Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
2. Novemberheft
DOI Artikel:
Kunstauktionen / Aus der Museums- und Sammlerwelt / Amerikanische Kunststiftungen / Aus der Kunstwelt Italiens / Londoner Kunstschau / Aus dem Pariser Kunstleben / Schweizerische Kunstchronik / Kunstausstellungen / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Freies Bildungswesen und die Kunst / Kleine Kunstnachrichten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0131

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Privatbesitz statt. Vertreten sind Emailfarbengläser und interes-
sante Schliffarbeiten, süddeutsche und schön ausgeführte Lothringer
Fayencen. Unter dem Porzellan befinden sich verschiedene schöne
Frankenthaler, Meißener, Wiener und Höchster Arbeiten. Enthalten
ist ferner eine interessante Kollektion von Silberschmiedearbeiten
der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, daneben auch Zinn, verschiedene
getriebene Kupferarbeiten u. a. Aus der sehr reichhaltigen Ab-
teilung der Möbel sind besonders ein italienisches Renaissance-
zimmer, mehrere komplette Salongarnituren und verschiedene
süddeutsche Prunkschränke hervorzuheben. Desgleichen bieten
ganz besonders die Textilien eine reiche Auswahl schöner Orient-
teppiche, zum Teil in prachtvollen Farben. Unter den Gemälden
begegnen uns verschiedene bekannte Meister alter und neuerer Zeit.

Stuttgaet.

Am 27. November beginnt im Residenzschloß in Stuttgart,
eine große Versteigerung von Gemälden, Bronzen, Vasen, Tep-
pichen, Porzellanen, altertümlichen und neuen Möbeln. Der Ka-
talog vermerkt im ganzen 354 Nummern, die gleichzeitig mit den
Schätzungspreisen versehen sind. In der Gruppe Ölgemälde und
Aquarelle sind italienische, niederländische und deutsche Meister
genannt. Unter den deutschen Namen sieht man Agricola, Preller,
usw. In der Gruppe Bronzen, Vasen usw., finden sich Empire-
Stücke, japanische Arbeiten usw. Die Gruppe Möbel verzeichnet
komplette Garnituren. Die Versteigerung nimmt Felix Fleisch-
hauer vor.

Aus dev jYlufeutris- und Sa.mmlevwelL

Von Max J. Friedlaender, dem Direktor des Berliner
Kalser-Frledrich-Museums und Kupferstichkabinetts, erscheint dem-
nächst bei Julius Bard in Berlin ein großes Werk über A 1 b r e c h t
Dürer als Kupferstecher und Holzschnitt-
zeichner.

*

Der hervorragende Münchner Kunsthistoriker und Kunst-
schriftsteller Dr. Rudolf Oldenbourg, der seit 1911 bei der
Direktion der Alten Pinakothek tätig war und die Privatdozentur
für neuere Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule in
München hatte, wurde als Direktorialassistent an die Gemälde-
galerie des Kaiser Friedrich-Museums in Berlin berufen. Dr. Olden-
bourg hat die Berufung angenommen In München war Oldenbourg
auch für die Münchner Neuesten Nachrichten als Kunstkritiker tätig.

*

Professor Dr. Wilhelm Pin der von der Breslauer Univer-
sität, geht als Nachfolger von H. A. Schmid nach G ö 11 i n g e n.
Kunstwanderer.

*

Aus London wird uns berichtet: Die Sammlung italienischer
Renaissance-Medaillen, im Britischen Museum, hat einen
interessanten Zuwachs in der Schenkung Henry Van den Berg’s,
erhalten, der dem Museum drei Stücke überwies, die der im Juni
in Paris aufgelösten Pozzi-Kollektion angehörten. Die Medaillen
stellen den Sultan Mohammed II. der Türkei dar, sowie die
beiden Cardinale della Roveri und schliesslich das Porträt der
Cornelia ticiliana. Die Sultanmedaille stammt aus dem Jahre 1481
und ist das Werk des Florentiner Bildhauers Giovanni di Bertoldo,
während das Bildnis der beiden Kirchenfürsten, von denen der
eine, der spätere Papst Julius II. war, von dem Napolitaner Gio-
vanni Candida aus den Neunziger Jahren des 15. Jahrhunderts
stammt. Der Künstler der die dritte Medaille schuf, war Pasto-
rina von Siena; Die Zeit der Entstehung dürfte zwischen 1540
u. 1550 liegen.

Das Britische Museum hat weiterhin aus dem Nachlasse des
Herrn A. G. W. Murray, ehemals Bibliothekar des Trinity College,
den sehr seltenen Stich von Israhel van Meckenem, „die Heiligen
Cosmes und Damian“ erhalten.

Testamentarisch vermacht hat Sir Eward Poynter, dem
Museum, den Druck des von Siletty i. J. 1575 veröffentlichten
venezianischen Holzschnittes, der zwar Tintoretto zugeschrieben

worden ist, aber den Namenzug von Cesare Vecelio, einem Ver-
wandten Tizians trägt. Vecellio war als Künstler mit dem Messer
bekannt. Der neue Holzschnitt stellt den Dogen im Palast da,
wie er in einer Sitzung von zwölf Senatoren, einen fremden Bot-
schafter empfängt.

Ameüikantfcbe Kunflftiftungeru

Wie uns aus Newyork berichtet wird, hat George W.
Elkins, der bekannte amerikanische Finanzmann, der Stadt
Philadelphia seine Gemäldesammlung, die viele Meister der
holländischen, viamischen, französischen und englischen Schule
einschließt, unter der Bedingung vermacht, daß die Sammlung in
einem Vorderzimmer eines von der Stadt zu errichtenden und zu
unterhaltenden Kunstgebäudes Unterkunft finden wird. Sollte
innerhalb eines Zeitraumes von fünf Jahren nach dem Tode des
Erblassers ein solches Kunstgebäude nicht errichtet worden sein,
so wird die Schenkung widerrufen.

*

Wie man uns aus Newyork meldet, hat Louis Comfort
Tiffany, als Künstler und Sammler bekannt und vor allem als
Erfinder des „Tiffany Favrile Glases“, seinen Wohnsitz in Laurel-
ton, Cold Spring Harbour, Long Island, V. S. A., nebst 80 Morgen
Land, als Arbeitsstätte für Künstler gestiftet. Zum Unterhalt der
Künstler hat er eine sehr grosse Summe ausgesetzt. In der
Schenkung einbegriffen sind die gesamten Sammlungen und die
grosse Bibliothek Mr. Tiffany’s.

Martin Brandenburg. David (1916).
Künstlerhaus, Berlin.

Aus dev Kun{fu>elt Italiens.

Von unserem ständigen Kunstreferenten.

Rom, im November.

Eines der Wahrzeichen von Bologna, der Neptun des
Giovanni da Bologna, gen. Giambologna (1529—1608), welcher
den Kernpunkt der „Fontana del Nettuno“ bildet, war während
des Krieges von seiner Basis abgenommen und zur Sicherung
vor Bomben in den Kellerräumen des Rathauses untergebracht
worden. Auf die Gerüchte hin, daß die Bronzestatue infolge der
Art ihrer einstweiligen Postierung mancherlei Schaden genommen
hätte, wurde sie von fachmännischer Seite einer genauen Unter-
suchung unterzogen, welche aber ergab, daß der Neptun völlig
intakt sei Binnen kurzem wird er wieder auf seinem eigenen
Piedestal in der Fonlana del Nettuno zu sehen sein.

*

Die italienische Regierung dürfte auf Rat des Consiglio
Superiore per le antichitä e Belle Arti die historische und kunst-

127
 
Annotationen