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DER KUNSTMARKT


Rudolf v. Alt. Das öster-
reichische Ministerium für
Kultus und Unterricht hat als
nächste der Monographien
ein umfassendes Werk über
den Altmeister der Wiener
Landschafts- und Architektur-
malerei Rudolf v. Alt, ins
Auge gefaßt. Ludwig Hevesi,
der mit der Durchführung
dieser Arbeit betraut und von
der Absicht geleitet ist, ein
so weit verstreutes Lebens-
werk nach Möglichkeit lücken-
los darzustellen, ersucht die
Besitzer von Bildern, Zeich-
nungen, Bildnissen oder auch
persönlichen Andenken des
Meisters, ihm von allem der-
artigen Nachricht geben oder
ihn durch Mitteilung ein-
schlägiger Tatsachen unter-
stützen zu wollen. Briefe sind
am besten zu adressieren:
»An das k. k. Minist. f. Kultus
u. Unterricht, Depart. XVII.,
Wien, I. Minoritenplatz 5.«

CorneliuS-Dusart? Die große Dorfkirmes. (Nr. 1804 Auktion Ditzen bei
J. M. Heberle in Köln, 14. Februar 1910)

Kunstgewerbliche Tätigkeit am Hofe von Ferrara.
In der trefflichen italienischen Zeitschrift »L’arte« spricht
Professor Adolfo Venturi über Sticker und Lederarbeiter
am Hof von Ferrara gegen das Ende des 15. Jahrhunderts.
Einer der hervorragendsten Stickereiarbeiter dieser Zeit am
Hofe Herkules I. war Antonio de’Boccacci aus Cremona,
der möglicherweise der Vater des bekannten Malers Boc-
caccino war und dessen Arbeiten im Jahre 1490 und später
sehr hoch geschätzt wurden. Im Jahre 1490 trat auch ein
spanischer Sticker Messer lurba oder lorba in den Dienst
der Herzogin Eleonore, der zahlreiche Arbeiten zu ver-
schiedenen Zeiten für sie ausführte, darunter auch eine
mit Stickereien geschmückte Wiege, die Leonore ihrer
Tochter Beatrice Sforza nach Mailand sandte. Beatrice
hatte solchen Geschmack daran gefunden, daß sie ver-
suchte, lorba an ihren Hof nach Mailand zu ziehen; aber
ihre Schwester Isabella war ihr schon zuvorgekommen und
hatte den Sticker mit einem Gehalt von 200 Dukaten im
Jahr in ihren Dienst genommen; nichtsdestoweniger muß
er auch eine Zeitlang für Beatrice zu Vigevano und sonst
gearbeitet haben. Was die Lederarbeiter betrifft, so hat
Venturi einen gewissen Giovanni Spagnuolo als am Hof
von Ferrara im Jahre 1493 tätig herausgefunden, wo er als
»Mastro da Curami dorati et dipinti« figuriert. Es ist das
erstemal, daß ein Kunsthandwerker dieser Art genannt und
seine Stellung beschrieben worden ist. Die spanische Mode,
Leder für Vorhänge und Hängetapeten zu gebrauchen, ist
in Italien schon früh im 16. Jahrhundert eingeführt worden;
aber lange vorher war schon üblich gewesen, bemalte
Lederkoller herzustellen. Dafür gab es eine anerkannte
Industrie und viele dekorative Künstler machten es sich
zur Aufgabe, Lederkoller kunstvoll zu bemalen. Sogar
Meister ersten Ranges wie Tura und Francia hielten es
nicht unter ihrer Würde, Koller für Menschen und Leder-
überwürfe für die Pferde ihrer Patrone zu bemalen, m. 1

VOM LONDONER KUNSTMARKT
Die Wahlen haben auf dem hiesigen Kunstmarkt die
Weihnachtspause, die sonst Mitte Januar abläuft, bis Ende
des Monats ausgedehnt. Christie fing am 26. Januar mit
einer bescheidenen Bücherauktion wieder an, in der für
einen Robert Burns-Brief datiert 20. März 1788, 34 £ und
für die erste in Venedig gedruckte Bibel, Biblia Sacra La-
tina, Editionis Vulgatae 99 £ 15 s gezahlt wurden. Die
nächsten zwei Tage brachten Versteigerungen von altem
Silberzeug, Kunstmöbeln und orientalischem Porzellan, aus
denen wir folgende Preise hervorheben: Kelch und Patene,
aus vergoldetem Silber, deutsche Arbeit aus dem 15. Jahrh ,
120 £ 18 s (195 s pro Unze); 7x/4 Zoll hohe Bärenfigur,
aus vergoldetem Silber, Augsburger Arbeit, 103 £ 10 s 6 d
(205 s per Unze); silbervergoldete Figur eines Hundes auf
einem Gestell, der Kopf aus Bergkristall, 165 Gs.
In Christies erster Bilderauktion in diesem Jahr, am
2Q. Januar, wurden für zwei Bilder des einst hoch-
berühmten und teuerbezahlten Genremalers T. Webster R. A.
— 1872 erzielte sein berühmtes Bild »Roast Pig« in einer
Auktion 3550 Gs — »Politicians«, 20 X 29^2, Holz, 1868,
und »Village Gossips«, ig1^ X 29^2, 1865, nur 42 Gs (1888
320 Gs) und 75 Gs (1888 230 Gs) gezahlt. Ähnlich ging
es zwei Bildern des französischen Genremalers Edouard
Frere: »La Soupe«, 25 X 21, 72 Gs (1887 140 Gs) und »Le
Cidre du Pauvre«, 231/a X »9L/4, Holz, 1883, 65 Gs (1887
240 Gs). Andere Nummern dieser Auktion waren: B. W.
Leader, »A Surrey Sandpit«, 35X55, 1892, 340 Gs, »An
English River in Autumn«, 23X35, 1877, 109 Gs (1881
220 Gs) und »A February Morning«, 23X36, 112 Gs;
T. S. Cooper, fünf Kühe an einem Fluß, 29 X 41, 1840,
120 Gs; Karl Heffner, »Evening Glow,« 63 X 46, 105 Gs;
L. Munthe, »Returning from Labour«, 26 X 42, 110 Gs;
D. Farquharson, »Sunday on the Hills«, 35 X 47, 1908,
85 Gs und folgende Aquarelle: D. Cox, Landschaft mit
Hirte und Vieh, 9 X 12, 74 Gs; Walter Langley, »A Vil-
lage Idyll«, 29 X 47,1888,107GS'; T.M.Richardson, »Como«,
29X49, 1882, 170 Gs; E. M. Wimperis, »A Breezy Day«,
19 X 29, 1875, 62 Gs und zwei kleine Vignetten von Birket
Foster, »Lucerne«, »TheBay of Naples« 42Os und 33GS. o. G.
 
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