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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Augustheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Künstler und Luxussteuer / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Vom holländischen Kunstmarkt / Kunst in Prag / Schweizerische Kunstchronik / Londoner Kunstschau / Die Frankfurter Kunstmesse / Eine historische Baugruppe / Leipziger Entwurfs- und Modelmesse / Neuerscheinungen des Büchermarktes / Neues vom Kunstantiquariat / Anders Zorn †
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0475

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Aus dev jYlufeums- und SammlevwetL

Am 31. August wird Geheimrat Direktor Dr. Georg Minden
in Berlin 70 Jahre alt. In den Kreisen der Kunst und Wissen-
schaft wird dieser Tag besonders vermerkt. Denn Geheimrat
Dr. Minden ist nicht bloß einer der vortrefflichsten Kunstfreunde
Berlins, sondern auch gemeinsam mit seiner überaus kunstsinnigen
Frau Franka, einer der ernstesten und stärksten Förderer wissen-
schaftlicher Bestrebungen. Er hat zu zahlreichen Erwerbungen
des Museums für Völkerkunde erheblich beigetragen und dem
Museum für Volkskunde wiederholt die namhaftesten Schenkungen
gemacht. In der Klosterstraße in Berlin steht ein ganzer Hoch-
zeitswagen, der, wie uns von hervorragender Museumsseite mit-
geteilt wird, eine Stiftung des Ehepaares Minden ist.

Auch der Akademie der Wissenschaften, der Gesellschaft
für Erdkunde usw. ist Geheimrat Minden ein hochzerziger Freund
und die Anthropologische Gesellschaft sowie der Volkskunde-
Verein — beiden Vereinen stiftete er die bekannte Virchow-
Plakette — zählen ihn zu ihren großen Förderern. Er ist seit
langer Zeit im Vorstand der Anthropologischen Gesellschaft.

Im kunstfreudigen Hause Minden verkehren bedeutende
Gelehrte und Künstler. Auch sie begehen dankbar die Feier des
siebzigsten Geburtstages des jugendlich rüstigen und geistes-
frischen Geheimrats Dr. Georg Minden.

*

Das neueste Heft (Nr. 5 Jahrgang XLI) der unter dem Titel
„Berliner Museen“ erscheinenden Berichte aus den Preußischen
Kunstsammlungen ist der zweiten Schenkung von Dr. James
Simon ans Kaiser-Friedrich-Museum gewidmet. Wiilhelm von
Bode würdigt allgemein die 350 Nummern umfassende Samm-
lung altdeutscher Kunst, Demmler bespricht „Die Plastik der
Renaissance“, W. F. Vo Ibach „Die gotische Plastik“. Max
J. Friedländer wertet die Gemälde dieser Sammlung wissen-
schaftlich ein und Hermann Schmitz beschäftigt sich mit den
zu der Simonschen Schenkung gehörenden Bildteppichen.

*

Der Gebrauchsgraphik-Sammlung des Kunstgewerbe-
Museums in Berlin hat Geh. Regierungsrat von zur Westen
über 700 Gelegenheitsblätter, Festkarten, Bücherzelchen u. a.,
Arbeiten vorwiegend deutscher Künstler überwiesen.

*

Der Umzug der Sammlungen des Berliner Kunst-
gewerbemuseums aus der Prinz-Albrecht-Straße nach dem
Schloß am Lustgarten ist soweit vorgeschritten, daß jetzt in allen
Abteilungen erhebliche Lücken entstanden sind. Die Sammlungen
sind daher für den Besuch des Publikums bis auf weiteres ge-
schlossen worden.

*

Die Verwaltung der „Stadtgeschichtlichen Sammlungen“
(Städtische historische Sammlungen) in Baden-Baden teilt
uns mit, daß der mitgründende Leiter der Sammlungen, Altstadt-
rat Stanislaus Kah sein Amt niedergelegt hat. Die 1892 vom
Stadtrat mit der Leitung beauftragten vier Stadträte: Hugo von
Bömble, Herman Jung, Stanislaus Kah und Hermann Weber,
nach dem Ableben des Hugo von Bömble durch den Stadtrat
Anton Klein ersetzt und später mit der Zuziehung eines neuen
Mitgliedes, Stadtrat Dr. Oskar Rößler, bildeten die Sammlungs-
kommission, bis im November des Jahres 1906 der Stadtrat den
Altstadtrat Stanislaus Kah zum Konservator ernannte und ihm die
Gesamtleitung übertrug. Zu seinem Nachfolger ernannte der
Stadtrat den schon seit länger Zeit in der Bücherei beschäftigten
Geheimen Regierungsrat Dr. Schmitz.

Künftiev und luxuslfeuet?

