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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Septemberheft
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Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Kunstausstellungen / Aus dem Pariser Kunstleben / Der englische Kunstmarkt / Amerikanische Kunst / Dänische Kunstfürsorge / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Numismatik / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0025

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Det? engltfcbe Kunümat?kL

Man schreibt uns: Am 31. Juli beschlossen Christie’s,
London, ihre diesjährige Saison. Eine Romney zugeschriebene
Gruppe der fünf Wormald Kinder ging um 650 Guineen an Wells,
zwei von J. Luttichnys gemalte Portraits des Andreas Winins
und seiner Frau — Winins stand im Dienste des Zaren Alexis —
kaufte Rogers für 350 Guineen. (1653).

Zwei Adrient le Prieur’s, Ansichten von Richmond und
Twickenham gingen an Colnaghi und Obach (180 Guineen) Zwei
flämische Tapisserien (17. Jahrhundert) erstand Van Straaten
um 440 Pfund.

Auch am 24. Juli gab es bei Christie’s Tapisserien,
außerdem Chelsea-Porzellane. Eine von Roubiliac modellierte
Gruppe „Sommerund Winter“ 12'/j Zoll hoch, wurde für £ 720 Pfund
von Mr. Amor gekauft.

Drei flämische Gobelins( 16. Jahrhundert (Szenen aus der
römischen Geschichte) wurden für 2600 Guineen versteigert.
(Storey), während L. Harris zwei Gobelins gleicher Herkunft und
Zeit für 3500 Guineen ankaufte (Szenen aus dem Leben König
Davids). Van Straaten kaufte einen Brüsseler Gobelin aus dem
17. Jahrhundert mit tanzenden Figuren für 750 Guineen.

Sehr hohe Preise wurden bei Sotheby’s bezahlt. Das
Manuskript von Scott’s „Quentin Durward“ (1823) wurde von
Quaritch für £ 700 gekauft, ein französisches „Stundenbuch“ aus
dem 15. Jahrhundert, der Familie de Bourges einst gewidmet,
brachte 8000 Mk. (Sotheran), ein Exemplar von Audubon’s „Die
Vögel Amerikas“ (1827/28) mit 435 farbigen Tafeln £ 545. Die
Herstellung dieser Ausgabe hatte Mk. 400 000 gekostet.

Bei Sotheby’s kaufte auch F. Sabin George Washington’s
Exemplar des Trumbull’schen Epos „Mc Fingal“, mit Washing-
ton’s Autogramm und Ex Libris um £ St. 225. G. D. Smith,
New York, erstand gleichzeitig Turbervilles „Epitaphs, Epigrams,
Songs and Sonnets“ (Ausgabe von 1567).

Ein illuminiertes Manuskript mit einer Miniatur. (St. Petrus
darstellend) geschrieben und ausgeführt von Pierre Valtau, Erzdekan
von Antwerpen und i. J. 1500 Isabella von Spanien überreicht,
ging für 4000 Mk. in den Besitz von Quaritch über. Harpers
kauften ein Exemplar des „De Re Militari“ von H. Valturius, 1472,
für £ 450. Dies war das erste Buch, das in Italien mit italienischen
Holzschnitten gedruckt wurde. Im Jahre 1866 erzielte diese Aus-
gabe in einer Auktion £ 26.

Am Schlußtage der Huth’schen Versteigerung zu London
erwarb Mr. Henry Stevens die große Nürnberger Ausgabe des
„Mundus Novus“ von Amerigo Vespucci (1505) um £ 665. Es
dürfte interessieren, daß Mr. Smith’s Vater Henry Stevens, Ver-
mont, der Pionier des amerikanischen Büchersammelwesens, für
die Antwerpener Ausgabe des „Mundus Novus“ von 1504 nur
25 Pfund gegeben hatte. Ein Exemplar der ersten Vespucci’schen
Ausgabe, 1504 datiert, wurde für einen anderen amerikanischen
Liebhaber durch Harper um £ 370 gekauft, während die berühmte
„Paesi Novamente“ (Vicenza-Ausgabe) die bei der Stevens’ Ver-
steigerung nur Mk. 250.— brachte, jetzt um 8000 Mk. Quaritch zu-
fiel. Die deutsche Übersetzung, Straßburg 1509, Druck der vier
Fahrten, wurde von G. D. Smith für £ 560 erworben, die Pariser
Ausgabe 1510, vom gleichen Käufer für £ 470. Edwards kaufte
die Voltaire’schen Werke, 1785/89, mit Stichen nach Moreau le
Jeune, für Mk. 6600.—

Ein in olivenfarbiges Leder gebundenes Exemplar von P. de
Ronsard’s „Oeuvres“ (Paris 1584) aus dem Besitze von Lord Mon-
tagu of Beaulieu ist von Maggs für £ St. 320 angekauft worden.

