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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Februarheft
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Donath, Adolph: Der deutsche Kunsthandel und die Valuta
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Mayer, August Liebmann: Ein unbekanntes Bild der Bosch-Werkstatt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0248

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Denn ein Vorgehen nach Schema F könnte ihn über
Nacht hemmen und — ruinieren.

Daß uns von geschätzter Seite der Vorschlag zugeht,
dahin zu wirken, daß die Ausländer, die unsere Kunst-
auktionen besuchen, in ihrer Währung zahlen sollen,
das beweist schon die Berechtigung unserer Anregung
mit dem Kunsthandel zu paktieren. Denn jener Valuta-

vorschlag scheint uns nicht durchführbar. Der Kunst-
händler oder der Auktionator muß schließlich mit der
Psyche des Käufers rechnen. Das ist eine Selbst-
verständlichkeit. Im übrigen würde der Ausländer ein solches
„Zwangsverfahren“ leicht umgehen: er brauchte bloß durch
seinen deutschen Kommissionär zu kaufen. D i e paar
Prozente spielen da gewiß keine Rolle.

Sin unbekanntes Bild dev Bo{ebcLDet?k{tatt

oon

Auguft L Mayeü

In die an bedeutenden Kunstwerken jeder Art so über-
aus reiche Sammlung D. Jos6 Läzaro in Madrid ist in
den letzten Jahren unter anderem eine kleine Tafel ge-
langt, die Hieronymus Bosch außerordentlich nahe steht.

Barock spricht sich nicht nur in der Art seiner Lagerung
aus, sondern vor allem auch in der Gestaltung der
höchst phantastischen Wunderpflanze, die neben ihm
emporzüngelt. Ein Echo zu ihr bilden die nicht minder

Bosch-Werkstatt, Täufer
Johannes in der Wüste


Sammlung Lazaro,
Madrid

Dargestellt ist der Täufer Johannes in der Wüste. Die
ganze Auffassung atmet in jedem Zug den Geist des
phantasievollen Holländers, der alle Dinge in ganz eigenem
Lichte sah und Originalität keineswegs um jeden Preis
suchte, sondern hinter dessen Auffassung sich überall ein
tiefer Sinn verbirgt. Dies gilt auch von diesem vor sich
hinsinnenden Johannes, der mit seiner Rechten Buch-
staben auf den Rasen zu malen scheint. Spätgotisches

eigenartig geformten Felsenhügel im Hintergrund. Auch
die Farbe, namentlich das nach violett schimmernde Rot
besitzt ganz den Charakter von Boschs Kolorit. Das
einzige, was davon abhält, dies köstliche Bild Bosch selbst
zu geben, ist die Wiedergabe des Laubwerks, der Bäume
mit den zahlreichen Lichttupfen. Kein Zweifel kann aber
bestehen, daß das Werk in die nächste Nähe des hol-
ländischen Meisters zu setzen ist.

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