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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Aprilheft
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Pazaurek, Gustav Edmund: Württembergische Glas- und Edelsteinschneider, [3]: eine Untersuchung
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0323

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Stempelschneider damals wiederholt auch Arbeiten in
Halbedelstein ausführten, wird man das in diesem Falle
schwerlich annehmen dürfen, zumal gerade in Hall (in Tirol),
wo ihn der kunstsinnige Gründer der Ambraser Sammlung
beschäftigte, nicht das Schneiden, sondern das Reissen
des Glases mit dem Diamanten geübt wurde. — Erst aus
viel späterer Zeit lassen sich in Gmünd Stein- und Glas-
schneider nachweisen34): 1719 wird ein Steinhändler Leon-

hard Fischer genannt, 1753 Johann Baptist Tr eh er
und 1738 Anton Ott, beides Glasschneider aus Familien,
die im 17. Jahrhundert auch Glasmaler zu verzeichnen
hatten, wie es das Gmünder Totenbuch bezeugt. Im
18. Jahrhundert wird noch der Glasschneider Andreas
Spieß erwähnt, ebenso die Stein- und Glasschleifer-
familie Weindel. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts
begegnen wir den Steinschneidern Georg 0 b r i s t und
Bernhard Vetter; die Deblersche Chronik spricht von
fünf Glas- und Steinschneidern, die schon im 18. Jahr-
hundert zu einer Innung vereinigt gewesen sein müssen.
Die J. Erhardsche Altertümersammlung bewahrt noch das

34) Freundliche Mitteilungen von Prof. Walter Klein, Direktor
der Fachschule für Edelmetallindustrie, der namentlich der Ge-
schichte der alten Gmünder Goldschmiede mit großem Eifer und
den schönsten Erfolgen nachgegangen ist. Vgl. auch seinen ge-
druckten Vortrag „Geschichte des Gmünder Edelmetall-Gewerbes“
(März 1918) S. 6 und 9.

Zunftsiegel (Abb. 9) mit der interessanten Darstellung
eines Schleifzeugs mit einer rotierenden Horizontalscheibe
nebst Wasserkübel; Steinschleifer und -Schneider sind
eben da nicht differenziert. Manche von den Gläsern
mit Gmünder Geschlechterwappen und Namenszügen in
der gleichen Sammlung gehen jedenfalls auf den einen
oder anderen der genannten braven, den Durchschnitt
jedoch nicht überragenden Meister zurück.

Wie in Gmünd haben sicherlich auch in anderen
altschwäbischen Reichsstädten Stein- und Glasschneider
ihre Tätigkeit ausgeübt, wenn diese auch nicht sehr be-
deutend gewesen sein wird; in manchen Fällen wird es
sich auch nur um eine gelegentliche Nebenbeschäftigung
handeln. So hören wir im Jahre 1783 von einem Kupfer-
schmied Pressei in H e i 1 b r o n n 35j, der nicht nur
gute Petschafte, sondern auch Steine nach der Antike
schneidet; obwohl Autodidakt, soll er doch ganz Annehm-
bares geleistet haben. — Schließlich wird auch in der
ehrwürdigen Probsteistadt E11 w a n g e n ein Glasschleifer
genannt, der geschnittene Spiegelrahmen verfertigt, näm-
lich Johann Hartwick, f 176430).

(Fortsetzung folgt.)

3S) Meußels Miscell. artist. Inhaltes, 15. Band (1783), S. 189.

8e) Gradmann in „Kunst- und Altertumsdenkmale in Württem-
berg" III. 1. S. 104.

Abb. 10. „Bade-“ und Panoramengläser von Cannstatt und Stuttgart, um 1820—30.

Stuttgart, Gläsersammlung Pazaurek.

Abb. 9. Zunftsiegel der Steinschneider
von Schwäbisch Gmünd.

Museum von Gmünd.

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