Die Proteste der gesamten Künstlerschaft gegen die „er-
höhte Umsatzsteuer auf Kunstwerke“ (15 °/0) haben einen erfreu-
lichen Erfolg gehabt. Wie die Schutzstelle der wirtschaftlichen
Verbände bildender Künstler für Urheber-, Verlags- und Steuer-
recht mitteilt, hat der Reichstag am 30. Juli 1920 eine Novelle

zum Umsatzsteuergesetz beschlossen, wonach Atelierverkäufe,
also Verkäufe, die der Künstler direkt mit dem
Kunstfreund abschließt, ab 1. Januar 1920 nicht der
Luxussteuer unterliegen. Der Künstler hat demnach bloß die
allgemeine Umsatzsteuer von V/2°/0 zu entrichten.

Kunffaukitoneru

Die Doubletten

dev Säd){i{ef)en Staatsfammlungen.

Am 12. Oktober beginnt im Sächsischen Kunstverein auf der
Brühlschen Terasse in Dresden eine zweite große Versteige-
rung von Doubletten aus den Sächsischen Staatssammlungen.
Auch diesmal führt das Berliner Kunstauktionshaus Rudolph
Lepke die Versteigerung durch. Die Sammlung, die zum Ver-
kauf gelangt, umfaßt nicht weniger als 1759 Nummern, während
im Oktober 1919, da in Berlin die erste Versteigerung der Säch-
sischen Doubletten stattfand, 751 Stücke ausgeboten wurden.

Auch dieses Mal kommen Porzellane aus dem Johanneum
und Waffen aus der Gewehrgalerie zu Dresden an die
Reihe. An diese Stücke schließen sich jedoch auch Gemälde aus
der Dresdner Gemäldegalerie sowie Elfenbeinskulpturen
aus dem Grünen Gewölbe an. Unter den Gemälden
befinden sich vier Pastelle der Rosalba Carriera (1675— 1757),
drei Bilder des Dresdner Hofmalers Chr. W. E. Dietrich
(1712—1774) und eine Landschaft des Venezianers Marco Ricci
(1679—1729). Diese Gemälde werden zu Beginn der Versteige-
rung vorgenommen werden. Sodann folgt das Ausgebot von
italienischen Majoliken des 16. Jahrhunderts, von
holländischen Roten Tonvasen (um 1700) und Bayreuther
Tonvasen. Die Gruppe Meißen, die sich anschließt, beginnt
mit dem Boettger-Steinzeug und Boettger-Porzellan, bringt dann
Vasen, Teller und Schalen der früheren Heroldschen Zeit sowie
plastische Arbeiten der Herold-Kändler-Epoche, darunter die be-
rühmten weißglasierten Tiere und die bemalten Vögel. Einiges
Porzellan aus der Marcolini-Zeit ergänzt diese Serie. Die an Rari
täten reiche Gruppe des China- und Japan- Porzellans
enthält an 1300 Stücke. Unter den Elfenbein-Arbeiten des Grünen
Gewölbes sind fast ausschließlich Stücke des 18. und 19. Jahr-
hunderts, vorwiegend italienische Statuetten und Reliefs.

Wir kommen auf diese Sammlung, deren Auktion man mit
umso größerer Spannung entgegensehen kann, als sie Qualitäten
von internationalem Range bringt, demnächst noch zurück. Der
Katalog dürfte Anfang September erscheinen. Er ist von Ernst
Zimmermann, dem Direktor der Porzellansammlung in
Dresden, Louis S p o n s e 1 , dem Direktor des Grünen Ge-
wölbes, und Erich H a e n e 1, dem Direktor der Gewehrgalerie
bearbeitet.

Beclin.

Das Kunstauktionshaus Rudolf Lepke bereitet eine Reihe
von sogenannten gemischten Versteigerungen vor, die nach der
oben erwähnten Dresdner Doubletten-Auktion in Berlin statt-
finden werden.

*

Bei Hollstein und Puppel in Berlin findet vom
18. bis 21. Oktober eine Versteigerung von Kupferstichen, Schab-
kunstblättern, Farbendrucken des 17. und 18. Jahrhundertes statt.
In der Kollektion befindet sich auch eine Abteilung „Schweiz“
mit seltenen farbigen Ansichten und Kostümblättern Schweize-
rischer Künstler. — Für den 8. November bereiten Hollstein
und Puppel die Auktion einer Sammlung vor, in der das fast voll-
ständige Werk Daniel Chodowieckis sowie eine Serie
Goethe- Bildnisse (Arbeiten deutscher Künstler von 1748—1849)
enthalten sind.

Köln-

Math. Lempertz (P. Hanstein & Söhne) Köln hält seine
erste Herbstauktion vom 28. September bis 1. Oktober. ZurVer-

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