klameplakaten begnügten, ist meist
mit dem folgenden Zusatz durch
die Lagespresse gegangen: „Die
meisten Plakate sind allerdings
geschmacklos. Durch Verwendung
künstlerisch ausgeführter Plakate
dürfte sich das Bedürfnis nach Re-
klame und Kunst gleichzeitig be--
friedigen lassen." Wir wissen nicht,
von wem dieser Zusatz stammt, aber
wir möchten ausdrücklich bemerken:
nicht von uns. Künstlerisch aus--
geführte Plakate sind eine gute
Sache, und wir haben gar nichts
dagegen, ihnen auf den Gängen usw.
auch in Bahnhöfen zu begegnen, —
aber die Behörden möchten wir sehn,
die gegen gutes Geld nur „künst--
lerisch ausgeführte Plakate" auf--
hängen wollten, selbst wenn die
Beamten zugleich „ästhetische Schutz--
leute" sein könnten. Das größere
Verständnis der Dänen für diese
Anfgaben zeigt sich eben darin,
daß sie in den Wartehallen nicht
„Reklame und Kunst" „gleichzeitig"
„befriedigen^, sondern wie für an--
ständige Wohnräume die Bilder
um der Bilder selbst willen
wählen, und um dessentwillen, was
sie vermitteln: eines Stücks Hei-
matsfreude oder Freude an der
Fremde oder eines schönen und
tiefen Eindruckes sonst. Selbst die
besten „künstlerischen Plakate" kön--
nen ja für solche Bilder immer
nur Surrogat sein, weil sie zweien
Herren dienen, weil sie an der Kunst
vorbei auch nach der Reklame hin
schielen müssen. Wir haben die
Voigtländerschen und Teubnerschen
Steindrucke und haben andern guten
und billigen Wandschmuck genug,
und wir sind im Deutschen Reich
nicht so bettelarm, daß wir außer
den Gängen und Bahnsteighallen
auch noch die Wartezimmer mit
Plakaten zu bepflastern brauchten,
weil der Staat die Mietgroschen
nicht entbehren kann. Abgesehen
davon, daß diese in den Wirts--
räumen gewöhnlich einfach von den
Restaurateuren ausgehängt werden.
Auch hier bleibt eine vortreffliche
Gelegenheit noch ungenützt, das
Volk mit dem Guten in Beziehung
zu bringen.
Auch auf dem neuen monumen--
talen hamburgischen Bahnhofe soll
man schon angefangen haben, die
Architektur mit Plakaten nach dem
Litfaßsäulen-Prinzip zu bekleben. A
^ Dss rettende 8
Eine merkwürdige Denkmalsge-
schichte kommt aus Aachen. „Der
Denkmals-Ausschuß", so steht ganz
ernsthaft zu lesen, „hatte vor der
Erreichung seines Zieles große
Schwierigkeiten zu überwinden.
Insbesondere wurde ihm von der
Stadtverwaltung zur Bedingung
gemacht, in dem Denkmal auch die
Büsten Moltkes und Roons anzu-
bringen, anscheinend, wie auch der
Vorsitzende des Denkmals-Aus-
schusses in seiner Festrede hervor-
hob, um die Bedeutung des Denk-
mals als einer vor allem dem
großen Kanzler dargebrachten Hul-
digung zu mindern. Dem Erbauer,
Professor Frentzen, der auch das
Aachener Rathaus umgebaut hat,
ist es jedoch gelungen, durch Her-
stellung des Denkmals in Form
eines »6» aller Welt unzweideutig
zu zeigen, daß das Denkmal vor
allem dem Andenken Bismarcks
gewidmet sei." Hoffentlich bekom-
men wir das 8-förmige Denkmal
einmal im Bilde zu sehn.
W Bon der Lorelei
schreibt das „Lahnst. Tagbl/: „An
der sagenreichsten Stelle des Rheins,
auf der Lorelei-Höhe, ist das Wirt-
schaftsgebäude, welches bisher ziem-
lich unsichtbar von unten war, durch
Anbau vergrößert worden, so daß
es jetzt vom Schiff und der Eisen-
bahn aus sichtbar ist. Dadurch wird
die Romantik stark beeinträchtigt.
