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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Juniheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen / Die Newyorker Renoir-Fälschungen / Londoner Kunstschau / Schweizerische Kunstchronik / Aus dem Pariser Kunstleben / Abbau der Breslauer Denkmäler / Das Münzwesen von Danzig / Neue böhmische Kunstgläser / Ein Archiv des Krieges und der Revolution / Eine Gewerkschaft der Leipziger Künstler / Künstlerstipendien der Ernst Keil-Stiftung / Bibliographische und bibliophile Notizen / Neuerscheinungen des Büchermarktes
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0408

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Im Kunstsalon Konrad Zimmermann sieht man Gemälde
des Karlsruhers August R u m m.

Beemen.

„Deutsche Malerei des 20. Jahrhunderts“
heißt eine Ausstellung, die soeben in der K u n s t h a 11 e ver-
anstaltet wurde und die an 250 Gemälde umfaßt. Berlin ist
durch die beiden Sezessionen mit Liebermann, Slevogt, Corinth
an der Spitze vertreten. München durch die „Scholle“ und die
Jüngsten, Dresden durch Ludwig v. Hofmann usw. Auch der Ex-
pressionismus wird hier durch seine Führer repräsentiert durch
Kokoschka, Pechstein, Helcke u. a.

Datunltadt.

Am 10. Juni ist hier in Anwesenheit des Reichskunstwarts
Dr. Edwin R e d 1 o b die unter dem Titel „Deutscher Expressio-
nismus“ veranstaltete Große Kunstausstellung eröffnet worden.

Düffeldoef.

Im Juli veranstaltet die Galerie Flechtheim eine Aus-
stellung des Werkes des im Alter von 26 Jahren gefallenen
Soester Malers Wilhelm Morgner, von dem einige Bilder in
diesem Jahre zum ersten Male auf der Großen Düsseldorfer
und auf der Darmstädter Ausstellung gezeigt werden. Die Früh-
werke des Malers aus 1909 und 1910 zeigen einen schönen Im-
pressionismus; über den Pointillismus, den er im Folkwang Museum
in Hagen, bei Betirat, Signac und Croß gesehen haben mag,
kommt er 1912 zu einer starken, unbeeinflußten Farbigkeit, die
an die Glasfenster der Soester Kirchen erinnern. Seine letzten
Werke, die im Jahre 1913 entstanden sind — er wurde im Herbst
desselben Jahres zum Militär eingezogen und malte seitdem
nicht mehr — sind ganz abstrakt. Gleichzeitig mit diesen
Malereien zeigt das Graphische Kabinett von Berg <5 Co , das
J. B. Neumann vom Graphischen Kabinett in Berlin übernommen
hat, Morgner’sche Handzeichnungen, Holzschnitte und Radie-
rungen, unter denen sich eine große Reihe von Blättern befinden,
die im Felde, kurz vor seinem Tode bei Langmarck 1917 ent-
standen sind.

fpankfutrt a. M-

Im Frankfurter Kunstverein wird das Werk des ge-
fallenen Malers August Macke gezeigt, der neben Marc zu den
Führern der expressionistischen Kunstbewegung gezählt wird.

*

Im Kunstverein werden neu ausgestellt: Kollektionen
von Reinhold Ewald-Hanau, E. Kuhn-Feldberg, Hermann Lismann-
Frankfurt a. M., Einzelwerke Frankfurter und Münchner Künstler,
sowie der Denkinünzen-Wettbewerb.

Krefeld.

Im Kaiser Wilhelm - Museum: Ausstellung expressio-
nistischer Kunst von Marc bis Kokoschka, Pechstein und
Schmitt-Rottluff, Nauen und Campendonck. Der Katalog ist von
Dr. Thormäler verfaßt.

München.

Galerie Caspari: Werke von Adolf Büger, Pasing. In
Vorbereitung ist eine Ausstellung Gustav Jagerspacher, München

*

Im Münchner Glaspalast (von Hifer Flügel) veranstaltet die
Neue Secession, München, ab Mitte Juli ihre Sommeraus-
stellung.

*

Im Kunstverein stellt Ernst Schn egg Porträtsund
Landschaften aus.

Stuttgaet.

Im Landesgewerbemuseum sind Plakate und Mode-
entwürfe von Ludwig K a i n e r - Berlin, Kostümentwürfe von
Frau Gertrud von Sydow-Wewer-Leipzig sowie Stickereien und
Vitrinenpuppen von Anna Fehrle-Schw. Gmünd vereinigt. — Das
Kupferstichkabinett bietet eine Übersicht über die Ent-
wicklung des Bildnisstichs.

