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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
1. Januarheft
DOI Artikel:
Kunstauktionen / Aus der Museumswelt / Kunstausstellungen / Altperuanische Kunst in München / Vom Londoner Kunstmarkt / Schweizerische Kunstchronik / Aus dem Pariser Kunstleben / Das Ende einer Legende / Die Chinesischen Rollbilder / Der Werdegang eines Spielkartensammlers / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0195

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Leipzig.

Im Mai versteigert C. G. B o e r n e r die erste Abteilung der
Sammlung Paul Davidsohn in Berlin-Grunewald-
Sie ist bei weitem die bedeutendste und umfänglichste Sammlung
alter Graphik, die es in Deutschland gibt. Paul Davidsohn ist
jetzt 81 Jahre alt. Seine Sammlung sollte, seinem Wunsche gemäß,
erst nach seinem Tode versteigert werden, der Sammler sah sich
aber durch schwere Krankheit vor einigen Monaten veranlaßt, die
Realisation noch unter seiner eigenen Mitwirkung zu veranstalten.
Davidsohn sammelt seit 50 Jahren auf das intensivste und war
in dieser Zeit, deren erste Hälfte er in London verbrachte, einer
der bekanntesten Sammlertypen auf allen ln- und ausländischen
Auktionen. Er dürfte heute bei weitem der unterrichtetste Kenner
seines Sammelgebietes sein und ist seit langer Zeit in der Ankaufs-
kommission des Kupferstich-Kabinetts in Berlin.

Die Sammlung umfaßt das ganze Gebiet alter Graphik vom
15. bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Hervorzuheben sind das
ausgezeichnete Dürer-Werk, ein R e m b r a n d t - Werk von
unvergleichlicher Schönheit und ein O stade, der fast vollständig
in allen Plattenzuständen ist und als das schönste Ostade-Werk
gilt, das es überhaupt gibt. Dazu kommt ein fast vollständiger
Nanteuil und eine vollkommene Sammlung der Kleinmeister.
Ein fast vollständiger Hollar und im übrigen brillante Ver-
tretungen so ziemlich aller alten Graphik-Meister. Erhaltung und
Druckqualität dieser Sammlung ist so gut wie einwandfrei. David-
sohn duldete keinen mittleren Druck, kein restauriertes oder
fleckiges Blatt.

Die Versteigerung wird, wie wir bereits ersehen, in drei
Teilen erfolgen, die in das Alphabet geteilt wird, sodaß die erste
Auktion im Mai 1920 vor allen Dingen den Dürer und die
Kleinmeister bringen wird.

München.

Die angekündigte 8. Kunstauktion bei Dr. F. X W e i z i n g e r
& C o. fand unter lebhafter Beteiligung von Münchener und aus-
wärtigen Käufern statt. Porzellane, Teppiche und Stilmöbel er-
zielten hervorragende Resultate. Besonders zu erwähnen sind
hierunter folgende Nummern:

No.

98

2 Delfter Dessertschalen, 17. Jahrh. .

Mk

1 000.—



131

Knabe u. Mädchen in Zopftracht,





Höchst-Damm.

»

900.—

V

178

Venus, Frankenthal um 1760-70 .

n

10 600,-

n

179

Jüngling, Frankenthal um 1765—75 .

n

6 900.—

v

187

Stehender Knabe, Wien um 1760—80

n

1 700.—



189

Gärtnerjunge, Höchst, Modell





Melchior.

n

2 400.—

n

308

Italienischer Salon, Florentiner Spät-





renaissance.



16 000.-

V

313

Augsburger Barockschrank ....

»

5 200.—


319

Wiener Kommodenschrank m. Aufsatz

»

4 600.-


339

Ovales Tischchen Louis XVI. . .

y

2 000.-


353

Waschschränkchen m. Wasserbe-





hälter, Spätrenaissance ....



4 200.-



387

Don Quichotte, Buch m. 31 Kupfer-





Stichen, Lüttich 1776 .



820.-



356

Spiegel m. reichgeschn. vergold. Ba-





rockrahmen.

7)

620.—

»

358

Ovaler Rahmen, Lindenholz, reich





geschn.

77

770.-



424

Morgenstern: Meeresbrandung . .



2 450.—


433

K. Rottmann 1856: Golf von Neapel

77

10 000.—

a

498

Aubissonteppich 520 X 450 ....



19 000.—

n

509

Schlangenteppich (Beschir) 380 X 175



102 000 —



514

Beloutschistan 280 X 205 ....

y

7 600.—

M

520

Gürtel, unteritalisch ......

77

400.-

V

550

Spiegel, etruskisch.



800.—

n

657

Halsamphora, chalkidisch ....

