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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Augustheft
DOI Artikel:
Pazaurek, Gustav Edmund: Verschollene Kunstwerke
DOI Artikel:
Sarre, Friedrich: Die orientalischen Teppiche aus dem ehemaligen Wiener Hofbesitz
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0448

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dem Antiquar Offermann in Köln ein Doppelwandglas,
nämlich einen Zwischengoldbecher mit den
14 Leidensstationen, der die Bezeichnung
P. Pacificus Kliegel trug. Ich hatte damals
leider noch nicht das Recht, ein solches Stück ohne
Weiteres anzukaufen, und als dies später möglich wurde,
war dieses etwa aus dem Jahre 1730 stammende Glas
bereits längst aus dem Handel verschwunden. Es ist
mir leider nie mehr zu Gesicht gekommen, obwohl ich
zahllose Privatsammlungen inzwischen kennen gelernt

habe; und alle Bemühungen, den gegenwärtigen Auf-
enthaltsort dieses Stückes, von dem keine Abbildung
existiert und das die sonstige Literatur nirgend nennt,
ausfindig zu machen. Und doch wäre gerade dieses
Glas als das einzige signierte Stück der ganzen
Gruppe von Wichtigkeit, zumal ich inzwischen den
Herstellungsort feststellen konnte. Wenn einer der
Leser des „Kunstwanderers“ darüber einen Anhalts-
punkt zu geben vermöchte, wäre dies gewiß von
größtem Interesse.

Die oeientalifeben Teppiche aus dem ehemaligen

LDienee Hofbelib

non

ftuedtucb Satire

Im Anschluss an den Artikel über die Wiener Gobelin-
ausstellung, den der Direktor der Wiener Gemäldegalerie
Dr. Gustav Glück im „Kunstwanderer“ veröffentlichte,
geben wir heute eine Besprechung wieder, die Professor
Dr. Friedrich Sarre in Berlin, der hervorragende Kenner
der orientalischen Kunst, über die soeben eröffnete
Wiener Ausstellung orientalischer Teppiche aus ehe-
maligem Habsburgischen Besitze für den „Kunstwanderer“
geschrieben hat.

\ Ton berufener Seite ist im 1. Juniheft dieser Zeit-
* schritt auf die Ausstellung der Wiener Gobelin-
sammlung hingewiesen worden. Seit kurzem hat man
nun auch einen anderen, nicht minder kostbaren Kunst-
besitz des habsburgischen Kaiserhauses der Allgemeinheit
zugänglich gemacht, indem man die schönsten und
künstlerisch wertvollsten orientalischen Teppiche, die
bisher unzugänglich im Schloß von Schönbrunn aufbe-
wahrt wurden, im
Österreichi-
schen Museum
für Kunst und
Industrie zur
Ausstellung brach-
te. Nur zweimal,
auf der großen
Wiener Teppich-
ausstellung im
Jahre 1891 und
neun Jahre später
auf der muhamme-
danischen Aus-
stellung in Mün-
chen, sind diese
Schätze gezeigt
und dann auch
in den diese Ver-
anstaltungen be-
handelnden Ver-
öffentlichungenbe-
kannt gemacht
worden, aber nicht

ihrem ganzen Umfange nach. So kamen jetzt bei der
Inventarisation des Hofbesitzes z. B. zwei prachtvolle
persische Tierteppiche zum Vorschein, die auch den
Wiener Kunstforschern bisher unbekannt geblieben
waren. Man hat sich auf die Vorführung von 16 der
bemerkenswertesten Stücke beschränkt, die im Lichthofe
des Museums eine Art von Tribuna altorientalischer
Teppichkunst bilden. Die Mitte nimmt als piece de
resistance der seidene Jagdteppich ein, der auf einem
Podium ausgebreitet hier besser zur Geltung kommt als
in München, wo eine schützende Glasdecke die Wirkung
behinderte. Ihn umgeben, in den Arkaden des Säulen-
ganges aufgestellt oder herabhängend die übrigen Stücke,
die vorzüglich zur Geltung kommen und von unten
und von dem oberen Umgänge aus in der verschie-
densten Beleuch-
tung und in ver-
schiedenem Ab-
stande betrachtet
werden können.
In einem großen
Nebensaale sind
die schönsten
Teppiche des Mu-
seums vereinigt,
an denen ja die
Wiener Sammlung
aus dem Bestände
des ehemaligen
Handelsmuseums
besonders reich
ist, und so hat
man eine ganz
einzigartigeSchau-
stellung geschaf-
fen, für die alle
Freunde orienta-
lischer Kunst den
Veranstaltern, Hof-

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