Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
2. Septemberheft
DOI Artikel:
Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Kunstausstellungen / Die Kulturmesse in Leipzig und Frankfurt a. Main / Schweizerische Kunstchronik / Die italienische Kunstwelt / Aus dem Pariser Kunstleben
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0045

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Im Salon Cassirer: Carl Hofer. Seine Zeichnungen
haben rassige Bewegung, leben und wirken lebendig. Im Ölbild
ist er ungleich. Kann sich nicht ganz emanzipieren von der ex-
pressionistischen Eckigkeitsmanier. Aber expressionistisch in
gutem Sinne ist die Farbenkomposition „Um einen Toten“ mit
ihrer Farbenskala vom Dunkel- bis Zinnoberrot, vom leuchtenden
Blau bis zum schreienden Giftgrün. In dem „Mädchen mit
Blumenstrauß“ ist das Mädchen Nebensache, ist das Mädchen
Puppe, während die Blumen uns förmlich entgegenzittern: hier ist
Impressionismus im Expressionismus. Ein wenig auch in der
goblinhaften „Tessiner Landschaft“ und in der flächigen farben-
dämonischen „Kahnfahrt“. In seinem „Hiob“ fühlt man stärker
die Gedankenarbeit als die ursprüngliche Empfindung; auch die
Gefangenen-Szenen haben zuviel Expressionistisch-Getüfteltes.
Dagegen ist Nr. 12, „Der Ge-
fangene“, ein wahres Meister-
stück des Charakterisierens.

Im Künstlerhause
marschieren die Illustra-
toren auf. Menzel führt sie.

Die Ausstellung ist also ge-
wissermaßen retrospektiv.

Aber Menzel zieht immer,
sagt einem immer was neues.

Immerhin sehen wir hier in
seiner Umgebung viel an-
ständige Kunst. Unter den
Humoristen sowohl als unter
den ernsten Illustratoren. Daß
Dettman einmal so etwas
wie reiner Illustrator 1 war,
kommt uns heute fast wie
ein Märchen vor. Rings um
ihn hängen Arnold, Koch-
Gotha, Schön und andere.

In der Gruppe der Ernsten
fallen Franz Eichhorst und
Erich W o 1 f s f e I d auf, Fritz
Lederer, Otto Marcus,

Leo Arndt. Und eine Wand
wird ganz beherrscht von den
alten und neuen Sezessio-
nisten: von Liebermann
und Slevogt bis Meid,

B ar I a c h und J a e c k e I.

Die Galerie Schulte
bringt zum zweitenmal inner-
halb eines Jahres eine Kollek-
tivausstellung des Hamburgers
Thomas Ludwig Herbst
(f Januar 1915). Er liebt zwar
die Ruhe der saftigen Wiesen-
landschaft, malt sie aber mit
temperamentvoller Frische. Und wenn er in die'Schlichtheit seiner
Wiese die Kühe setzt, die er bei Zügel studiert hat, dann übertrifft
er bisweilen den Meister an plastischer Gestaltung. Sonst steht
eigentlich seine Malart eher der eines Troyon nahe . . . Neben
Herbst interessiert uns bei Schulte noch Willy ter Hel 1.
Ein Maler-Poet. Eine Zeit lang hielt er sich zu sehr an die
starre, wenn auch linienschöne Silhouette, die er in der Land-
schaft sah, doch seine Farben hatten dabei soviel Intensität und
Sammetglanz, daß seine Bilder, etwa die aus dem Harz, uns
mehr gegeben haben, als sie im ersten Moment versprachen.
Auch heute hängen bei Schulte mehrere von diesen Stücken, die
er vor sieben Jahren gemalt hat, aber in seinen jüngsten Land-
schaften, in der „Waldwiese nach dem Regen“ (1919) oder in den
„Harzbergen“ von 1919 löst sich bereits die Starrheit der Sil-
houette: in seinen neuen Bildern ist schon mehr Atem, mehr Luft.

Adolph Donath.

* *

*

[3 Die Akademie der Künste veranstaltet im November

und Dezember d. Js. eine Ausstellung von Bildnissen aus Berliner
Privatbesitz. Aufgenommen werden in die Ausstellung Bildnisse,
die vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Jetztzeit entstanden
sind, Arbeiten Berliner und auswärtiger deutscher Künstler, und
zwar Gemälde wie plastische Porträts, Graphiken und Zeich-
nungen. Sammler und Besitzer solcher künstlerisch wertvollen
Bildnisse werden gebeten, diese möglichst bald der Akademie
der Künste, Pariser Platz 4, für die Ausstellung namhaft zu
machen.

*

Im Künstlerhause werden, wie wir erfahren, folgende
Ausstellungen vorbereitet:

im Oktober: Kollektion von Werken Lichterfelder
Künstler, Plastiken von Rudolf Marcuse-
im November: die im

„Kunstwanderer“ schon an-
gekündigte Nachlaßaus-
stellung Martin Branden-
burg;

im Dezember: Weihnachts-
ausstellung des Vereins
Berliner Künstler;
im Januar 1920: Ausstellung
des Künstlervereins „Der
Block“;

im März: Kollektionsaus-

stellung Jacob Alberts
(zum 60. Geburtstage);
im April: Kollektion Storch
(Königsberg) und Richard
Eschke;

im Mai: Hans Baiusch ek
(zum 50. Geburtstage).

*

Die Galerie Schulte
stellt, wie wir hören, im
Oktober eine Bllder-Kollek-
tion von Paul P1 o n t k e aus,
ferner Serien von Wilhelm
Blanke (Berlin), Hans
Kohlschein und Max
H Unter (Düsseldorf), Joh.
Marx (Frankfurt a. M).

*

Bei (Hugo Moses ln
Berlin sind deutsche und
französische Meister ausge-
stellt: Liebermann bis

Pechstein, Delacroix
bis Picasso.

Kun{taus{ieUungen im Reiche.
fM Ci neben.

In der Bücherstube am Siegestor wird eine Aus-
stellung des graphischen Werkes von Lovis C o r i n t h vor-
bereitet.

*

Im Graphischen Kabinett der Modernen Galerie

Thannhauser, München, wurde eine Kollektion von
Handzeichnungen von Ernst B a r I a c h ausgestellt, in der sich
auch die Originale zu dem jüngst bei Paul Cassirer, Berlin, er-
schienenen Werk des Künstlers „Der arme Vetter“ befinden.

*

Bei Thannhauser, München, ist eine Sammlung von Bildern
des Münchners von H o e s s 1 i n ausgestellt.

*

Die Ausstellung Hugo von Habermann zum 70. Geburts-
tage des Meisters wurde in der Modernen Galerie

Rembrandt zeichnend

Auktion bei Hollstein & Puppel, Berlin

41
 
Annotationen