77

1 425.—

lÜicn.

lm Auktionshaus für Altertümer GlückseligundWärn-
dorfer werden vom 22. bis 27. Februar versteigert: Alt-Wien

Porzellansammlung, Ostasiatische Porzellansammlung, Gemälde,
Nachlaß Dr. Friedrich von Reeger, Gräfl. Schönbornischer Archivar.
Vom 14. bis 19. März folgt die Versteigerung des Besitzes der
Frau Baronin B., französische und österreichische Möbel des
18. Jahrh. und der Empirezeit, Farbstiche. Vom 18.—28. April
kommt eine bedeutende Gemäldesammlung aus ungarischem,
gräflichem Besitz zum Ausgebot.

Aus dev jvtufeumstüelh

JHeuet’tuet’bungen dev Bevlinev \d\x[een.

Die Gemäldegalerie erhielt zum Geschenk: Mar-
tyrium der hl. Katharina. Süddeutsch um 1470 (von Osmitz); als
Vermächtnis: P. van Lint, Geburt Christi (Senatspräsident
O. Haack, Charlottenburg); im Tausch: Jan Lys gen. Pan, Die
Verzückung eines Heiligen.

Das Kupferstichkabinett erhielt nachstehende Ge-
schenke: Niederdeutscher Meister des 15. Jahrhunderts, An-
betung der Könige (Z.) — P. Flötner, Ornamentale Türumrahmung
R. 54 (H.) — Eb. Viegener, Der Mond über Soest (Mappe mit
Holzschnitten).

Das Münzkabinett erhielt als Geschenk: 350 Geld-
scheine und Notmünzen der Kriegszeit (die verschiedenen Aus-
gabestellen); durch Ankauf: 108 antike Münzen von Lisos,

vom König Kanerki und von Diocletianus sowie Silbermünzen
vom Satrapen Datames, von Amisos und den Himjaren, römische
Großbronzen von Hadrianus und Pius nebst Kontorniaten.

Die Vorgeschichtliche Abteilung des Museums für
Völkerkunde erhielt als Geschenk: Steingerät (sogen.

Pflugschar) von 35 cm Länge von Bredow, Kr. Osthavelland
(v. Bredow); durch Überweisung: Verschiedene Fundevon
Wilkesdorf, Kr. Königsberg (Neum.).

Vom K u n s t g e w e rb e - M u s e u m wurden angekauft:
Eine Sammlung von 28 Delfter Wandfliesen mit biblischen Bildern,
um 1700. — Gotischer Kirchenleuchter aus Bronze; Mörser und
Messingleuchter vom 16.—19. Jahrhundert. Im Tauschwege
erhielt das Kunstgewerbemuseum: Luchs aus Meißner Porzellan,
76 cm hoch, von Kirchner um 1730.

Die amtlichen Berichte erscheinen jetzt unter dem Titel
„Berliner Museen“, Berichte aus den Preußischen Kunstsamm-
Iunngen zweimal monatlich. In Nr. 1 bespricht Wilhelm von Bode
die „Vision eines Heiligen“ von Jan Lys, Carl Brinkmann
schreibt über Edward Solly, Hermann Schmitz über „Mittel-
rheinische Bildteppiche“.

*

Der Direktor der staatlichen Kunstsammlungen in Württem-
berg, Dr. Edwin R e d s 1 o b, tritt an die Spitze des von der
deutschen Reichsregierung geschaffenen Amtes für künst-
lerische Beratung des Reiches. Redslob ist aus Weimar
gebürtig und 39 Jahre alt. Er hat im Germanischen Museum in
Nürnberg, an den Museen in Aachen und Bremen gearbeitet und
zuletzt das Museum in Erfurt geleitet.

Kuntfausßellungeru

ßcttlin.

Um Konrad Westermayr trauern wir. Cözannes Art
war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, aber er hatte sich
seine bayerische Natürlichkeit bewahrt und hatte genau die Grenze
gekannt, die seinem Können gesetzt war. Was man von ihm in
der Nachlaßausstellung bei Neumann sieht — Westermayr ist
bloß 34 Jahre alt geworden — macht den Eindruck eines starken
Sich-Einfühlens in die Farbenreize des Interieurs. Die Technik
flächiger Malerei wird hier mit geschmackvoller Gewandheit be-
herrscht und mit scharfem Blick für das Licht. Da gibt es keine
Exzesse. Man spürt sofort, daß diese schlichten, oft gemütlich
und gemütvoll erzählten Bilder von einem Neutöner stammen, der
seinen Malerweg genau vor sich sah. Schade, daß er sein Ziel
nicht erreichen konnte.

191
 
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