Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
im 19. Jahrhundert und französische Impressionisten. Ita-
liener sind selbst in mittleren Qualitäten selten und wenig
gefragt, ebenso Barockmalerei. Nicht unerwähnt bleiben
soll die Tatsache, daß auch der gesamte Graphikmarkt bis
auf die Meister der jüngsten Vergangenheit äußerst fest
ist, und der Eindruck, daß sich für das Gebiet der Hand-
zeichnung und des Aquarells, das noch bis vor wenigen
Jahren die eigentliche Domäne der öffentlichen Kupferstich-
kabinette und einer ganz kleinen Schar erlesener und be-
kannter sachverständiger Liebhaber war, neuerdings brei-
tere Kreise zu interessieren scheinen. Dies wäre immerhin
als ein Zeichen verfeinerter und veredelter Kunstpflege zu
betrachten, die der Repräsentationsabsicht entsagt und sich
wirklich wieder dem Kernpunkt alles wirklichen Kunstsam-
melns nähert. Eine Kunstbewegung, die sich neuerdings
nicht nur auf dem' holländischen, sondern auch dem deut-
schen Kunstmarkt erstmals stärker ins Blickfeld der Be-
achtung rückt, ist die sogenannte holländische „Romantik"
im weitesten Sinne, also die national-holländische Malerei
von etwa 1770 bis 1850: vergessene und übersehene Quali-
täten werden hier offenbar und es dürfte außer Zweifel
stehen, daß die für Gemälde dieser Epoche stark gestie-
genen Preise nicht allein der modischen Laune des Augen-
blicks entspringen, sondern analog einer für Werke der
deutschen Romantik bereits vor etwa zwei Jahrzehnten
stattgefundenen Bewegung auf dem deutschen Markte eine
innere Berechtigung besitzen.

Wieweit im übrigen manche unwahrscheinlich erschei-
nenden Preise auf eine außerordentliche Verknappung an
Angebot zurückzuführen sind, muß dahingestellt bleiben,
ebenso die etwas müßige, oft aufgeworfene Frage, ob sich
in wirtschaftlich wieder normalisierten und nicht unter dem
Einfluß der Kriegswirtschaft stehenden Zeiten das gegen-
wärtige Preisniveau halten lassen wird. Es ist zu hoffen,
daß dies in vielen, heute bereits unverständlich erscheinen-
den Fällen, die allzu deutlich spekulativen Charakter auf-'
Weisen, nicht geschehen wird. Zweifellos wird aber, ange-
regt nicht zuletzt durch die staatliche Pflege des Kunst-
interesses in weiteren Kreisen als früher, das Bedürfnis
nach dem Besitz von Kunstwerken auch nach dem Kriege
noch immer stärker sein als in vergangenen Zeiten, und es

10
 
Annotationen