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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Januarheft
DOI Artikel:
Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Die Kunstschätze New-Yorks / Schweizerische Kunstchronik / Aus dem Pariser Kunstleben / Staat und Kunstpflege / Künstlerische Zigarrenkisten / Ein Wettbewerbsdienst / Zur Entwickelung des Profanbaues im Mittelalter / Quellen und Anfänge der griechischen Malerei / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Goyas Ruheort / Kleine Kunstnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0216

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Düsseldorf (2. Preis = 600 Mk.) und Hans Boht-Leipzig (3. Preis
= 300 Mk.); außerdem wurde je ein Entwurf von Georg Hoffmann-
Stuttgart und Richard Bender-Eßlingen angekauft. — Die Württem-
bergische Postverwaltung wird vor Übergang der Württem-
bergischen Post an das Reich noch neue Staats- und Bezirks-
marken herausbringen und schrieb zwecks Erlangung guter
Entwürfe durch das Landesgewerbemuseum für sämtliche in
Württemberg tätigen oder aus Württemberg gebürtigen Künstler
einen Wettbewerb aus, für den zwei 1. Preise zu je 1000, drei
2. Preise zu je 700 und fünf 3. Preise zu je 400 Mk. ausgesetzt sind.

Kunftauktlo neru

Bcttlin.

In Rudolph Lepkes Kunstauktionshause werden am 8. und
9. Februar Gemälde und Aquarelle moderner Meister versteigert.
Am 22. und 23. Februar kommen Antiquitäten, Möbel, Miniaturen
und Dosen zum Ausgebot. Eine Tassensammlung des
18. Jahrhunderts sowie Silbergefäße des 17. Jahrhunderts
verdienen in dieser Auktion bei Lepke besondere Beachtung.

Die Kunstscbätee

Über die Kunstschätze des Metropolitan-Museums
unterrichtet jetzt, wie uns geschrieben wird, eine kleine Liste,
die nicht mehr als 50 der bedeutendsten Stücke dieses New-
Yorker Kunstbesitzes beschreibt. Im Hauptkatalog sind diese
50 Nummern mit einem Doppelstern versehen. Unter ihnen be-
finden sich: das „Grab des Perneb, die „Statue Sesostris I.“, das
„Relief Ramses I.“, „Seto I.“, der „etruskische Bronzewagen“,
ferner van Dycks „James Stuart“, „Metsus Besuch im Kinder-
zimmer“, Raffaels „Madonna“ aus der Morgan-Sammlung, Menilings
„Verlobung der Heiligen Katharina“, Holbeins Margaret Wyatt,
Lady Lee, dreizehn Rembrandts, vier Madonnen der della
Robbias usw. Aus dem 19. Jahrhundert findet man unter anderm
Millets „Säemann“ und vier Bilder von Manet.

Als man vor einigen Jahren dem Direktor des Metropolitan-
Museums die Kardinalfrage stellte, welches nach seiner Meinung
der größte Kunstschatz sei, den das Museum beherbergte, wies
er dem New York Times Magazine zufolge auf den wunderbaren
etruskischen Kriegswagen aus Bronze hin, den einzigen voll-
ständigen, den man in der Kunstwelt kennt. Jetzt muß der Wagen
aber die Ehren des Hauses mit Raffaels „Colonna Madonna“ teilen,
die der Haupttreppe gegenüber im Ehrenplätze der Gemälde-Ab-
teilung hängt. Außerordentlich stolz ist die Museumsleitung auf
ihr „Grab des Perneb“ mit seinen Steingewölben, das in seiner
Gesamtheit aus Ägypten weggeführt und in New York wieder auf-
gestellt wurde. In der ägyptischen Abteilung ist ferner die „doppel-
gestirnte Zedarstatuette des Königs Sesostris I., mit der Krone
Niederägyptens in noch wunderbar erhaltener roter Färbung.
Daneben stehen auch die großen Mauerreliefs aus dem Tempel
Ramses I., den Ramses Sohn Seto vollendet hatte.

Neu angekommen in Amerika, allerdings seit d. J. 1914 unter-
wegs, aber durch den Krieg aufgehalten sind die schwarzen
Granitfiguren der Kriegsgöttin Sekhmet mit dem Löwenhaupt, die
dem Tempelhaine zu Karnak entstammen. Sieben von den Figuren
sind dem Museum durch den Mäzen Henry Walters gestiftet worden.

