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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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1. Augustheft
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Grautoff, Otto: Die Sammlung Platky in Leipzig
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstausstellungen / Kunstauktionen der Herbstsaison / Ein unbekanntes Napoleon-Bildnis / Schweizerische Kunstchronik / Aus dem Pariser Kunstleben / Aus der Künstlerwelt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0457

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Farben dieses Bildes zeigen, daß die venezianische
Malerei des achtzehnten Jahrhunderts auf der gleichen
Höhe wie die französische stand. In Gemälden, wie
diesem, ist sie über den Lokalcharakter hinausgewachsen
und hat Anspruch, sich die Weltstellung wieder zu
erobern, die sie im Rokoko inne hatte. Die Zeit wird
kommen, in denen die Werke von Amigoni auf dem
Kunstmarkt heiß umstritten werden. Wir dürfen uns
glücklich schätzen, daß ein deutscher Sammler sich recht-
zeitig Werke dieses Meisters sicherte. Heute aber ge-
hören erfreulicherweise die Bilder derjenigen Maler, die

Platky sammelt, noch nicht zu den allgemein Begehrten.
Es besteht daher die Aussicht, daß er seine Sammler-
tätigkeit fortsetzt und die Lücken ausfüllt, die seine
Galerie heute noch aufweist. In dieser kurzen Charakte-
ristik wurde der ganze Besitz nicht aufgezählt. Er ist
schon jetzt vollständiger, als dieser Bericht vermuten
läßt Außer den bisher Erwähnten sind vor allem noch
Bernardo Strozzi, Francesco del Cairo, Giampaola Ca-
vagna, Allessandro, Magnasco, Francesco Solimena,
Benedetto Luti, Cigoli, Luca Giordano und manch Andere
schon jetzt in dieser einzigartigen Sammlung vertreten.

Aus dev jvlufeumss und Sammlet’iüelh

6in fäcbfi(cbes 'Jagdmufeum in Dresden.

ln Dresden hat sich ein Ausschuß zur Begründung eines
sächsischen Jagdmuseums gebildet, der es sich zur
Aufgabe macht, aus alten und neuen jagdlichen Erinnerungen
charakteristische Bilder und gegenständliche Beispiele zu sammeln,
wie alte Bilder und Kupferstiche, neuere Gemälde und Photo-
graphien, Bücher und sonstige Druckwerke jagdlichen Inhalts,
sowie alle Gegenstände, die mit der Entwicklungsgeschichte der
sächsischen Jagd verknüpft sind. An die Ausstellung von Jagd-
waffen und Jagdtrophäen wird dabei nicht gedacht; erstere sind
ja in der Dresdner Waffensammlung vertreten, und letztere wird
man meist als private Sammlungen antreffen, die für die breitere
Öffentlichkeit weniger von Interesse sind.

Eine Geschichte der Jagd stellt gewissermaßen ein Stück
Kulturgeschichte dar. Infolge der gesetzlichen Regelung des Jagd-
rechts — erst die neuere Jagdgesetzgebung des 19. Jahrhunderts
setzte der schrankenlosen Willkür in der bis dahin gepflogenen
Handhabung der Jagd eine gewisse Grenze — behaupteten die
Bundesfürsten mit dem Kaiser an der Spitze einen großen Einfluß
auf die Gestaltung und Ausübung der Jagd, zumal ihnen neben
eignen ausgedehnten Jagdgebieten die Staatsreviere und große
Privatbesitzungen zu Gebote standen. Mit den Hofjagdämtern
repräsentierten sie die Träger deutscher Jagdsitten und -Gebräuche
und entwickelten diese weiter unter dem Einfluß der fortschreiten-
den Schieß- und Verkehrstechnik.

Mit dem Ende der Fürstenhöfe und ihrer Jagdämter hat die
deutsche Jagd einen bedeutsamen Abschnitt ihrer historischen
Entwicklung erreicht, und bald gehören die traditionellen Hof-
jagdsitten und -Gebräuche der Vergangenheit an, d. h. sie haben
einen historischen Wert erhalten. Aber nicht nur das Ende der
Hofjagden, sondern auch der enorm zurückgegangene Wildbestand
mahnt daran, der Jagd als einer bedeutsamen Kulturerscheinung

eine Stätte zu widmen, die ihrer Wichtigkeit als Kulturfaktor ge-
recht wird. Zu den Gegenständen, die von kultur-historischem
Interesse sind, resp. sein werden, gehören z. B. Wildgänse samt
ihren Gattertoren, Durchlässen, Dachquielen usw., Futterkästen,
Salzlecken, Kanzeln, Hochsitze, Schirme, Hütten usw. In Schlössern
und Förstereien lagert eine große Anzahl von Geräten und Gegen-
ständen, die bei fürstlichen Treibjagden Verwendung fanden oder
seit alters bei einzelnen jagdlichen Veranstaltungen gebraucht
wurden. Von besonderem Interesse sind die Netze, Tücher und
Jagdlappen, von denen manche farbig ausgeschmückt sind; ins-
besondere werden die metergroßen Lappen seit Jahrhunderten
mit allen Jagdszenen in burschikoser Weise bemalt oder mit den
Wappen der Fürsterhäuser bedruckt. Erwähnenswert ist in letz-
terer Hinsicht, daß sich in Schloß Moritzburg, dem alten präch-
tigen Jagdschloß, das Kurfürst Moritz im Jahre 1542 zu bauen
begonnen hatte und unter August dem Starken die glänzenden
Hof- und Jagdfeste sah, sogar noch die alten hölzernen Druck-
stöcke wiedergefunden wurden, so daß fehlende Stücke für Samm-
lungswerke noch ergänzt werden können.

Alle diese Gegenstände haben einen historischen Wert, der
um so mehr ins Gewicht fällt, als jetzt diese Sachen größtenteils
ihrem Zwecke nicht mehr dienen und vielleicht überhaupt nicht
mehr nutzbar gemacht werden. Sie zu erhalten und aufzubewahren,
ist gewissermaßen eine Kulturforderung. Das neue säch-
sische Jagdmuseum, das zu diesem Zwecke geschaffen werden
soll, ist in Verbindung mit dem Landesmuseum für Sächsische
Volkskunst geplant, das sich bekanntlich in den letzten Gebäude-
resten befindet, die von dem Jägerhof Augusts des Starken in
Dresden-Neustadt erhalten geblieben und in würdevoller Art er-
neuert worden sind. Das neue Museum würde also hier neben
der Volkskunst füherer Zeiten an derselben Stelle untergebracht
werden, wo die sächsische Hofjagd zur Zeit ihrer glänzendsten
Entfaltung ihren Hauptsitz hatte. Aus dem mannigfaltigen, so
vielseitigen Material von Jagdgeräten, Jagderinnerungen, Bildern
usw., wird sich sicherlich unter sachkundiger Leitung ein Aus-
stellungsbild von besonderem Reiz, von historischem und auch

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