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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 2.1920/​21

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2. Septemberheft
DOI Artikel:
Starke, Johannes: Das Handwerk in der Malerei
DOI Artikel:
Bogeng, Gustav A. E.: Betrachtungen zur Buchkunstbewegung der Gegenwart, [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.27814#0033
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Was will man denn übrigens? — Die alten Nieder-
länder haben de facto einfach auf Ölgrund gemalt. Ob
sie auf ihr Holz respektive ihre Leinwand erst eine
dünne, stark geleimte Kreideschicht gaben, ist gleichgültig.
War doch diese Schicht so dünn, daß sie von manchen
Untersuchern geleugnet wird. Keinesfalls malten sie
darauf. Sie strichen sie erst einmal ordentlich mit grauer
Ölfarbe an. Auf diesen glänzenden, glatten, grauen Öl-
grund malten sie auch noch nicht. Sie führten darauf
in brauner und weißer Ölfarbe ihr Bild aus. In diesem
Stadium hängen mindestens zwei solcher Werke im
Louvre zu Paris. Auch ein solcher Van Dyk ist dort
zu sehen. Und nun erst, auf diesen gewissermaßen
doppelten Ölgrund setzten sie die Farbe, malten sie also.

So sind die malerisch feinsten Bilder der Welt entstanden,
die uns mit ihrem Farbenschmelz noch nach Jahrhun-
derten erfreuen.

Der alte Cennini mag also seine Tafeln so um-
ständlich grundieren, wie er Lust hat. Besser wie die
Niederländer haben sich die so umständlich entstandenen
Bilder auch nicht gehalten. Wir aber stehen den ersten
Malermeistern der Welt, den alten Holländern, am
nächsten, wenn wir mit unseren schönen, reinen, un-
versetzten Ölfarben einfach auf Ölgrund malen. Das
handwerkliche A-B-C lernen wir ausschließlich vom
Maler, am besten dadurch, daß wir ihn malen
sehen. Für „Vorlesungen“ ist es schade um jeden
Groschen.

Karl Stauffer-
Bern

Selbstbildnis
des Künstlers

Nachlaß Johannes
Maximus Mosse
Anisler und Ruthardt,
Berlin

Betrachtungen Eur ßucbkunftbetnegung der Gegenwart

III. Die fcatiEöftfcbe Uebbabeüausgabe *)

oon

0. A. 6. Bogcng

eon Conquet, gleichzeitig Antiquar und Verleger,
•*—' der schnell reüssierte und dem schon nach seinen
ersten Versuchen seine Ausgaben im guten Durchschnitt
gelangen, brachte Liebhaberwerte in die Mode, mit denen
sich rechnen ließ und Liebhaberwerte, die auch die
Neigung, eine repräsentative Bibliothek (oder doch ein
Kabinett zu haben) vollauf befriedigten. Wozu noch
kam, daß das Sammeln solcher Bücher, wie er sie in
seinen Liebhaberausgaben veröffentlichte, weit weniger
Kenntnisse und Zeit verlangte, als das Zusammensuchen
der alten Scharteken, daß die miserable Ausstattung des
Durchschnittsbuches, das die Schriften der Zeitgenossen
in den 3,50 Francs Bänden des Charpentierformates ver-
öffentlichte, es nicht gerade begehrenswert machte. Und
wie dann die Amateure die Edition Originale die in
solch gewöhnlicher Ausstattung erschienen war, sich in
einem Abzüge auf besserem Papier zu verschaffen
strebten, in Vorzugsausgaben, die bei der Minderwertig-
keit des Auflagenpapieres ganz gewiß berechtigt waren
und die sorgfältige Verleger, so gut das ging, auch noch

*) Siehe „Der Kunstwanderer“ 1./2. Juliheft und
2, Augustheft 1920.

durch eine Umstellung des Satzes zu verschönern suchten,
so gingen sie von der Edition Originale ihrer Gegenwart
auf die ihrer Väter- und Großväterzeit zurück, auf das
Buch der Romantik. Dabei entdeckten sie dann folge-
richtig auch die illustrierten Bücher dieser Epoche und
wendeten ihre Begriffe von Frische und Verständigkeit,
die sie bei dem Bezüge der Liebhaberausgaben sich ge-
bildet hatten, auch auf die alten Bücher an. Abzüge
auf ausgesuchten Papieren, Sonderabzüge der Schnitte,
Umschläge, alles dies wurde nun zum Kennzeichen eines
Sammlerstückes ohne Fehl und Tadel, das man sich
streitig machte, so daß nun bald in den Bezirken der
modernen Bibliophilen auch die bisher ihnen fehlenden
großen Sammler erschienen. Die Verleger vermehrten
die Auflagen der früher nicht in den Handel gegebenen,
den Verfassern vorbehaltenen Vorzugsausgaben erheblich
(ein Bibliophilen-Klub, die Soci6te des XX hat die Be-
schaffung besonderer Vorzugsausgaben für seine zwanzig
Mitglieder sogar zum Vereinszweck gemacht) und vor
allem war es die Verbindung von Kunsteinband und
Liebhaberausgabe, die die neuen Werte schuf. Der
Amateur kreirte „sein“ Exemplar nach dem Beispiele der

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