690 Kunstwart XX, 2H
mit dem folgenden Zusatz durch
die Lagespresse gegangen: „Die
meisten Plakate sind allerdings
geschmacklos. Durch Verwendung
künstlerisch ausgeführter Plakate
dürfte sich das Bedürfnis nach Re-
klame und Kunst gleichzeitig be--
friedigen lassen." Wir wissen nicht,
von wem dieser Zusatz stammt, aber
wir möchten ausdrücklich bemerken:
nicht von uns. Künstlerisch aus--
geführte Plakate sind eine gute
Sache, und wir haben gar nichts
dagegen, ihnen auf den Gängen usw.
auch in Bahnhöfen zu begegnen, —
aber die Behörden möchten wir sehn,
die gegen gutes Geld nur „künst--
lerisch ausgeführte Plakate" auf--
hängen wollten, selbst wenn die
Beamten zugleich „ästhetische Schutz--
leute" sein könnten. Das größere
Verständnis der Dänen für diese
Anfgaben zeigt sich eben darin,
daß sie in den Wartehallen nicht
„Reklame und Kunst" „gleichzeitig"
„befriedigen^, sondern wie für an--
ständige Wohnräume die Bilder
um der Bilder selbst willen
wählen, und um dessentwillen, was
sie vermitteln: eines Stücks Hei-
matsfreude oder Freude an der
Fremde oder eines schönen und
tiefen Eindruckes sonst. Selbst die
besten „künstlerischen Plakate" kön--
nen ja für solche Bilder immer
nur Surrogat sein, weil sie zweien
Herren dienen, weil sie an der Kunst
vorbei auch nach der Reklame hin
schielen müssen. Wir haben die
Voigtländerschen und Teubnerschen
Steindrucke und haben andern guten
und billigen Wandschmuck genug,
und wir sind im Deutschen Reich
nicht so bettelarm, daß wir außer
den Gängen und Bahnsteighallen
auch noch die Wartezimmer mit
Plakaten zu bepflastern brauchten,
weil der Staat die Mietgroschen
nicht entbehren kann. Abgesehen
davon, daß diese in den Wirts--
räumen gewöhnlich einfach von den
Restaurateuren ausgehängt werden.
Auch hier bleibt eine vortreffliche
Gelegenheit noch ungenützt, das
Volk mit dem Guten in Beziehung
zu bringen.
Auch auf dem neuen monumen--
talen hamburgischen Bahnhofe soll
man schon angefangen haben, die
Architektur mit Plakaten nach dem
Litfaßsäulen-Prinzip zu bekleben. A
^ Dss rettende 8
Eine merkwürdige Denkmalsge-
schichte kommt aus Aachen. „Der
Denkmals-Ausschuß", so steht ganz
ernsthaft zu lesen, „hatte vor der
Erreichung seines Zieles große
Schwierigkeiten zu überwinden.
Insbesondere wurde ihm von der
Stadtverwaltung zur Bedingung
gemacht, in dem Denkmal auch die
Büsten Moltkes und Roons anzu-
bringen, anscheinend, wie auch der
Vorsitzende des Denkmals-Aus-
schusses in seiner Festrede hervor-
hob, um die Bedeutung des Denk-
mals als einer vor allem dem
großen Kanzler dargebrachten Hul-
digung zu mindern. Dem Erbauer,
Professor Frentzen, der auch das
Aachener Rathaus umgebaut hat,
ist es jedoch gelungen, durch Her-
stellung des Denkmals in Form
eines »6» aller Welt unzweideutig
zu zeigen, daß das Denkmal vor
allem dem Andenken Bismarcks
gewidmet sei." Hoffentlich bekom-
men wir das 8-förmige Denkmal
einmal im Bilde zu sehn.
W Bon der Lorelei
schreibt das „Lahnst. Tagbl/: „An
der sagenreichsten Stelle des Rheins,
auf der Lorelei-Höhe, ist das Wirt-
schaftsgebäude, welches bisher ziem-
lich unsichtbar von unten war, durch
Anbau vergrößert worden, so daß
es jetzt vom Schiff und der Eisen-
bahn aus sichtbar ist. Dadurch wird
die Romantik stark beeinträchtigt.
690 Kunstwart XX, 2H