"keit. Jedenfalls bitten wir, die Be-
inerkungen über den ganzen Satz auf
S. n unsres vorigen Heftes nachzu-
-schlagen. Als Probe ist die Stelle
gewählt worden, wo zu der frischge-
fchwungenen Tanzmelodie in der Ober-
stimme gleichzeitig die trippelnde
Weise des Ländlers erklingt. Unser Be-
arbeiter, Kapellmeister Josef Stransky
in Prag, hat die beiden Stimmen, so
lang es klaviertechnisch möglich war,
d. h. bis auf Takt t8 und t9, ziemlich
scharf auseinandergehalten. Es em-
pfiehlt sich — sür musikalisch minder
Geschulte sozusagen eine Vexier-Auf-
gabe —, sich über den Gang jeder einzsl-
nen Stimme zu orientieren und vor
allem jede für sich durchzuspielen, um
dann beide im Vortrag gut unter-
scheiden zu können. Wer sich sür das
Werk irgend eingenommen fühlt, der
wird freilich zu der vorzüglichen Be-
nrbeitung für zwe i Klaviere von Her-
mann Behn (Leipzig, Fr. Hofmeister)
greifen, da die Hände eines Spielers
der verwickelten Polyphonie nimmer-
mehr gewachsen sind.
Bei der Auswahl unserer Bilder
lag diesmal nicht dieAbsicht vor, den
Lcsern erläuternde Beispielo für prin-
zipielle Erörterungen des Textes zu
geben, es sollten einsach aus den Aus-
stellungen einige besonders hervor-
ragende Werke gezeigt werden. Auch
den beiden Künstlecn, die wir heute
nertrcten, Dill und Sambcrger,
gemeinsam ist die Großzügigkeit,
mit der sie das ihnen Wesentlicho aus
der Natur herausheben und zu ein-
facher Form gestalten. Sie geben also
das Gegenteil von den „sachlichen
Maturabschnitten" der eigentlichen Na-
turalisten, sie halten dem Beschauer
nicht gleichsam die Natur selber in
einem Ausschnitt hin, aus der dieser
dann heraussehen mag, was seiner
eigenen Stimmung entspricht. Sie
zwingen ihn vielmehr, sozusagen, nicht
nur mit ihren Augen, sondern auch
mit ihrer Seele zu lesen. Dabei
wissen sie, ihren vereinfachten Neuge-
staltungen sinnfällig wohlklingende,
auch dekorative Form zu geben.
Bei Dill fehlt in unserer Repro-
duktion freilich das Grundmotiv: die
Farbe, deren Klang der Hauptträger
der Poesie seiner Werke ist. Das läßt
sich ja nicht ändern, man muß aus
dem Spiel von Hell und Dunkcl so
weit auf die Farbe schlicßen, wie das
eben angeht. Dill scheint bei der als
müglich denkbaren Verfeinerung
angekommen, ohne kraftlos zu wer-
den. — Bei Samberger bewundern
wir immer wieder die mächtige Ein-
fachheit, die das Seelenbild eines
Menschen mit wenigen Strichcn hin-
schreibt. Wohl von Muther stammt
das Wort, daß in Samberger ein
zweiter Lenbach entstände, mit weniger
Pikanterie, aber mit herberer Größe.
Diesem Hefte sind auch wiedcr die
„Amtlichen M i tte i lu n g e n" des
„Vereins zur Förderung der Kunst"
in Berlin beigelegt. Wir machen unsre
neuen Abonnenten daraus aufmerksam,
daß nur diese „Mitteilung en"
Organ des genannten Vereines sind,
nichtetwaderKunstwartselber.
Der Berliner Verein hat für seine
Mitglieder den Kunstwart abonniert
und verbreitet durch den Kunstwart
seine „Mitteilungen" als Beilagen,
hat aber nicht den geringsten Einfluß
auf den Kunstwart, dessen Redaktion
anderseits auch den Verein und scine
„Mitteilungcn" nicht im mindestcn bc-
einflußt. Beide Teile betrachten sich
als Bundesgenossen „zur Förderung
der Kunst", sind aber nach dem ge-
sagten vollkommen unabhüngig von
einander.
Nochmals vom Urheberrecht. — Zxrkunftslyrik? Von Adolf Bartels.
— Dramatiker zwischen den Kulisscn. Von Ferdinand Greguri. — Karl Lüwe.
Von Richard Batka. — Neuc Kammermusik. Von Hermann Teibler. — „Die
Verwirrung der Kunstbegriffe." Von Paul Schumann. — Lose Blätter: Es
hat noch keinen Begriff. Romanbruchstück von Otto Ludwig. — Rundschau.
— Bilderbeilagen: Ludwig Dill, Landschaft. — Leo Samberger, Bildnis. —
Notenbeilage: Alexander Rittcr, „Wer da sieht die Augen dein." — Gustav
Mahler, Ländler.
verantwortlichFerdinand Avenarius in Dresden-Blasewitz.
-.vrrlag von Georg D. N). Lallwey. —Rgl. hofbuchdruckerei Kastner 6c Lossen, beide in München.
Sendungen für den Tert an die „Aunstwart-Leitung", Dresden-Blasewitz, Machwitzerftraße.
Beiträge über Nlusik an Dr. Richard Batka, prag - Weinberge.