Ameütkant{cf)e Kun{L

Aus Newyork kommt uns die Nachricht zu, daß Ralph
Albert Blakelock im Alter von 72 Jahren gestorben ist. Die
Laufbahn, die er hatte, ist tragisch zu nennen. Seine groß-
zügigen Landschaften, die er selbst, um sich vor Hunger und Not
zu schützen, in den 90er Jahren um 40 oder 50 Mark losschlug,
bringen jetzt mit Leichtigkeit 80 000 oder 100 000 Mark ein. Als
sich die Flut endlich wendete und Blakelock eine Berühmtheit

wurde, war es zu spät. Der Künstler befand sich bereits in
einer Irrenanstalt, als 1916 das Museum zu Toledo 100 000 Mark
für sein „Mondlicht“ gab, das er selbst um 2000 Mark verkauft
hatte, eine Summe, die ihm so ungeheuerlich erschien, daß er
einen Nervenchock erhielt!

Herbert Ward, der bekannte amerikanische Bildhauer, der
seinen Wohnsitz in Paris hatte, ist, wie uns gemeldet wird, in
der französischen Hauptstadt gestorben. Einige seiner Werke sind
für das Luxembourg-Museum angekauft worden. Besonders
interessant ist es, daß Ward ein Teilnehmer der von Stanley
ausgerüsteten Expedition zur Rettung Emin Pascha’s war und
mehrere Bücher hierüber veröffentlichte. Während des Krieges
tat er mit einer britischen Sanitätsabteilung Dienst in den Vogesen.

Dänifcbe Kunftfüt’fot’ge.

Wie wir erfahren, ist dem Kunstindustrie-Museum
in Kopenhagen eine Millionenstiftung zugefallen.
Der Direktor des Kunstindustrie-Museums, Professor Dr. Emil
Hannover, einer der hervorragendsten skandinavischen Kenner,
kann nunmehr darangehen, ein neues Kunstgewerbe-Museum in
Kopenhagen zu schaffen. Wie man uns mitteilt, sind für sein
neues Museum auch Grund und Boden zum Geschenk gemacht
worden. Der Stifter ist der Bankdirektor E. Glückstadt in
Kopenhagen.

Heuecfcbeinungen des Bücbetnnaüktes.

Der Kunstkenner von Max J. Friedländer. Verlag
Bruno Cassirer, Berlin.

Dieses kleine, aber sehr feine Buch, für das Max Lieber-
mann eine reizvolle Umschlagszeichnung schuf, ist ein Buch
der Wahrheiten. Bios mit ein paar Worten, doch mit einer
Sicherheit, wie sie nur so große Kenner haben, wie Max J. F ried-
länder, prägt der Direktor des Berliner Kaiser Friedrich-
Museums den Begriff des Historikers, den Begriff des Ästhetikers,
den Begriff des Kenners. Entscheidend sind beim Kenner, der
„Werte schafft — und vernichtet“, Vertrauen und Autorität. Frei-
lich weiß man auch, daß er bisweilen Mißtrauen begegnet, und
dennoch lehrt, sagt Friedländer, „die Erfahrung, daß der stattliche
Bau unserer Kunsterkenntnis auf der Tätigkeit der Kenner beruht.
Trotz allen Unsicherheiten und Streitigkeiten ist ein erhebliches
Maß anerkannter Wahrheit gewonnen worden. Wenn wir heute
Rembrandt besser verstehen und reiner genießen als früher, ver-
danken wir das den Kennern, die das Material herbeigeschafft,
gesiebt und geordnet haben.“

Wundervoll ist, wie Friedländer den Unterschied zwischen
„gutem und schlechtem Dilettantismus“ deutet. Auch Dilettanten,
meint er, haben „wesentliches, oftmals alles geleistet“ (die Gon-
courts, Fromentin oder v. Rumohr). Und indem er sich in seiner
künstlerischen Art mit der Wiener Kunsthistoriker-Schule aus-
einandersetzt, wehrt er sich gegen ein Erstarren des Kenner-
berufes „zur Gilde“. Denn der Beruf des Kenners „muß wenig-
stens einige Eigenschaften des freien Dilettantismus zu wahren
wissen“. Aber man lese dies alles selber noch! Und man wird
dann auch zu würdigen verstehen, was Friedländer von dem
Verhältnisse des Künstlers zum Kunstkenner sagt und wie er den
„alten Gegensatz zwischen dem Historiker und dem Kenner, dem
Theoretiker und dem Praktiker, dem Universitätslehrer und dem
Museumsbeamten“ überbrückt wissen möchte. Denn dieses Buch
Friedländers ist, wie gesagt, ein Buch der Wahrheiten. A. D.

*

Das Buch „Möbel“ von Professor Dr. Robert Schmidt,
dem Direktor des Kunstgewerbe-Museums in Frankfurt am Main,
erschien soeben im Verlage von Richard Carl Schmidt & Co.
in Berlin in vierter erweiteter Auflage.

„Internationale Antiquitäten-Rundschau“

7 li R T R H fi Probenummer gratis,

ulllllull 0. Antiquitäten Kataloge je 2 Frs.

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