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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Septemberheft
DOI Artikel:
Regling, Kurt: Münzsammeln in alter und neuer Zeit
DOI Artikel:
Schmitz, Hermann: Der Hausbuchmeister im Kunstgewerbe, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0030

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sich zu behandeln, in Büchern und Sammlungen von den
Münzen zu trennen. Das ist besonders dann berechtigt,
wenn die künstlerischen Wege der Medaille sich von
denen der Münze trennen, zumal also wo es sich um
Guß medaillen handelt: die der Renaissance bezieht
jeder Sammler von Renaissancekunstwerken in den Kreis
seines Wirkens ein; nach dieser Periode ist die Guß-
medaille zwar nie ganz untergegangen, hat aber doch
erst am Ende des 19. Jahrhunderts wieder größere Pflege
gefunden und daher auch größeren Sammeleifer erweckt.
Aber auch die Prägemedaille hat, soviel näher sie auch
der Münze steht, dennoch infolge ihrer anderen Zweck-
bestimmung ihre gesonderte Bedeutung auch als Sammel-
objekt. So hat auch ihr rein gegenständliches Interesse

mit Recht dazu geführt, daß Sondersammlungen von
Medaillen (nebst etwa zugehörigen Münzen) auf die
Eisenbahnen, auf See- und Luftschiffwesen, Musik,
Medizin, Freimaurerei, Friedensschlüsse gebildet worden
sind, und auch das Baufach, das Militärwesen wären
lohnende Vorwürfe für solche Spezialisten.

Aber über alle Empfehlungen und Anregungen hin-
aus und ihnen zum Trotz wird und darf der Münz-
sammler auch fernerhin dem nachjagen, was gerade sein
Sammelinstinkt ihn aufspeichern heißt und wird dabei auch
den Vorwurf nicht scheuen, den der Chronist dem münzen-
sammelnden Bischof Stephan von Kulm (1480—1495)
macht: „Dys that er mehr aus Dumheit, denn anders
warumb, wen er waar seer ein alter Man.“

Aristoles,
Parva naturalia
(Mart. Landsperg,
1492)

Katalog 121,
C. G. Boerner,
Leipzig.

Det? hausbucbmetßeü im Kunffgetoeübe

oon

Hermann ScbmitE

ln der Geschichte der deutschen Kunst der Spätgotik und
* Frührenaissance hat die enge Beziehung der sogenannten
freien Kunst, der Bildhauerei und namentlich der Malerei,
zu dem Kunsthandwerk eine grundlegende Bedeutung.
Trotz der strengen, durch den Innungszwang eifersüchtig
gewahrten Trennung des Betriebs der verschiedenen
Kunstzweige läßt sich ein häufiger lebhafter Wechsel-
verkehr zwischen ihnen wahrnehmen. Gerade die zahl-
reichen Zunftstreitigkeiten dieser Art, die uns in den
Quellen begegnen, erbringen dafür den Beweis. Dieses
Zusammenwirken der „freien Künstler“, wenn man sie so
nennen darf, mit dem Kunstgewerbe ist für die Stilbildung
der Spätgotik von entscheidendem Gewicht gewesen.

Des öfteren ist schon auf das Verhältnis zwischen
der Goldschmiedekunst und dem Kupferstich hingewiesen
worden. Die starke Einwirkung der Goldschmiedekunst
und Gravierung auf mehrere führende deutsche Stecher
und Maler steht außer Zweifel. Zur Entwicklung des
eigentümlichen spitzig-scharfen spätgotischen Form-
gefühls hat sie unbedingt beigetragen. Der oberrheinische
Meister E. S., Israel von Meckenem am Niederrhein und
andere Stecher ihrer Zeit waren auch Goldschmiede.
Martin Schongauer in Colmar hatte zur Goldschmiede-

kunst engste Fühlung. Sein Vater war ein Ulmer Gold-
schmied, und auch er selbst hat, wie mit hoher Wahr-
scheinlichkeit angenommen wird, in der ersten Hälfte
seines Lebens hauptsächlich dieses Handwerk getrieben.
Desgleichen war Albrecht Dürers Vater ein Goldschmied
und hat den Sohn in seiner Kunst unterwiesen, bevor
er ihn zu Michel Wolgemut in die Lehre tat. Urs Graf,
Heinrich Aldegrever u. a. haben die Goldschmiedekunst
neben ihrer Malerei ausgeübt. Unter den Zeichnungen
aller dieser Künstler findet sich eine Anzahl prächtiger
Risse für Goldschmiedearbeiten. Ein anderes Beispiel
ist das häufig sehr nahe Verhältnis der Bildhauer und
Schnitzer dieser Zeit zur Möbelkunst. Der von dem
Ulmer Schnitzer Jörg Syrlin 1465 ausgeführte und
bezeichnete Schrank ist der bekannteste Fall, daß ein
Möbel aus einer Bildschnitzerwerkstatt hervorgegangen;1)
aber nur einer von vielen.

Vor allem haben die Malerwerkstätten im
15. Jahrhundert einen großen Einfluß auf das Kunst-
handwerk gewonnen. Sie erlangten in dem Augenblick,

') Genauer liegt das Verhältnis hier so, daß Syrlin von
Hause aus Möbeltischler war und erst allmählich zur Bildschnitzerei
aufgestiegen ist.

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