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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Oktoberheft
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Donath, Adolph: Die jüngsten Preise für Meißener Porzellan
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Engelmann, Max: Das Meisterstück eines Münchner Renaissance-Uhrmachers
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0076

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(Kat.-Nr. 606) erzielte 3500 Mk., Dolche aus der 2. Hälfte
des 16. Jahrhunderts kamen auf 5200 Mk. (Nr. 632) auf
5500 Mk. (Nr. 633). Für Nr. 638, Sturmhaube der sächsi-
schen Trabanten unter Kurfürst Christian I., Ende lö.Jahrh.,
gab man 23 000 Mk., für Nr. 639, Morion der sächsischen
Trabanten (aus der gleichen Zeit) 18 000 Mk. Eine Rad-

schloßbüchse, zweite Hälfte 17. Jahrhundert (Nr. 690) er-
reichte 3450 Mk.

Das Gesamtergebnis der Versteigerung der
751 Nummern dieser Porzellan- und Waffen-Kollektion
aus den Sächsischen Staatssammlungen betrug ungefähr
3 323 000 Mark.

Das jYletffet’ftüek eines jvKincbneü Renaissance^Ubemacbees

oon

jvtax enget mann

Offenbar mit den Gemütswerten eines Hans Sachs
ausgestattet, schlug der neue Uhrenmeister, im
Selbstbewußtsein seines frischen Könnertums, an den
Rand der Überdachung seines Werkes die Worte:

VEYT SCHAVFEL BIN ICH GENANT —
GVOTEN GESELEN WOLBEKANT—

HAB MICH WOL RECHT BEDACHT
D1SE UR ZVO MINCHEN ZUMAISER
STVCK GEMACHT — ANNO DOMINI - 1554
Die ersichtliche Freude
über das Gelingen seines
Werkes müssen wir heute
noch für berechtigt halten,
denn diese Uhr gehört zu
dem frühen Edelgut, das uns
die Deutsche Uhrmacherei
der Renaissance hinterließ.

Reicher Schmuck der neuer-
blühten Formenwelt der Antike
ist über das ganze Werk
ausgestreut. Der ehemalige
Goldschmied Albrecht Dürer
wies ihr den Weg zur
deutschen Ausdruckskunst
und ein Wenzel Jamnitzer
verhalf ihr, namentlich in
seinen Goldschmiedearbeiten,
zu eigenem hohen Stil.

An der künstlerischen Uhr
dieser Zeit finden wir
immer nur den Uhrmacher
genannt. Daher vermag man
selten sicher zu erkennen,
ob an solchen Werken bereits
eine Arbeitsteilung stattfand,
indem der Uhrmacher das
Werk, der Goldschmied
die Gehäusezier schuf. Wir
können annehmen, daß des
Uhrmachers Tätigkeit höher
bewertet wurde, da sie
bei solch weit ausgebildeten
Werken mit den wissen-
schaftlichen Erkenntnissen der

Zeit Hand in Hand gehen mußte. Das Gebrauchsgerät
stand über der damals fast selbstverständlichen schönen
Überflüssigkeit des Luxusgegenstandes. Verwandte Ge-
werbe griffen damals vielfach ineinander und ihrer
Meister Ausbildung war oft eine mehrere Berufe um-
fassende. So gehörten, namentlich in den Anfängen des
Innungswesens, vielfach die Schmiede-, Uhr-, Sporen-,
Winden- und Kompaß-Macher, da und dort auch die
Goldschmiede einer Innung an. Der Uhrmacherei dieser

Zeit haben namentlich für den
Gehäuseschmuck in seinen
gegossenen Teilen, schon
fertige „Furnituren“ zur Ver-
fügung gestanden. So lassen
sich z. B. die lebendig
reliefierten und fein ziselierten
Ecksäulen dieses Meister-
stückes an einer anderen,
ganz ähnlich gestalteten Uhr
von dem Augsburger Jeremias
Metzker aus dem Jahre
1564, die in der Wiener
Schatzkammer verwahrt wird,
in ganz gleicher Ausführung
nachweisen.

Verfolgen wir den Meister
„aktenmäßig“, so erfahren
wir zunächst aus einem
Münchner Ratsprotokoll vom
17. August 1554, daß er sein
Meisterstück als Schlosser
machte:

„Veit Schauffl Schlosser
Ist anheut Im handwerckh
der Schlosser oder urmacher
zum maister angenommen,
hat angelobt an die Camer
und des hantwerkhs puxen
zugeben was gebrauchig,
und vermög der Satz zu-
arbeithen. Actuml5.Augusti
ao 1554.“ Am 15. Dezember
des gleichen Jahres führte
er „4 fl 4 Schilling Gemain-

Abb. 1. Vorderseite des Meisterstückes von Veit Schaufel
München i. J. 1554.

Sammlung Dr. Antoine-Feill, Hamburg.

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