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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

DOI Heft:
1. Augustheft
DOI Artikel:
Pazaurek, Gustav Edmund: Verschollene Kunstwerke
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0447

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Herausgeber: AdOlptl DonQttl

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i. AugustUeft

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VericboÜene Kunffiuerke

oon

6uftao 6.

Im Anschlüsse an die Anregungen, die wir unter
dem Titel „Kunstwerke, die noch zu be-
stimmen sind“ im Juli-Doppelheft des „Kunst-
wanderers“ veröffentlicht haben, geht uns von Professor
Dr. Gustav E. Pazaurek, dem Direktor des Landes-
gewerbemuseums in Stuttgart, der nachstehende Artikel
zu. Wir würden uns freuen, wenn diese äußerst wert-
volle Anregung Pazaureks positive Ergebnisse hätte.

X—Tin jeder Kunstforscher, der das Werk eines alten
■' Künstlers zusammenzusuchen hafte, ist bereits in
der unangenehmen Lage gewesen, nicht feststellen zu
können, ob eine bestimmte Arbeit, deren Vorhandensein
aus den Urkunden zu entnehmen war oder die die
ältere Literatur nennt, trotz aller Bemühungen noch vor-
handen ist. Alle Anfragen an verschiedene Museen,
Archive und Bibliotheken des In- und Auslandes brachten
nur zu häufig Fehlanzeigen; Aufrufe, für welche sich
mitunter die Tagespresse interessieren ließ, hatten nicht
den gewünschten Erfolg, da selbst die verbreitetsten
Zeitungen nicht in jene Kreise dringen, die hier haupt-
sächlich in Betracht kommen. Aber auch die streng
wissenschaftlichen Blätter, die für die Hochschul-
Bibliotheken und größeren Sammlungen das tägliche
Brot bilden, können gewöhnlich in solchen Angelegen-
heiten die betreffende Frage nicht bis zu jener Stelle
Vordringen lassen, die manchmal zufällig ganz leicht
Antwort geben könnte. Dagegen eignet sich dafür
zweifellos in erster Reihe ein Blatt wie der „Kunst-
wanderer“, in dem nicht nur die ersten Kunstsach-
verständigen Arbeiten veröffentlichen, sondern das auch
gerade wegen seines gediegenen Inhaltes immermehr für
die weitesten Sammler- und Händlerkreise unentbehrlich
wird und mit der Zeit auch im Ausland eine immer
größere Verbreitung finden muß.

Pazauüek

Deshalb empfehle ich eine ständige Abteilung einzu-
führen, in der man Werke der „hohen“ Kunst wie auch
des Kunstgewerbes, die aller Wahrscheinlichkeit nach
noch irgendwo vorhanden sein werden, obwohl die letzte
Literatur dies nicht mehr anzugeben vermag, aufruft,
damit die Wissenschaft solche, häufig noch gar nicht
oder vielfach noch ungenügend publizierte bezw. abge-
bildete Arbeiten neuerdings zu Vergleichs-Studienzwecken
in Evidenz nehmen könnte.

Aber es handelt sich nicht nur um einzelne be-
stimmte, aber im Laufe der Zeit verlorengegangene
Stücke, sondern auch um das Aufsuchen verschiedener,
vielleicht noch nicht im Zusammenhänge behandelter
Gruppen, namentlich im Kunstgewerbe, sofern man etwa
Meistersignaturen oder sonstige Marken bisher noch
nicht beachtet hat. Durch eine Anfrage im „Kunst-
wanderer“ Hessen sich gar viele, bisher noch nicht
beachtete Zeichen zusammensuchen, wodurch über-
raschende Ergebnisse erzielt werden könnten. Auf diese
Weise würde nicht nur die Geschichte der Kunst und
des Kunstgewerbes gefördert, die Besitzer mancher Objekte
würden dadurch, daß sie eine noch nicht gedeutete
Marke kennenlernen, die der „Kunstwanderer“ in dieser
Abteilung veröffentlicht, erst darüber aufgeklärt werden,
was sie eigentlich haben; manche Gegenstände würden
dadurch an Interesse und Wert wesentlich steigen. Ganz
besonders wäre diese Anregung für die verschiedenen
Gruppen des Kunstgewerbes leicht zu beiderseitigem
Nutzen für den Forscher wie für den Eigentümer und
zum Besten der Wissenschaft auszubauen.

Es sei mir gestattet, mit einer solchen kleinen
Anfrage zu beginnen: Im Jahre 1894 sah ich bei

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