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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Aprilheft
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Pazaurek, Gustav Edmund: Württembergische Glas- und Edelsteinschneider, [2]: eine Untersuchung
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0295

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Namensvetter10), vielleicht aus Deutschbömen dorthin ge-
kommen sein, Die kurze Lebensdauer von Hess über-
rascht uns weniger, da sie für viele, namentlich für die,
nicht kräftig ernährten Glasschleifer und Glasschneider
bis auf die neuere Zeit zu den fast selbstverständlichen
Berufsopfern gehörte. — Verwunderlich ist es jedoch,
daß dieser, offenbar kränkliche Mann, dessen Können —
nach dem Wiener Glas aus seinem Hochzeitsjahre 1732

Schwartz oder G. E. Kunckel gar nicht verglichen werden
darf, schon im 32. Lebensjahre, vielleicht sogar früher, den
herzoglichen Hoftitel besitzt. Die Konkurrenz in diesem
Fache muß damals in Stuttgart, wo ja nach der oben
mitgeteilten Äußerung J. Schaack 1723 der einzige Stein-
schneider war, keine nennenswerte gewesen sein.

Durch die urkundliche Feststellung, daß Heß aus
Gotha nach Stuttgart kam, erhalten wir eine wertvolle

Abb. 4 b, c: Glasbecher von Michael Hess, Hofglasschneider in Stuttgart, 1732.

Wien. Oesterreichisches Museum für Kunst und Industrie. — (Deckel nicht zugehörig).

zu schließen — etwa mit den besten, gleichzeitigen frän-
kischen oder thüringischen Arbeiten eines Killinger,

,#) Der Name Hess ist — abgesehen vom oben 1733 als
Paten genannten Maler Johann Lorentz Heß in Stuttgart, nicht
selten, namentlich im Kunstgewerbe. Am bekanntesten ist der
Fayencemaler und Farbenlaborant Georg Friedrich Hess, der zu-
nächst in Fulda, dann in Höchst, schließlich wieder in Fulda um
1730—1757 genannt wird und seine beiden Söhne, nämlich Franz
Joachim, der auch als Modelleur in Cassel und Fürstenberg vor-
kommt, und Ignaz, der seine Tätigkeit, wie sein Vater, auf Fulda
und Höchst beschränkt. (Über diese Familie haben wir bald aus-

Bestätigung des Zusammenhanges mit Thüringen,
dessen Gläsertyp gerade bei den geschnittenen Gläsern

führliche Aufschlüsse von Dr. H. H. Josten zu erwarten). Auch
ein Johann Lorenz Hess wird unter den Porzellanmalern zwischen
1751 und 1757 erwähnt. — Später tauchen auf einem anderen Ge-
biet zwei Brüder Hess, nämlich Sebastian (geb. 1793 in Bamberg)
und Paul auf, die u. a. für den Herzog Karl von Lothringen mikro-
technische Elfenbeinschnitzereien (Fürsten-Monogramme, Freund-
schaftsaltärchen auf blauem Grunde u. s. w.) machen. — Inwieweit
der eine oder der andere Hess mit dem Stuttgarter Glasschneider
verwandschaftlich zusammenhängt, mag dahingestellt bleiben.

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