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Donath, Adolph [Editor]
Der Kunstwanderer: Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen — 5./​6.1923/​24

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1./2. Februar
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Aus der Museumswelt / Kunstauktionen / Zweite Breslauer Kunstmesse / Die Leipziger Mustermesse als Kunstmarkt / Kunstausstellungen / Aus der Künstlerwelt / Zur Psychologie des Kunstschaffens / Aus der Sammlerwelt / Personalabbau und Kunstschulen / Schweizerische Kunstchronik / Vom holländischem Kunstmarkt  / Italienischer Kunstmarkt / Neues vom Antiquariat / Neue Kunstbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.22444#0184
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Müderne Galerie in Prag, besitzt Bilder von Rumpler. Einer von
denen, die ihn entdeckt haben, war der in Wien geborene Pariser
Händler Sedelmeyer. Rumplers kostbare Genre-Stücke aus den
Achtziger Jahren sowie seine poesieerfüllten Landschaftsimpres-
sionen aus den neunziger Jahren und dem Anfang des Jahrhunderts
sind Proben überaus subtiler, echter Kunst.

Aus dev Künftlcctoett.

Am 19. Januar beging Professor Bruno Paul, der Direktor
der Berliner Kunstgewerbeschule, seinen fünfzigsten Geburtstag.
Bruno Paul hat sich zunächst als Zeichner des Simplizissimus sehr
bekannt gemacht. Als er an die Unterrichtsanstalt des staatlichen
Kunstgewerbe-Museums Berlin berufen wurde, setzte er eine
gründliche Reform des kunstgewerblichen Unterrichts durch. So
verdankt ihm denn die Berliner Kunstgewerbeschule ihren raschen
Aufschwung. Bruno Paul hat iedoch auch als Künstler des Inter-
ieurs beträchtliche Verdienste.

Am 2. Februar ist der Berliner Architekt Oskar K a u f m a n n
50 Jahre alt geworden. Sein jiingster großer Erfolg, der Umbau
des Kroll-Theaters, das er zur größten Oper Deutschlands gemacht
hat, wurde im JanuarüDoppelheft des „Kunstwanderers“ ausführlich
besprochen und bei dieser Gelegenheit wies'en wir auch darauf hin,
daß Kaufmann, der geborene Ungar, d e r Künstler des modernen
Theaterbaues ist. Seine Eigenart aber, die in der Erfindung und
Phantasie wurzelt und nach Erfassung reinster künstlerischer
Linien strebt, machte ihn auch zu einem der glücklichsten Gestalter
neuer Möbeiformen und intimer Innenräume. Eine Reihe hervor-
ragender Villen und Interieurs gibt Zeugnis auch von dieser Seite
der großen künstlerisch - architektonischen Begabung Oskar
Kaufmanns.

*

Oskar B i e, der Berliner Kunst- und Musikschriftsteller,
tr.at am 9. Februar in sein sechzigstes Lebensiahr. Er ist aus Bres-
lau gebürtig und war lange Zeit Dozent der Kunstgeschichte an der
Technischen Hochschule in Berlin. Die geistreiche Art seines Vor-
trags und sein feingeschliffener Stil schufen ihm einen stattlichen
Kreis von Freunden. Bie war immer ein beredter Verfechter der
modernen Kunst — er zählte zu den ersten, die sich für Ury ein-
gestzt haben — und hat auch belangreiche Schriften zur Entwick-
lung der Moderne herausgegeben, darunter den „Text zu Lieber-
manns Holländischem Skizzenbuch“. Sein Buch „Der Tanz“ hat
bleibenden Wert.

But? pfycbologte des Kunfffcbaffetis.

Künltlet?bände tm film.

Das Kunstschaffen psychologisch zu untersuchen und zu er-
gründen, gehört entschieden zu den schwierigsten, aber auch inter-
essantesten Aufgaben. Unter den vielseitigen Verwendungsmög-
lichkeiten des Films hat man nun auch die herausgefunden, ihn
diesem Zwecke nutzbar zu machen. Wenn dies auch nicht restlos
gelungen ist, so liefert dennoch ein solcher Film einen wichtigen
Beitrag zur Lösung jener Frage, den Künstler bei seiner Arbeit
zu studieren, ihn gewissermaßen einer psychologischen Analyse zu
unterziehen. Das Berliner Institut für Kulturforschung hat sich der
Lösung dieser Aufgabe gewidmet, und zwar mit bestem Erfolge.

