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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 23,1.1909

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1909)
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Lose Blätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.8818#0480
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Vierte Szene
Grillhofer und Wastl

Grillhofer: Bhüt dich Gott, Rosl! (Kleinc Pause, ohne auf-
zusehen.) Bhüt dich Gott, Wastll

Wastl: Ich hab jo no nix gsagt.

Grtllhofer (aufblickend): Willst no was?

Wastl: Es liegt mir schon lang anf. Aber dein Schwagern, über'n
Dusterer, möcht ich mich amal ausreden.

Grillhofer: No, nur kein unbschaffens Wort.

Wastl: Bewahr, wär mir a z' gring dazu, daß ich a unbschaffens
Wort über eahm verlier — der elendige Kerl.

Grillhofer: Wastl! — Er ist mein einziger Verwandter, der einzige
Mensch, der ein trostreichen Zuspruch für mich hat, dem was glegn is
an mir in Ieit und Ewigkeit.

Wastl: Ich weiß's eh, er is, der dich zu dem bußfertigen Wesen
hinzerrt, wie 's Kalbl zur Kuh, wenn's 's Saufen derlernen soll.

Grillhofer: tzehe! Sixt, Wastl, wie trotz deiner Boshaftigkeit nix
dagegen fürbringa kannst. 's Kalbl muß ja saufen, sunst wurd's hin.

Wastl: Schon recht, Bauer, aber für a Kalbl warst mer doch schon
z'viel ausgwachsen. — Sag do selber, Bauer, wie d' no riegelsam warst,
hat der Dusterer kein Fuß über dein Staffel gsetzt — was findt er's denn
hitzt vonnöten, daß er dir alle Tag übern tzals rcnnt? Zwegn dcr Zeit
und Ewigkeit leicht? Ka Ned, meinst net selber, daß er sich zutatig
macht, weil er glaubt, es könnt die ganz tzinterlassenschaft an ihm falln?
And hat er dich erst da, nachher kunnst freili — von ihm aus — Gott
verhüt's — nit früh gnug selig werdn.

Grillhofer: So mein ich ja eh selber.

Wastl: Na alsdann, na sixt, is doch amal a gscheite Red von dir!
Oder wie d' früher hast a Wartl davon falln lassen, daß d' dich möchtst
in die Nuh setzen, meinst nit a selber, er wurd dir einredn, daß dein
ganz Bußfertigkeit um a gut Trümmerl z' kurz war, wann dn nit
ihm 'n Hof verschreibst und nöt bei seiner Sippschaft als Ausnehmer
bliebst? tzan.

Grillhofer: No jo, so mein ich ja ehnder selber.

Wastl: No, so sag ich, scheinheilig is er.

Grillhofer: Und ich sag, er is's net.

Wastl: Wohl is er's.

Grillhofer: Na, sog i! Wastl, du bist a dummer Bua, du verstehst
dös net, der Dusterer der is so, der is so, wie er is. Und zwegn dem,
was mer gredt habn, so tut das der Vnßhaftigkeit kein Eintrag, und
werd i ihm's doch net in Abel aufnehma, daß er auf sich schaut, wo sein
Vorteil und der meine Hand in Hand gehn.

Wastl: Na, hörst, da möcht eins doch glei narrisch werdn! Wann sein
Vorteil is, meinst nit, es kunnt wohl a a kleine Spitzbüberei mit unterlaufen?

Grillhofer: Na, Wastl, dös net, dös net. Alls, was er fürbringt,
dös is nur zu wahr — nur zu wahr is's!

Wastl: No, ich konn da nix sag'n, ich weiß nit, wie er dich h'rumkriegt
hat, so hilft a kein Redn.

Grillhofer: Host a recht, Wastl. Redn is do von unnötn! Der
Dusterer is über ein Feldpater. Alles kurz und eindringlich und hiht:

H02 Kunstwart XXIII, 6
 
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