Bestellungen, Anzeigen und Geldsendungen an den verlag: Georg D. w. Callwe? in München.
inerkungen über den ganzen Satz auf
S. n unsres vorigen Heftes nachzu-
-schlagen. Als Probe ist die Stelle
gewählt worden, wo zu der frischge-
fchwungenen Tanzmelodie in der Ober-
stimme gleichzeitig die trippelnde
Weise des Ländlers erklingt. Unser Be-
arbeiter, Kapellmeister Josef Stransky
in Prag, hat die beiden Stimmen, so
lang es klaviertechnisch möglich war,
d. h. bis auf Takt t8 und t9, ziemlich
scharf auseinandergehalten. Es em-
pfiehlt sich — sür musikalisch minder
Geschulte sozusagen eine Vexier-Auf-
gabe —, sich über den Gang jeder einzsl-
nen Stimme zu orientieren und vor
allem jede für sich durchzuspielen, um
dann beide im Vortrag gut unter-
scheiden zu können. Wer sich sür das
Werk irgend eingenommen fühlt, der
wird freilich zu der vorzüglichen Be-
nrbeitung für zwe i Klaviere von Her-
mann Behn (Leipzig, Fr. Hofmeister)
greifen, da die Hände eines Spielers
der verwickelten Polyphonie nimmer-
mehr gewachsen sind.
Bei der Auswahl unserer Bilder
lag diesmal nicht dieAbsicht vor, den
Lcsern erläuternde Beispielo für prin-
zipielle Erörterungen des Textes zu
geben, es sollten einsach aus den Aus-
stellungen einige besonders hervor-
ragende Werke gezeigt werden. Auch
den beiden Künstlecn, die wir heute
nertrcten, Dill und Sambcrger,
gemeinsam ist die Großzügigkeit,
mit der sie das ihnen Wesentlicho aus
der Natur herausheben und zu ein-
facher Form gestalten. Sie geben also
das Gegenteil von den „sachlichen
Maturabschnitten" der eigentlichen Na-
turalisten, sie halten dem Beschauer
nicht gleichsam die Natur selber in
einem Ausschnitt hin, aus der dieser
dann heraussehen mag, was seiner
eigenen Stimmung entspricht. Sie
zwingen ihn vielmehr, sozusagen, nicht
nur mit ihren Augen, sondern auch
mit ihrer Seele zu lesen. Dabei
wissen sie, ihren vereinfachten Neuge-
staltungen sinnfällig wohlklingende,
auch dekorative Form zu geben.
Bei Dill fehlt in unserer Repro-
duktion freilich das Grundmotiv: die
Farbe, deren Klang der Hauptträger
der Poesie seiner Werke ist. Das läßt
sich ja nicht ändern, man muß aus
dem Spiel von Hell und Dunkcl so
weit auf die Farbe schlicßen, wie das
eben angeht. Dill scheint bei der als
müglich denkbaren Verfeinerung
angekommen, ohne kraftlos zu wer-
den. — Bei Samberger bewundern
wir immer wieder die mächtige Ein-
fachheit, die das Seelenbild eines
Menschen mit wenigen Strichcn hin-
schreibt. Wohl von Muther stammt
das Wort, daß in Samberger ein
zweiter Lenbach entstände, mit weniger
Pikanterie, aber mit herberer Größe.
Diesem Hefte sind auch wiedcr die
„Amtlichen M i tte i lu n g e n" des
„Vereins zur Förderung der Kunst"
in Berlin beigelegt. Wir machen unsre
neuen Abonnenten daraus aufmerksam,
daß nur diese „Mitteilung en"
Organ des genannten Vereines sind,
nichtetwaderKunstwartselber.
Der Berliner Verein hat für seine
Mitglieder den Kunstwart abonniert
und verbreitet durch den Kunstwart
seine „Mitteilungen" als Beilagen,
hat aber nicht den geringsten Einfluß
auf den Kunstwart, dessen Redaktion
anderseits auch den Verein und scine
„Mitteilungcn" nicht im mindestcn bc-
einflußt. Beide Teile betrachten sich
als Bundesgenossen „zur Förderung
der Kunst", sind aber nach dem ge-
sagten vollkommen unabhüngig von
einander.
Nochmals vom Urheberrecht. — Zxrkunftslyrik? Von Adolf Bartels.
— Dramatiker zwischen den Kulisscn. Von Ferdinand Greguri. — Karl Lüwe.
Von Richard Batka. — Neuc Kammermusik. Von Hermann Teibler. — „Die
Verwirrung der Kunstbegriffe." Von Paul Schumann. — Lose Blätter: Es
hat noch keinen Begriff. Romanbruchstück von Otto Ludwig. — Rundschau.
— Bilderbeilagen: Ludwig Dill, Landschaft. — Leo Samberger, Bildnis. —
Notenbeilage: Alexander Rittcr, „Wer da sieht die Augen dein." — Gustav
Mahler, Ländler.
verantwortlichFerdinand Avenarius in Dresden-Blasewitz.
-.vrrlag von Georg D. N). Lallwey. —Rgl. hofbuchdruckerei Kastner 6c Lossen, beide in München.
Sendungen für den Tert an die „Aunstwart-Leitung", Dresden-Blasewitz, Machwitzerftraße.
Beiträge über Nlusik an Dr. Richard Batka, prag - Weinberge.
Bestellungen, Anzeigen und Geldsendungen an den verlag: Georg D. w. Callwe? in München.