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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
1./2. Märzheft
DOI Artikel:
Hoefner, Friedrich: Aufdeckung der frühesten römischen Basilika: ein unterirdisches Monument bei der Porta Maggiore
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0269

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Herausgeber: Adolph Donüiri

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1./2. Nltürzficft

Aufdeckung dec fälbelten eömtßben Baßlika

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Unser römischer Kunstreferent Dr. Friedrich Hoefner
sendet uns nachstehenden Bericht über die bedeutungs-
volle Aufdeckung eines unterirdischen Monuments aus
frührömischer Kaiserzeit.

Rom, im März

Unweit der Porta Maggiore in Rom ist unterhalb des
antiken Terrains ein Komplex von zwei unter-
irdischen Räumen aufgedeckt worden, die kunstgeschicht-
lich von hohem Interesse sind.

Der eine im Ausmaße von 3,62 mal 3,50 m diente
sicherlich als Vorraum (Pronaos). Der Boden ist mit
einem Mosaik von weißen Sternchen belegt — nur längs
der Mauer laufen zwei schwarze Mosaikstreifen — und
senkte sich gegen die Mitte, wo sich eine 2,55 m tiefe
Zisterne befindet, um die ebenfalls ein Band aus
schwarzen Mosaiksteinchen quadratisch herumläuft. In
die Ecken des Quadrates sind Palmetten eingewoben.
Von der Zisterne her öffnet sich unterirdisch ein schmaler
Gang mit merklichem Gefälle in einer Länge von zirka
8,80 m, der in eine Art Wanne mündet. Sowohl die
Zisterne als auch der Gang dienten zur Sammlung des
Wassers, das durch den Lichtschacht in den Vorraum
eindringen konnte.

Die Wände dieses Raumes sind gänzlich mit einem
Stucküberwurf überzogen, der auch heute noch Spuren
von figürlichen Stuckreliefs aufweist. Nur der Sockel
des Gemaches und ein Streifen, der sich unterhalb des
Tonnengewölbes längs des ganzen Raumes hinzog, sind
rot untermalt und mit figürlichen Szenen geschmückt.
Das Gewölbe selbst ist zum Teil bemalt, zum Teil mit
figürlichem Stuckrelief dekoriert.

Aus diesem Raume führt eine überwölbte Tür in
einen zweiten, der durch seine Gliederung besondere
Beachtung verdient. Schon durch seine Masse ist er als
Hauptraum gekennzeichnet; er hat nämlich 12 m und 9 m
im Geviert. Seine Gliederung entspricht durch die Tei-
lung in drei Schiffe der der Basilika. Das Mittelschiff,
welches das geräumigste ist, hat eine Breite von 3 m
und endigt in eine halbkreisförmige Nische (Apsis). Die
beiden Seitenschiffe, je 2 m breit, sind mit dem Mittel-
schiff durch 4 Bögen verbunden, die durch vierseitige
und rechtwinklige Pilaster getragen werden. Alle drei
Schiffe sind durch Tonnengewölbe gedeckt.

Die Pilaster haben auf der dem Mittelschiff zu-
gewendeten Seite ungefähr in halber Höhe je eine
quadratische Vertiefung, die zur Aufnahme eines Tafel-
bildes oder einer Inschrift diente. Die Eisenverzapfungen
sind noch sichtbar. Eine jede dieser Vertiefungen ist
von einem Stuckrahmen umgeben. Ihnen entsprechend
finden sich auf der den Seitenschiffen zugekehrten Seite
in aus Stuck gefertigtem Hochrelief Köpfe von Männern
und Frauen, die porträtähnliche Züge tragen. Drei von
diesen Köpfen sind noch gut erhalten.

Der Fußboden besteht auch hier aus sehr feinem
weißen Mosaik. Längs der Wände und rings um die
Pilaster läuft ein schwarzer Doppelstreifen.

Auch die Gewölbe dieses Raumes sind durchaus
mit Stuckrelief geschmückt, reich an ornamentalen und
figürlichen Motiven: Palmetten und stilisierte Viktorien
mit geöffneten Armen und oft mit einer Blume in den
Händen. In der Wölbung der Apsis ist Nike zwischen

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