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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Augustheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Künstler und Luxussteuer / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Vom holländischen Kunstmarkt / Kunst in Prag / Schweizerische Kunstchronik / Londoner Kunstschau / Die Frankfurter Kunstmesse / Eine historische Baugruppe / Leipziger Entwurfs- und Modelmesse / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Neues vom Kunstantiquariat / Anders Zorn †
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0476

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Steigerung gelangt der Nachlaß der Frau Julius Joest, Godes-
berg und eine umfangreiche Kollektion aus dem Besitze eines
norddeutschen Sammlers in erster Linie hervorragende Erzeug-
nisse deutscher Porzellanmanufakturen des 18 Jahrh., eine große
Reihe von Delfter und chinesischen Tellern und Schüsseln, Vasen
etc. Ferner Miniaturen, Dosen, Kleinkunstarbeiten und figürliche
Skulpturen in Elfenbein und Holz, eine stattliche Anzahl guter
Möbel, vornehmlich des 17. und 18. Jahrh., Stickereien und Webe-
reien, sakralen und profanen Charakters und anderes.

Leipzig.

Die von uns bereits angekündigte Versteigerung des zweiten
Teils der Kupferstich-Sammlung Paul Davidsohn bei C. G.
B o e r n e r bringt in der Woche vom 22.-27. November die
Werke des Wenzel Hollar, Robert Nanteuil, Adrian van
O s t a d e und Marc Antonio R a i m o n d i, die in gleicher Reich-
haltigkeit und Schönheit in deutschem Privatbesitz nicht ein
zweites Mal vorhanden sein dürften. Der Vervollständigung seines
Ostade-Werkes und der sicheren Bestimmung von dessen Platten-
zuständen galt ein Hauptinteresse des Sammlers,

jviüncben.

Am 28. und 29. September 1920 gelangen in der Galerie
H e 1 b i n g , München, Antiquitäten, kunstgewerbliche Objekte und
Gemälde aus dem Nachlaß Major Ernst Czermak, München
zur Versteigerung. Der 489 Nummern umfassende Katalog be-
ginnt mit Keramik, wobei das Porzellan mit guten alten Stücken
der Manufakturen Meißen, Wien, Berlin etc. vorherrscht. Es folgt
dann Glas, darunter böhmische und schlesische Gläser des
18. Jahrhunderts. Unter Arbeiten in Metall finden sich Gebrauchs-
gegenstände in Bronze, Kupfer, Zinn und vor allem Silber. Bei
den Möbeln ragt eine Bibliothekeinrichtung der 501ger Jahre
hervor. Auch ein Barockschrank, zwei Holländer-Schränke und
ein Tiroler-Esszimmer im Barockstil verdienen besondere Beach-
tung. Es folgen noch Einrichtungsgegenstände, ostasiatische
Arbeiten und Textilien usw. Den Schluß des Kataioges bilden
Gemälde alter und moderner Meister, wie Josse de Momper,
Kuylenburg, Dietrich, Brand, Claude Josef Vernet, Heinlein, An-
schütz, Hugo Kauffmann, Meyer-Basel und Josef Villroider.

Kunftausftellungeru

Berlin.

Die Herbstausstellung der Galerie Schulte bringt die
Kollektionen: Felix Bürgers, Otto Engelhardt-Kyffhäuser, H. E.
Linde-Walther, Ludwig Neu, Fritz Prelß.

Dresden.

Köln.

Wilhelm Goyert bringt in der September-Ausstellung
seiner graphischen Abteilung eine Gesamtschau von Holzschnitten
des Hamburger Künstlers Tegtmeier, ferner eine Kollektiv-
ausstellung der Radierungen von Seewald.

Leipzig.

In der Galerie Del Vecchio wurde eine große Aus-
stellung von Gemälden eröffnet. Es sind vertreten: Franz v. Stuck,
Angelo Jank, Karl Heffner, Ed. Grützner u. a. Ferner gelangt
eine Kollektion von Graphiken Max Klingers zur Ausstellung.

Mannbßim.

Unser Mannheimer Kunstreferent schreibt uns:
Nächst dem Nationaltheater, in jenem Stadtteil Mannheims, an
den bedeutsame Namen aus der deutschen Kunst, Dichtung und
Geschichte geknüpft bleiben, erschloß sich dieser Tage ein neues
Unternehmen: „Das Kunsthaus“.

