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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 1.1919/​20

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2. Novemberheft
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Wahl, Hans: Neuerwerbungen des Goethe-Nationalmuseums im Jahre 1919
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Müller, Egon: Gefälschte Spitzwegs in Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.27815#0119

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Silhouettenalbum aus dem Besitz des Goetheschen Ur-
freunds Knebel und einem im Nachlasse der Sybille
Mertens-Schafhausen wiederentdeckten Album mit den
zartesten aller jemals geschnittenen Scheerenkunstwerke
von der Hand Adele Schopenhauers, das demnächst ver-
öffentlicht wird, das Skizzenbuch Philipp Hackerts
von seiner Reise in die Normandie (1766) am meisten
Interesse haben, einmal weil Goethe der Reise in seiner
Hackert-Biographie gedenkt, dann weil Hackert ja als
Goethes „Zeichenlehrer“ in Italien wenigstens zeitweise
auf die Naturauffassung seines großen Schülers eingewirkt
hat. Das Skizzenbuch, das sich an nicht erwarteter
Stelle in Privatbesitz fand, enthält 43 sehr sichere land-
schaftliche und architektonische Bleistift- und Federzeich-
nungen, deren teilweise Ausführung in Gouache seiner-
zeit in Paris Hackerts Ruhm begründete, der ihm später
unter den Zeitgenossen den Namen des größ'en Land-
schaftsmalers eintrug. Wir Heutigen stehen seiner oft
zum Vedutenhaften neigenden Kunst nüchterner gegen-
über, wie ja auch schon Goethe erkannte, daß man ihr
„ein großes Unrecht widerfahren“ lasse, „wenn man sie

nach dem Maßstabe beurteilen wollte, den der höchste
Begriff von der Landschaftsmalerei dem Kunstrichter an
die Hand gibt.“ Gerade dieses frühe Skizzenbuch hält
sich von der späteren Manier des berühmtgewordenen
neapolitanischen Hofmalers fern und träumt hingegeben
von den Fischerhütten und verfallenen alten befestigten
Städten der Normandie. Vielleicht hat Goethe diese von
Hackerts Hand selbst benannte „Voyage de Normandie
An 1766“ in Neapel in Händen gehabt und durch-
geblättert.

Aus dem wenigen Gesagten geht wohl Sinn und
Richtung der Neuerwerbungen des Goethe-National-
museums eindeutig hervor. Es sind alte, kleine und
größere Edelsteine, die, neu ausgegraben, auf den Saum
des Mantels des Weisen gesetzt werden, ein Schmuck
für jene irdische Hülle, die er — um im biblischen
Gleichnis zu bleiben — wie der Prophet gen Himmel
fahrend als sinnfällig-greifbaren Ausdruck seiner gigan-
tischen Persönlichkeit auf Erden zurückließ: sein Haus,
seine Kunstsammlungen und die manigfaltigen Zeugnisse
seiner unermüdlichen Forscherkraft.

Qefätßbtc Spitetoegs in Hamburg

non

Egon jYlüüeü

Wir haben uns an den Hamburger Kunstsachver-
ständigen Egon Müller mit der Bitte gewendet, uns
über die von ihm entdeckten falschen Spitzwegs näheres
mitzuteilen. Er schreibt uns hierüber:

A uf die freundliche Anfrage der Redaktion des „Kunst-
Wanderers“ möchte ich in nachstehenden Zeilen die
in den Hamburger Tageszeitungen schon mehrfach be-
schriebene Affaire der Spitzwegfälschungen näher schildern.

Einem mir bekannten Sammler war ein „Uhde“ an-
geboten und dieser Herr ersuchte mich, das Bild anzu-
sehen und, wenn ich es für gut befände, für ihn zu
kaufen. Ich begab mich also zu dem Verkäufer und
fand in einer kleinen Gastwirtschaft eine sehr mäßige,
etwa 6 fach verkleinerte Kopie vom „Familienkonzert“,

aus dem Wallraf-Richartz-Museum zu Cöln. (Klassiker
der Kunst, Uhde XII 28. E. A. Seemann’s färb. Kunstbl.
S. 300 Nr. 3540. Mappe Blatt 1.) Die gefälschte Signatur,
war auf der entgegengesetzten Seite angebracht und zwei
Jahre später datiert. Da es unmöglich ist, jeder Fäl-
schung nachdrücklich auf den Grund zu gehen, kümmerte
ich mich nicht weiter um die Sache, fand aber schon
nach wenigen Wochen dasselbe Bild in einem Hamburger
Kunstauktionshaus, wo es als „Fritz von Uhde“ katalo-
gisiert war. Der Chef der Firma war nicht zugegen und
ich machte daher seinen Geschäftsführer, unter Nennung
genauer Angaben, auf die Fälschung aufmerksam. Bei
dieser Besichtigung fand ich auch 2 „Spitzwegs“, die
 
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