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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Januarheft
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Friedländer, Max J.: Markus Kappel und seine Galerie
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Regling, Kurt: Italienische Renaissancemedaillen: Einführung für Sammler
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0204

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holländischen Gemälden angeschlossen, sowie wenige
kleinere Tafeln aus dem 16. Jahrhundert.

Nebenher hat sich Kappels Neigung zu Menzel ge-
wendet und mit zäher Bemühung eine erstaunlich großeZahl
von Zeichnungen, sowie auch mehrere Gemälde aus der
Frühzeit dieses Meisters zusammengebracht. Die gewissen-
hafte Sachlichkeit und die tatkräftige Vernunft dieser

Zeichenkunst schien ihm der höchsten Schätzung wert
zu sein.

Das Grab dieses Sammlers wird, wie wir hoffen,
nicht auch das Grab seiner Schöpfung werden. Wer
die Sammlung kennt, wird den Wunsch teilen, daß sie
für die Dauer, als ein Denkmal für den Dahingegangenen,
bestehen und weiter wirken möge.

Französischer
Gobelin, 17. Jahrh.

Sammlung
von Grand - Ry

Math. Lempertz (P. Hanstein und Söhne) Köln

ItaÜenißbe Renaiffancemedaillert

Gin führ urig für Sammlet?
oon

Kuüt Reglinö

|\ie zu Ehren einer lebenden Privatperson gefertigte
Medaille ist dem Altertume fremd: des Herrschers
ausschließliches Recht, auf der Münze zu erscheinen,
gilt auch für die nicht als Zahlungsmittel, sondern zur
Erinnerung geprägten sogenannten Medaillone, und auch
die sogenannten Kontorniaten und die goldenen Preis-
medaillone der Funde von Tarsus und Abukir, die sich
sonst dem Charakter unserer privaten Medaille am ehesten
nähern, tragen doch nicht das Bildnis lebender Privat-
personen. Das Mittelalter ändert rechtlich daran nichts,
die wenigen medaillenähnlichen Stücke aus dieser Zeit,
wie das Schmuckstück mit Bild und Namen Heinrichs I.,
beziehen sich gleichfalls auf gekrönte Häupter, und künst-
lerisch betrachtet erlebt die Bildnisdarstellung im Mittel-
alter eine Zeit tiefen Verfalles, die Porträtversuche dieser
Zeit sind oft mehr Karikaturen als Bildnisse. Erst in der Re-
naissance erwachte wie die Persönlichkeit überhaupt
so der Wunsch und die Möglichkeit, ihre Eigenart, ihre
virtü, auch auf münzähnlichen Kunstwerken fest-

zuhalten: die üeburtsstunde des Individuums ist auch die
der Bildnismedaille. Sie schlug zuerst in Italien,
und zwar nicht in dem aus klimatischen, ethnographischen
und historischen Gründen künstlerisch stets zurück-
bleibenden Süden, sondern in Oberitalien: hier erhob sich
aus dem Chaos, das der Zusammenbruch der Staufer-
herrschaft herbeigeführt hatte, kein großer Territorialstaat,
sondern eine Fülle kleiner und kleinster Stadtdespotien
und Stadtrepubliken, die sich ihr politisches Leben
ganz von neuem aufbauen mußten: das bot den besten
Nährboden für die Ausbildung des Einzelmenschen.
Hier entfaltete sich am besten die Eigenart des Künstlers,
hier auch fand zuerst neben dem Staatsoberhaupt der
Bürger die Möglichkeit, sein Bildnis der metallenen Rund-
scheibe anzuvertrauen: es ist sehr bezeichnend, wie mit
der Zurückdrängung der Rechte des Einzelnen im Zeitalter
der absoluten Fürstenmacht (1640 -1790) auch die Privat-
medaille seltener wird, um erst im 19. Jahrhundert sich
wieder lebhafter zu entfalten. — Zum Wiederentstehen

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