Das Kunsthaus ist wohl für Mannheim, nicht aber überhaupt
eine neuartige Schöpfung. Mit dem „Dürerhaus“ in Dresden, bei-
spielsweise, ist der Gedanke eines Kunsthauses bereits vor Jahren
zur Tat geworden. Dort werden beständig die verschiedensten
besten kunstgewerblichen Gegenstände in reicher Auswahl zur
Ansicht und zum Verkauf vorrätig gehalten. Das „Dürerhaus“
bildet heute einen wichtigen Faktor im Dresdner Kunstleben, und
dann will es mir nicht übereilt erscheinen, auch dem Mannheimer
Kunsthaus eine gute Zukunft vorauszusagen, ln dieser Über-
zeugung brauche ich mich keinesfalls dadurch irremachen zu
lassen, daß die Zeiten mittlerweile um vieles schlechter geworden
sind. Dann der Mangel an Rohstoffen und ihre Verteuerung
bringen es mit sich, daß man sich allenthalben bemüht, das vor-
handene Material aufs beste zu verwerten und die vorhandenen
Kunstschätze noch höher als bisher einschätzen wird. Eine qua-
litative Verschlechterung der Kunstgegenstände ist also nicht zu
befürchten; und bestände der Zweck des Kunsthauses nur darin,
dafür einen Beweis zu erbringen, so wäre er, wie sich das Kunst-
haus uns heute darbietet, bereits erreicht.

Sein Programm umfaßt indes noch viele andere Punkte.
Seine Einrichtung ist von dem Leiter des Unternehmens, Herrn
Dr. Herbert Tannenbaum, in so mustergültiger Weise vor-
genommen worden, daß die nächste Absicht des Kunsthauses,
nämlich auch eine Beratungsstelle zu sein, auf den ersten Blick
erkennbar ist und überaus angenehm berührt. Jeder Besucher,
ob er die aufgestellten Kunstwerke und Kunstgegenstände besich-
tigen, oder etwas kaufen oder das Kunsthaus als Beratungsstelle
in Anspruch nehmen will, muß unbedingt das Gefühl haben, zu
diesen Räumen in einem stark persönlichen Verhältnis zu stehen.

A. M.

Bei Emil Richter werden bis Mitte September Gemälde
von Eugen Spiro, Berlin, Paul Bürck, München, E. Adam Weber
und Fritz Faber, Garmisch, gezeigt. — Anschließend findet eine
große graphische Sonderausstellung der Dresdner Sezession
„Gruppe 1919“ statt, unter Teilnahme auswärtiger Gäste. — Im
Graphischen Kabinett Aquarelle und Holzschnitte des jungen
Leipziger Künstlers Erwin Weiß; darnach Sonderdarbietung des
graphischen Werks von Prof. Oskar Kokoschka.

Kiel.

Das Thaulow-Museum veranstaltet z. Zt. eine Aus-
stellung von photographischen Aufnahmen aus der abgetretenen
ersten nordschleswigschen Zone. Neben malerischen Kleinstadt-
winkeln in Hadersleben, Apenrade, Tondern usw. mit reizvollen
Architekturen, schönen Barocktüren, Erkern und reich geschnitzten
Treppen sieht man charackteristische Proben des alten Kunstge-
werbes, markante Bauernhaus- und Gehöfttypen, nimmt mit einer
Reihe Bilder von Kanzeln, Epitaphien, Chorstühlen u. dergl. einen
besonderen Raum ein.

Im Kunstsalon Lipsius und Tischer wurde die bis-
herige Ausstellung durch eine Kollektion B e c k m a n n ’ scher
Graphik abgelöst. Weiterhin werden Aquarelle des Dichters
Hermann Hesse gezeigt.

lYlüncben.

In der Modernen Galerie Thannhauser wird eine
Graphik-Kollektion des Berliners W. Roehricht gezeigt.

jvtünlier.

Im Landesmuseum hat Prof. Geisberg eine Schau
„die Wiedertaufe“ in Münster zusammengestellt, die mit fast
4C0 Nummern die in allerlei staatlichen und privaten Sammlungen
zerstreuten Überreste aus dieser interessanten Zeit der deutschen
Geistes- und Wirtschaftsgeschichte vorführt. Die Überbleibsel
der Zeit: der Spieltisch aus dem Dom, die Folterzangen aus dem
Rathause, die Siegelabdrucke aus dem Marburger Staatsarchive,
Briefe, Urkunden, die Folterprotokolle der Hauptpersonen, Bilder,
Bildnisse und Münzen — weiterhin eine Gruppe der Wiedertäufer-
streitschriften, die Flugblätter und Zeitungen, dann fast vollständig
die geschichtlichen Darstellungen der Wiedertaufe, von der Mitte
des 16. Jahrhunderts bis auf unsere Zeit und ebenso die litera-
rischen Bearbeitungen, diese von der Volksschrift bis zum Roman,
Schauspiel, Oper und Fastnachtsspiel. Unter den neueren Dar-
stellungen in der Kunst besonders Joseph Sattlers Folge und die
Steinzeichnungen der Ida C. Stiöwer. — Erfreulicherweise konnte
das Material der Ausstellung wenigstens in einem knappen wissen-
schaftlichen Kataloge festgehalten werden. U.

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