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Donath, Adolph [Hrsg.]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 3./​4.1921/​22

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2. Augustheft
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Aus der Museums- und Sammlerwelt / Kunstauktionen / Kunstausstellungen / Schweizerische Kunstchronik / Kleine Kunstchronik / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.21786#0650
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Aus dev jviufeums^ und Sammlet?u)elt,

jHeuot’dnung dot? Badtjcben Kunltbaüe.

Unter den Erneuerern des Galeriewesens, die mit der seelen-
losen und kunstfeindlichen Briefmarkenanordnung der Museums-
bestände schroff brachen, steht in Süddeutschland Dr. W. F.
S t o r c k, der Direktor der Badischen Kunsthalle in Karlsruhe
an der Spitze. Der jiingst eröffnete wichtigste Teil der Neuord-
nung dieses Jalires schließt sich an die altdeutschen Meister des
16. Jahrhunderts an und zwar streng organisch mit der Nieder-
ländischen Malerei desselben Jahrhunderts. An seiner Schwelle
steht Quinten Metsys, das Haupt der Antwerpener Malergilde, der
auch Mabuse angehört. Den Übergang zu den flämischen Sitten-
malern des 17. Jahrhunderts bildet hier Jan van Hemmessen.
Stärker wissen uns die Hauptvertreter dieser Gruppe zu fesseln,
an ihrer Spitze Adam Elsheimer. Es folgen die holländischen
Genremaler des 17. Jahrhunderts. Diese Abteilung enthält einen
Rembrandt, der durch meisterhafte Restaurierung und Befreiung
von späteren Zutaten der Kunstwelt neu gewonnen wurde. Den
größten Meistern dieser Gruppe ist Pieter de Hooch beizuzählen,
und den stärksten Eindruck unter holländischen Landschafts-
malern, der Amsterdamer im engeren, vermittelt die poetische
Art Karel Dujardins. Die Blumen- und Stillebenmaler de Heem,
van Huysum u. a., Belgier und Holländer, bilden den Abschluß
dieser Abteilung, die zu. den Franzosen des 17. und 18. Jahr-
hunderts überleitet, die von den hellblau getönten Wänden eines
hohen festlichen Saales herab in Anmut und Klarheit die Stileinheit
großer, aufs ganze besonnener Talente verkiinden. Fünf Chardin
zeugen von der Naturbetrachtung dieses Meisters in der Anwen-
dung zartester Farbentöne. Sie bilden den Stolz der Karlsruher
Galerie. Den Niederländern stehen Largilliere und Rigaud nahe;
der Geist ihrer Bildnisse ist jedoch urfranzösischen Ursprungs.
Die prickelnde Grazie Bouchers iibt ihren zarten Zauber flüchtig
auf uns aus. Dem Vorwurf, daß Storck in einseitigem Interesse
nur den altdeutschen und den Meistern der Jahrhundertstile alle
Sorgfalt angedeihen lasse, begegnet die Anordnung von Werken
Badischer und Karlsruher Maler des 19. Jahrlmnderts und der
Gegenwart. Der Münchener Kreis Courbets und die Trübner-
Schule seien als fundamentaler Ausdruck fiir die ältere der beiden
Abteilungen festgehalten. Die neue Anordnung folgt der Ent-
wicklungslinie der Malerei des 19. Jahrhunderts, die allerdings
bergab fiihrt, bis die Stillosigkeit des Mcdernismus erreicht ist,
von der manches Stück der jüngeren Abteilung, die die Badenser
von Keller bis Hagemann zusammenfaßt, ein unerfreuliches Bild
gibt. Werte werden hier der Nachwelt nur sehr beschränkt er-
halten; aber das Gesamtbild erweitert sich lückenlos. A. M.

Von jetzt bis Mitte Oktober findet in der Badischen
K u n ’S t h a 11 e zu Karlsruhe eine A u s s t e 11 u n g v o n
Kunstwerken aus Karlsruher Privatbesitz statt.
Sie umfaßt Werke des 14.—19. Jahrhunderts, darunter italienische
Primitive, Altniederländer, des 16.—19. jahrhunderts, sodann vor
allem seltene Werke von Schwind, Spilzweg, Kersting, Canon,
Feuerbach und anderer Meister des 19. .Jahrhunderts.

Das Kapitel ,,Satnm(ung,Gn für Kun(t= und
U3itTen{cbaft‘‘ itu fäcbtttcben Landfag.

