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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 13,2.1900

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Heft 13 (1. Aprilheft 1900)
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.7960#0050
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vcrittiscl-tcs.

Sonne und Regcn freucn sich so schr,
ivenn sic mal was nndres als »Stcin-
farbc« zu sehen kriegcn, dah sie bcreit-
ivillig nachbessern. Jst noch ein ivcnig
Grün, sind gar Büume oder ist Wasser
dabei, so beginnt all das sofort mit
den neuen Farben cin Gcsellschafts-
spiel, dcm zuzusehcn ein Gaudium ist."
Es ist viel besser, daß wir die Außen-
wände ganz färben, als daß ivir
sie etwa mit buntem Relief- oder
Linicniverk ornamental oder figürlich
aufschmücken, es ist viel besser, weil
cs mehr auss Große geht, und weil
das richtigeVerzierenoinevielschwie-
rigere Sache ist, als man gcwöhnlich
dcnkt. Das „Verzieren" gerät sehr
lcicht cntweder roh odcr, noch häufiger,
kleinlich. Verzierungen werden auch
durch Wind und Wetter meist
schlcchtcr, farbige Mauern dagcgen
meist malerischer, wie angedeutct-
Also noch cinmal: farbige Putzflächcn
her! Wir wcrden den Ruf nach far-
bigen Häusern so langc wicderholcn,
bis cr gehört ivird. Allc unsre alten
dcutschcn Putzhäuscr hattcn Farbe.
Müssen wir die künstlerische Gcscheit-
heit wieder erst auf dcm Modewegc
von England bezichen? A.

'' Dic Verchrcr Thomas seien auf
cine Thoma-Dcnkmünzc aufmerk-
sam gemacht, die Joscph Koivarzik im
Auftrage dcr Frankfurter Künstler-
gescllschaft modelliert hat, und von
dcr silbernc und bronzcne Excmplnre
für und pi Mark jctzt durch Adolph
Heß Nachf. in Frankfurt a. R:. zu be-
ziehen sind. Die Vo.derseitc zeigt das
gelungenc Profilbild. Ungcwöhnlich
hübsch ist der Nevcrs. Da sehn wir
den Meistcr im Ucbcrrock, wie rcise-
sertig, zwischen cincr Gesellschaft von
Kindcrn, dic ihm glückwünschend den
Kranz bringcn. Ja, sie freuen sich
scincr, aber sic sind nuch traurig, denn
ach, er wird ja nun weggehn. Das
ist sehr lebcndig und herzlich aus-
gedrückt.

Uimftwart

Von dcr Lcx Hcinze spricht
kcincr mehr, ohue daß er's muß, und
so würden auch wir den Kampf gegcn
die beiden sondcrbaren Mißgcburtcn
dieses Wesens, dcn Kunst- und den
Theatcrparagraphen, vvn Herzcn gcrn
ein pnr Hefte lang ruhen lassen, dürften
wir's. Aber Männer, dcrcn Gesinnimg
der unscrn verwnndt ist, habcn in ihrer
Ehrlichkeit gerade diese Zeit für die
richtigegehalten,umimZusammcnhaiig
mit der Lex Heinzc auf einigc wirkliche
Unzüchtigkciten nud Unsittlichkeiten in
sogenanntcr Dichtung und Kunst hin-
zuweisen Wir fragen staunend: was
hat das mit der Lex Hcinze zu
thun? Mit den beiden Paragraphen,
gcgen welche der Kampf geht, hat cs
nicht das mindeste zu thun, denn
Unzucht nnd Unsittlichkeit sind im
Strafgesetzbuchja l ä n g st v o r g c s e h e n.
Wiederholcn wir: die Einführung dcs
„Schamverletzcndcn" „ohne unzüchtig
zn sein" ist die cine Gefahr, und die
ziveite: die Ernennung aller belicbigen,
so da Aergernis nehmcn, zu wichtigcn
und aller Nichter, seien sie wer sic
scien, zu entschcidenden Bcurtcilcrn in
litcrarischen und künstlcrischen Dingen.
Es hilft uns nichts, was die Herren
Gesetzgcbcr möglicherweise„wollcn" und
woran anderseits sie „nicht im ent-
ferntcsten dcnkon" — dic Erfahrung
mit dcm „Grobcn Unsug" hat uns allc
gclehrt, wie die praktische Rcchtspflcge
später mit den Absichten der Gesetzgcber
umgeht. Machtmittel, dic den unge-
heucrlichsten Mißbrauch etwaigen
Ucbclivollendcn odcr Verständuislosen
crmöglichcn, sollen geschaffen werden
— wer kann das leuchien? Halten
wir fest zusammen im cinheitlichen
Kampfe d a gegen! Ganz anderc Frageu
dazwischcn zu werfcn oder uns mil
dieseni und jcncm auscinandcrzusctzcn,
der uns als Vcrbündetcr nicht gcfallen
mag, bleibt wahrlich noch Zeit genug
nachhcr.
 
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