer Kunst von größtem Interesse sein.


Martin Zasinger (1430), Die Enthauptung der hl. Katharina (Hauptblatt des Meisters).
Nr. 2948 der Auktion Brenner bei Max Perl in Berlin, 21.—26. Februar 1910
 
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