Bei der Beratung iiber das Kapitel „Sammlungen fiir Kunst
und Wissenschaft“ im sächsischen Landtag wies die Bericht-
erstatterin Abgeordnete Frau Büttner auf die in Sachsen in der
Kunstverwaltung nocli bestehende Zerrissenheit hin und bemerkte,
daß es wünschenswert wäre, eine gemeinsame Organisation durch-
zuführen. Weiter erklärte sie, daß bei den Beratungen im Aus-
schuß die Reste und Ausgabenvorbehalte zur Ermittlung eines
Geländes für die moderne Abteilung der Gemäldegalerie und die
Frage, wie die Schätze, die zur Gemäldegalerie gehören und auf-
gespeichert liegen, untergebracht werden können, eine große Rolle
gespielt hätten. Wenn auch die Notwendigkeit der Ermittlung eines

neun Gebäudes anzuerkennen sei, so sei dies unter den heutigen
Verhältnissen unmöglich, und es müsse anderweit für die im De-
pot aufgespeicherten 1382 Gemälde eine Unterbringung beschafft
werden. Den iibertriebenen Gerüchten, diese Bilder „verschim-
melten“ in Kellern usw. steht die Berichterstatterin entgegen.

Eine ausgiebige Debatte schloß sich an die Mitteilung des
Ministeriums, daß die Eintrittspreise in den Zähltagen für die Muse-
en erhöht worden seien, und zwar dariiber, ob fiir Ausländer er-
höhte Eintrittspreise zu fordern wären, wie das jetzt auch bei den
Theatern gehandhabt wird. Hier waren nun die Meinungen sehr
geteilt, und man kam zu keinem definitiven Entschluß. Allerdings
ist die Kunst international, und es erscheint widersinnig, sie für
die Ausländer zu verteuern. Wir leben aber nicht in einer norma-
len Zeit, wo jener Grundsatz volle Berechtigung hat, sondern in
einer Zeit, die auf allen Gebieten, die der Kunst nicht ausgenom-
men, in bezug auf geldliche Leistungen besondere Maßnahmen
erfcrdert. Es soll ja auch garnicht die Kunst noch der Kunst-
genuß besteuert werden, sondern hier handelt es sich lediglich
um eine Anpassung des ausländischen Geldwertes an den inländi-
schen! Und für den Inländer ist es wohl recht und billig, daß er
im Verhältnis zum Ausländer nicht mehr für seine Museen Ein-
trittsgeld bezahlt als der Ausländer!

Für die Vermehrung sämtlicher Sammlungen
sind in Titel 13 500 000 Mark eingesetzt worden, wovon allein
auf die Landesbibliothek 350 000 Mark entfallen. Die Einstellung
fiir das Mtinzkabinett wurde auch in diesem Jahre als nicht drin-
gend abgelehnt. Fiir dieses Jahr ist die Herstellung von Samm-
lungsverzeichnissen mit erhöhten Kosten in Höhe von 140 000 Mark
vorgesehen. In Titel 21 ist die I n s t a n d s e t z u n g s a r b e i t
an der Sandsteinarchitektur am Zwinger und am Japani-
schen Palais zur Verhiitung weiteren Verfalls wieder
eingestellt.

Die Ausschußanträge wurden vom Landtag einstimmig an-
genommen.

Bei der Beratung über den Punkt „Kunstzwecke im allge-
meinen“ stand u. a. der Sächsische Altertumsverein
zur Diskussion, der im Haushaltplan mit 4 000 Mark eingesetzt ist.
Es ist bezeichnend, daß hierbei der Ausschuß, der darüber zu be-
raten hatte, angeregt hat, daß, wenn der Sächsische Altertums-
verein vom Staate weiter eine Unterstützung bekommen solle, er
seine exklusive Stellung aufgeben müßte; er müsse auf eine öffent-
liche und breitere Grundlage gestellt werden. — Es bleibt abzu-
warten, wie sich der Sächsische Altertumsverein zu diesem Ver-
langen stellen wird.

Von demokratischer Seite wurde u. a. bemerkt, daß die
Kunst das Aschenbrödel im sächsischen Staate sei. Allerdings,
das muß gesagt werden, hat man jetzt für Kunst und Wissenschaft

nicht viel übrig! P. S.

*

Im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu
B e r 1 i n wurde die Ausstellung zur Geschichte der Lithographie
geschlossen. An ihrer Stelle werden neu erworbene graphische
Arbeiten deutscher Kiinstler gezeigt. In der alten Abteilung wird
am 29. August eine Ausstellung von Zeichnungen italienischer
Meister der Barockzeit eröffnet.

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THANNHAUSER

Theatinerstr. 7 Telefon 27 601

MÜNCHEN

Grße deutjcße und ausländifcfe ‘TReißer. — ddfie GJleißer
Qranßifcßes fKabinett

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