Kun{f aukito neru

fpankfutd a. JyI-

Rud. Bangels Kunstauktionshaus in F r a n k f u r t a. M.
versteigert am 6.-7. Juli Gemälde erster, vorwiegend moderner
Meister, die die Sammlung des verstorbenen Kommerzienrats
Eduard Oehler in Frankfurt a. M. bildeten. Der reich illu-
strierte Katalog 100 t verzeichnet 3 Gemälde von Böcklin (Früh-
lingstag, Spiel der Wellen, Ruine am Meer) 2 Lenbaclis (1 vor-
zügliches Zivilpcrträt Bismarks und 1 Frauenporträt), weiter
Arbeiten von W. Kaulbach, Makart, Gabriel von Max, Adolf
Schreyer, Schwind, Vautier, Friedrich Voltz d. Ae. u. a. Von
älteren Meistern sei ein Genrebild von Greuze, aus der Galerie
Ludwig XVI. stammend der Markusplatz von Francesco Guardi usv |
erwähnt. Im Anschlüsse an die Gemälde wird die Inneneinrich-
tung der Villa des Verstorbenen in der Forsthausstr. 97 zu
Frankfurt a. M. versteigert.

Die JHeioyot’ket? Rcnoit?cfäl{cbungen-

Die Aufdeckung der Renoir-Fälschungen, von denen im
„Kunstwanderer“ bereits die Rede war, hat in den amerikanischen
Kunstkreisen große Aufregung verursacht. Über die näheren
Einzelheiten dieser Fälschungs-Affäre gehen uns noch folgende
Einzelheiten zu: Schon im verflossenen März protestierte die
„Bulletin de la vie Artistique“ nachdrücklich gegen die Ver-
steigerung von 36 Renoirs, die das Blatt als falsch bezeichnete,
die aber laut dem amerikanischen Katalog sämtlich Werke des
großen Impressionisten waren, die er einem langjährigen Modell
geschenkt hätte, von dem der nunmehrige Verkäufer sie erworben
habe. M. Pierre Renoir, der Sohn des Künstlers, dem eine Ab-
bildung eines der Hauptstücke zu Augen gekommen war, bekun-
dete, daß sie keine Schöpfungen seines Vaters wären und daß
sein Vater niemals eine so große Anzahl Bilder verschenkt hatte.
Nichtsdestoweniger fand im Laufe des Frühjahrs eine weitere
Versteigerung von 96 „Renoirs“ in Newyork statt; im Katalog
wurde kaltblütig darauf hingewiesen, daß M. Pierre Renoir von
den Handlungen seines Vaters sehr schlecht unterrichtet sein
müßte, denn der Augenschein würde jeden Kunstkenner von der
Echtheit der Sammlung überzeugen. Nun hat aber die Redaktion
des „Bulletin de la Vie Artistique“ ein Schreiben des Malers
Lucien Mignon erhalten, der den Schwindel aufdeckt. Mignon
behauptet, daß er selbst sämtliche Bilder gemalt hat, die dann
als Renoirs in Newyork verkauft wurden! Im Oktober 1919 habe
er an einen Newyorker Kunsthändler seine sämtlichen Bilder und
Pastelle verkauft, die auch mit seinem richtigen Namen, Lucien
Mignon, gezeichnet waren. Anscheinend ist, um höhere Preise
zu erzielen, seine Unterschrift fortgekratzt worden und dafür
„Auguste Renoir“ gesetzt worden! Natürlich haben diese in
Renoirs umgewandelten Mignons auch ihre amerikanischen Renoir-
Preise erreicht.

Lotidonec Kun{f{cbatu

Es wird uns geschrieben: Man wird sich noch des Auf-
sehens erinnern, das im Vorjahre der Ankauf der wunderbaren
persischen Handschrift aus der ersten Yates Tompson-Versteige-
rung erregt hat. Es handelte sich damals um ein einzigartiges
Manuskript, das im 15. Jahrhundert in Samarkand für Iskander,
den Enkelsohn des allmächtigen Tamburlane, angefertigt worden
war; Mr. Dring vom Hause Quaritsch zahlte £ 500C) dafür.
Letzthin wurde nun bei Sothebys die persische Sammlung
des großen Pariser Kenners, M. Claude Onet, zur Versteigerung
gebracht, ohne daß sie aber solche eminente Stücke umfaßte wie
das soeben beschriebene. Immerhin gab es auch hier „Attrak-
tionen“. Wunderschön war die als „Khosrau-Delhavi“ bekannte
Handschrift mit Miniaturen von Mohamed Massavir aus dem
Jahre 1515. Der kostbare Einband trägt den Namenszug des
Herstellers, Mohamed Salih aus Täbris und ist das einzige bisher
bekannte Exemplar persischer Buchbindekunst, das

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