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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Februarheft
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Pauli, Gustav: Der Bilderverkauf aus dem Magazin der Hamburger Kunsthalle
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0225

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7ahrgang iPqo

Herausgeber: AdOtpf l DOHQ ifl

l. FebruarFieft

Der Bttderoerkauf

aus dem jvtagastn der Hamburger Kundballe

oon

Quliao Pauli

Wir haben uns an den Direktor der Hamburger
Kunsthalle, Dr. Gustav Pauli, mit der Bitte gewendet,
zu den Angriffen Stellung zu nehmen, die in einem Teil
der Tagespresse wegen des Verkaufs von entbehrlichen
Bildern aus dem Magazin der Kunsthalle gegen die
Verwaltung dieses hervorragenden Hamburger Kunst-
instituts erhoben worden sind. Direktor Dr. Pauli
schreibt an den „Kunstwanderer“:

Die Hamburger Kunsthalle verfügte über unverhältnis-
mäßig große Magazinbestände: fast 2000 Gemälde,
einige hundert mehr als die der ausgestellten Galerie.
Unter diesen Umständen wurde es in der Bürgerschaft
angeregt und beschlossen, die Kunsthallenverwaltung zu
ermächtigen, die für die Zwecke der Galerie entbehrlichen
Kunstwerke zu veräußern. Demnach hat die Kommission
für die Verwaltung der Kunsthalle auf Vorschlag des
Direktors annähernd 500 Bilder ausgeschieden, Genre-
bilder, Landschaften, Bildnisse aus älterer und neuerer
(meist vorgestriger) Zeit — Dinge, die seit Jahren ver-
graben nicht nur für die Hamburger Kunsthalle, sondern
für jedes andere Museum der Welt äußerst entbehrlich
waren. Die Auswahl ist denn auch von den schärfsten
Kritikern der Kunsthallenverwaltung nicht beanstandet
worden. Die Absicht, für den Erlös von 500 Minder-
werten wichtige Neuerwerbungen zu bestreiten, also
toten Ballast in Leben umzusetzen, verdient doch wohl
Billigung. Somit darf die künstlerische Seite der Sache
als erledigt betrachtet werden; die wirtschaftliche freilich
noch nicht.

In der Kommission für die Verwaltung der Kunst-
halle bestanden gewisse Bedenken gegen eine mit den
üblichen Reklamemitteln beförderte öffentliche Versteige-
rung. Eines dieser Bedenken ist seltsamerweise auch

von einem ihrer Kritiker in den Hamburger Nachrichten
geäußert worden: die Beeinträchtigung des hamburgischen
Kredits. Ferner wird jeder Billigdenkende einräumen,
daß es für eine Galerieleitung etwas mißliches hat,
Bilder, die sie als minderwertig abstoßen will, anpreisen
zu lassen, wie sich das für eine öffentliche Versteigerung
mit illustriertem Katalog von selbst versteht. Schließlich
erschien es als unangebracht, die von den berufenen
Sachverständigen getroffene Auswahl der abzugebenden
Bilder vorerst der Kritik des Publikums zu unterbreiten.
Wohin würde man geraten? — Von den uferlosen
ästhetischen Erörterungen, von der Aufreizung persön-
licher Empfindlichkeiten, bekam man jetzt post festum
noch eine Kostprobe. Jedenfalls wäre die beabsichtigte
Veräußerung nicht erleichtert worden. — Demnach zog
es die Verwaltung der Kunsthalle vor, nur einen kleineren
Teil der Bilder — zwar durchaus nicht im Geheimen,
aber doch nicht unter Hinweis auf die Kunsthalle —
versteigern zu lassen. Der größere Teil wurde unter der
Hand einigen kapitalkräftigen Kunsthändlern in Hamburg
und außerhalb unter Übersendung einer Liste angeboten,
und zwar solchen, die ihr grundsätzliches Interesse für
die geplante Veräußerung zu erkennen gegeben hatten.
Der Erfolg war nicht sehr ermutigend.

Von den auswärtigen Herren inter-
essierte sich nur einer für das Geschäft.
Und dieser eine reflektierte nur auf
neun Bilder aus der ganzen Masse! — Von
den drei Hamburger Firmen hatten sich zwei vereinigt,
deren Kollektivgebot das der dritten Firma beträchtlich
überstieg und demnach den Zuschlag erhielt. — Im

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