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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
1. Dezemberheft
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Pazaurek, Gustav Edmund: Altes Zinn
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0146

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Vorwiegend um praktische Zwecke handelt, werden die
Absätze über Meisterstücke und Markenwesen, Berlings
Lieblingsgebiet, gewiß ebenso willkommen geheißen
werden, wie seine praktischen Ratschläge in den Fragen
der Zinnbehandlung, Zinnpest und der Zinnfälschungen,
mit denen er sein Buch abschließt. Der Anhang über
die Zinnliteratur ließe sich leicht erweitern.1)

Das Abbildungsmaterial ist, wenn auch meist nicht
überraschend, reich und gut gewählt. Die Feinheiten der
Gruppe von Lyon, Mömpelgard, Luneville oder Straßburg
darf man allerdings von den verkleinerten Netzätzungen
nicht erwarten, zumal sie uns selbst in großen Lichtdruck-
tafeln leider im Stiche zu lassen pflegen. Berling hat
daher ganz recht, wenn er hier einem aussichtslosen
Wettrennen etwa mit dem Hauptwerke Demianis aus dem
Wege geht und Gegenüberstellungen der verschiedenen
Temperantia-, Mars- oder Herkules-Schüsseln2) oder

') Namentlich zerstreute Aufsätze über Einzelfragen, oft in
entlegenen Zeitschriften, sind gerade für die Zinnbehandlung
mitunter nicht ganz belanglos. Als Beispiele seien erwähnt: die
Zinnverarbeitung im Fichtelgebirge in der „Bayerischen Gewerbe-
zeitung“ 1892, Nr. 3; Urban, die Geschichte des Zinn-Bergbaues
im nordwestlichen Böhmen in der „Erzgebirgs-Zeitung“, Juni 1904
oder die Zinnsammlung des Iglauer Museums in den „Mitteilungen
des Erzhzg. Rainer-Museums“ 1916, Nr. 7 (auch über böhmisches
und niederösterreichisches Zinn).

-') In der Liste der Temperantiaschüsseln könnten noch die
beiden Stücke des Schlosses Bebenhausen aufgezählt werden,
ebenso die gute Temperantia-Deckelkanne des Marburger Schloß-
museums, das auch die Marsschüssel besitzt; diese nebst Kanne,
aber in keinen guten Exemplaren, findet man auch im Museo civico
von Turin, das auch eine Enderleinschüssel sein eigen nennt-
Eine gute Enderleinschüssel mit Madonnen-Mitte, doppelt signiert,
steht auch im Museum von Nördlingen; die zugehörige Kanne
aber ist schlecht erhalten.

-Kannen vermeidet. Für eine folgende Auflage möchte
man aber doch noch einige interessante Objekte aus
einigen, bisher nicht berücksichtigten Sammlungen gerne
hinzugefügt sehen, wofür ich vielleicht folgende Vorschläge
machen dürfte: die beiden großen, gotischen Wappen-
kannen aus dem historischen Museum von Bern, die
gute, kleine, gotische Kanne des Rijksmuseums von Amster-
dam, wie denn überhaupt die Niederlande für die frühere
Zeit schon aus dem Grunde mehr herangezogen werden
könnten, da sie in ihren Gemälden3) mehrfache interessante
Abarten der Dresdner gotischen Kanne (Berling, Abb. 39)
mit näherer Datierung festzulegen ermöglichen. Ferner
könnte aus dem Museum von Kaiserslautern der gravierte
Zunftschlägel von 1605 mit dem Kurfürstenwappen oder
die Ulmer Kuchenplatte mit dem barmherzigen Samariter
abgebildet werden, ein Gegenstück zu der ebenso reiz-
vollen gravierten Lot-Platte von 1567 aus der Moskauer
Schtschukin-Sammlung, das schöne Delphin-Waschbecken
von 1635 aus dem Six-Hause von Amsterdam und manches
andere.

Da die Gemeinde der Zinnsammler, namentlich der
Sammler von schlichterem Gebrauchszinn, denen bisher
ein wohlfeiles kleines Handbuch vollständig gefehlt hat,
sehr groß ist, darf man wohl annehmen, daß sich der
Bedarf nach einer neuen Auflage sehr bald geltend machen
wird.

Wenn meine Hinweise hierbei dem geschätzten
Kollegen Berling von Nutzen sein können, so wird mich
dies sehr freuen.

3) Vgl. z. B. das Memling-Bild Nr. 256 des Museums von
Antwerpen oder ebenda das Gemälde Nr. 644 von Peter Breughel
d. J. oder im Museum von Hoorn das Gemälde Nr. 21.

Rosenholzkommode
von F. E. Oeben
(1740/50).

In Rudolph Lepkes Kunst-
auktionshaus, Berlin, für
190 000 Mark versteigert.

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