Das genannte Institut hat mehrere berühmte Künstler bei der
Arbeit gefilmt, um auf diese Weise ihre Arbeitsmehtoden darzu-
stellen und für alle Zeiten festzuhalten. Eine solche Darstellung hat
also nicht nur künstlerischen, sondern auch kunsthistorischen Wert.
Man kennt allerdings schon seit längerer Zeit die Darstellung
zeichnender Hände im Film, beim sogenannten Trickfilm; auch
hier wird die zeichnende Hand des Künstlers reproduziert, sie ge-
winnt Leben, indem rnan das Bild entstehen sieht. Aber bei dem
Kunstfitm des Instituts für Kulturforschung, der iibrigens bisher
nur einem internen Kreise vorgeführt worden ist, handelt es sich
doch utn etwas anderes; da sieht man das Werk in seiner Ur-

1

W*w sucSaen und huulen:

jedeneit tadellose Kupferstiche und Radierungen

ßk 1 t «5 nei§ter

Aidegrever, Altdorfer, Arnman, Backhuizen, Bega, Beharw dell.i
Bella, Belotto, Berghem, Bink, Bol, Breenberg, Breugbel, Callot,

Canale, Claude, Cranach, Drevet, Dürer, v. Dyck, Edelinck,

Gellee, Goltzius, Goya, Hollar, Lautensack, Leyden, Masson, Nan-
teuil, Ostade, Rembrandt, Ruisdael, Schongauer, Waterloo, Zeeman

Deutsche u. italienische Meister des 15. Jahrli.

-M a- I w «- < i «: «■-

!*Ioderne Rudierungen:

Appian, Besnard, Bone, Bracquemond Buhot, Cameron, Corot,
Daubigny, Daumier, Forain, Haden, Legros, Lepere, Manet,

Meryon, Millet, Whistler, Zorn

Giniekunsi «& Klipslein

BERN Kunsthandlung Hotelgasse 8 H

Reich illustr. Lager-Kutalog Nn.Xlll. Alte und modetne Meister. Be-
stellungen werden nur bei Voreinsendung von 5 Schweiz. Fr. berticksichtigt

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sprünglichkeit entstehen, nicht auf vorgezeichneten Linien, wie bei
dem Trickfilm, der mithin mit diesem Kunstfilm nur eine gewisse
Ähnlichkeit hat, mit diesem aber keineswegs gleichzustellen ist.

Auf diese Weise sind nun die Hände eines Max Liebermann,
eines Lovis Corinth, eines Max Slevogt, eines Emil Orlik, einer
Käte Kollwitz u. a. filmisch aufgenommen worden, während sie sich
künstlerisch betätigen. Aus diesen Aufnahmen Jäßt sich die Tech-
nik des betreffenden Kiinstlers beurteilen, die ganze Art und Weise
seines Schaffens, — für den Künstler wie für den Kunsthistoriker
ein äußerst wertvolles Mittel, die Psychologie des Kunstschaffens
zu untersuchen und die damit verbundene Fragen zu lösen.

Allerdings sind hier dem Film Schranken gezogen, die uber
das rein Technische des Kunstschaffens nicht hinausleiten. Denn
die Phantasie des Künstlers, die seine Hand lenkt, läßt sich natiir-
lich nicht filmen. Man käme wohl auch einer restlosen Lösung
dieser Frage nicht näher, wenn rnan mit der Hand des Kiinstlers
auch diesen selbst mit filmen würde, denn der Gesichtsausdruck
des Künstlers bei seinem Schaffen verrät noch lange nicht sein
inneres Empfinden, wie das etwa bei dem mimischen Ausdruck
des Schauspielers der FaJl ist. Darum hat man sich wohl auch
darauf beschränkt, lediglich die schaffende Hand aufzunehmen, also
den rein technischen Teil der künstierischen Tätigkeit. Aber auch
diese Bilder verraten bereits viel: sie zeigen des Künstlers Eigen-
art, wie er den Pinsel oder Zeichenstift fiihrt, wie er die Radier-
nadel bewegt. Dies zu beobachten und zu beurteilen, ist schon
ein großer Gewinn, ein ganz bedeutendes Mittel, die Psychologie
des Kunstschaffens zu ergründen.

Man hat auch auf anderen Gebieten der Kunst den Film in
ähnlicher Weise herangezogen, so z. B. auf dem der Musik. So
sind z. B. beriihmte Dirigenten bei Ausübung ihrer Tätigkeit gefilmt
worden, ferner Geigenkünstler, wobei unter Musikbegleitung der
Film bedeutungsvoller erscheint als bei der Wiedergabe einer ma-
lenden oder zeichnenden Hand. Hier kann der künstlerische Aus-
druok im Ton sozusagen sprechen, die Technik unterstützen und

OCunsi- und fÄntiguitätenüandfung

VJl. ofafomon

Qegründet 1839

Jnßaber: Sugencfafomon

beeidigter Sachverständiger bei dem jfmtsgericht jfresden

part. und I. -Etage ‘DrSSden, ‘Trafferstr. 36 Celephon: 14 222

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