Von der ganzen Waffensammlung des Museums hat Bashford
Dean, der Abteilungskurator, das Zeichen des zwiefachen Sterns
nur dem wunderbaren Helm verliehen, den Philip Negroli (1510—
1591) für Heinrich I. von Frankreich anfertigte. An Tapisserien
enthält das Museum einen reichen Schatz, darunter den berühmten
Brüsseler Gobelin von Jan van Room aus dem Jahre 1500.

Hervorragend sind daneben die Chateau de Biron-Schätze.
Der französische Seigneur de Biron, Pons de Goutaut, erhielt
i. J. 1495 die Erlaubnis des Papstes, eine zweistöckige Kapelle
im Schloß einzurichten, deren oberes Stockwerk für die Familien-
mitglieder eingerichtet war, während unten die Volksmenge ihre
Gebete verrichtete. Von dort stammen die Grablegung, ein
monumentales Werk und die Pieta. In derselben Galerie ist auch
della Robbias „Mutter mit dem Kinde“.

Aus der A11 m a n - Sammlung hat man sämtliche dreizehn
Rembrandts als eine Nummer in der Liste aufgeführt, denn
an Schönheit geben sie einander nichts nach, obwohl die „Alte
Frau, die ihre Nägel schneidet“ das beliebteste dieser Wunder-
werke ist. Zu derselben Altman-Kollektion gehören auch Memlings
„Verlobung der Heiligen Katharina“ und Holbeins herrliches
Porträt der Margaret Wyatt, Lady Lee, wie auch Rosselinos
Marmorrelief der „Madonna mit dem Kinde“. Rosselinos einzig-
schöne Skulptur der „Anbetung“, in der jede Figur einzeln her-
vortritt, — Mutter, Kind im Korbe, der Heilige Joseph, der Esel,
der Ochse — ist auch ein Glanzpunkt des Museums.

Unter den neueren Meistern treten Renoirs frühes Werk
„Madame Charpentier und ihre Kinder“, Millets „Säemann“ und
von den Manets besonders der „Knabe mit dem Schwert“ hervor.

Köstliche Schätze birgt dann das Museum an Möbeln.
War es doch das erste in Amerika, das dieser Ort des Sammelns
Verständnis entgegenbrachte. Ihren „Clou“ hat die Abteilung in
einem Pult, der Ludwig XVI. gehörte, mit geheimen Schlüssel-
löchern und zwei kleinen Mitteltüren, durch die sich der König
mit seinem Sekretär, der an der Rückwand saß, verständigte.

Die berühmte Spitzenkollektion des Metropolitan
hat man im Sonderkatalog nicht aufgeführt, obwohl behauptet
wird, daß sie die vollkommenste der Welt sei. Von ungeheurem
Werte sind u. a. noch die Limoges-Emailles aus dem 13. Jahr-
hundert und die französischen Elfenbeine der gleichen Epoche.

Reynolds Wilkin, Master Henry Hoar.

Hollstein und Puppel, Berlin.

Scbtueiseülfcbe Kuntfcbüonik.

Der Verlag „Spes“ in Lausanne gibt ein mit Städtean-
sichten und Bildnissen aus dem 18. Jahrhundert fein geschmücktes
Werk des Kulturhistorikers P. Grell et über „Casanova en
S u i s s e“ heraus, das die Freunde des Venetianers ergötzen wird.

*

Der Genfer Verlag Kündig beginnt eine Reihe kurzer gut
illustrierter Malercharakteristiken mit einer ausgezeichneten Studie
von F. F o s c a über P. B o n n a r d. (F o s c a ist selbst Maler,
sein Name ist Georges de T r a z.)

*

Man schreibt uns aus Genf: Der „Salon genevois“ in der
Galerie Moos läßt unter vielem andern Tüchtigen hervortreten
einen Mädchenakt von Felix Appenzeller, Pastelle des
verstorbenen Otto Vautier (Benjamins Sohn Düsseldorfer
Angedenkens, aber wie leicht, lose, locker!), Malereien von
Barraud, Francois, Breßler, Blondin; Plastiken von
Sarkissoff und Vibert, namentlich aber zwei herrliche
Statuen von Lucien Jäggi; Keramik von Demole, Porto,
und insbesondere Paul Bonifas.

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