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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 24,3.1911

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Heft 18
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Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.9032#0492
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fähig sind. Oder anders: Freude
ist der Weg zur Ansdruckskultur;
Sport günstigenfalls ein Trunk
am Mege. . .

W

Der Laie tut gern alles Gebein,
was mit Nagelstiefel und Lispickel,
mit Skien und Rodelschlitten ins
einsame Hochgebirge zieht, als
Sportsmann ab, der keuchend,
schwitzend und kaltsinnig Spitze um
Spitze bezwinge, um hernach in dcr
Stadt mit möglichst großer Gipfel-
zahl und möglichst kleinen Steige-
zeiten zu prahlen. Meine eigene
Erfahrung belehrt mich indes, daß

So entsteht und so ist Berg-
freude. Leider macht sich nun aber
in der Tat im Bergleben ein Zug
zu seelenlosem Bergsport bemerk-
bar. Besonders zur Winterszeit.
Immer aufdringlicher verbreiten
sich in den Alpen und auch in dcn
deutschen Mittelgebirgen Ski- und
Rodelrennen mit Preisen, Meister-
schaften und Mittelpunktlichkeit für
die öffentliche Neugier. Dem ent-
gegenzutreten ruft in den Mittei-
lungen des deutschen und österrei-
chischen Alpenvereins (MO, S. 2HZ
fg.) Guido Lammer diesen und ver-
wandte Verbände auf.

Holzschnitt nach Franz Pocci

die meisten Bergsteiger und Ski-
fahrer andcrs sind.

V

Die Felsen, drin wir steigen,

In grauen Nebeln schweigcn,

Die sonnig lockten, dräun.

Uns abcr treibt ein Ahnen,

Auf unbetretnen Bahnen
Sieghoffend uns am Kämpferglück
zu freun.

Erklommen ist die Spitze —

Auf hohem Göttcrsitze
Wie fremd und doch wie schönk
Da springen alle hellen
Herzliebcsjubelqucllen
Und Sonne, Sonne überstrahlt die
Höhn. ^

Als „alpin" — ein gebräuchliches
aber HLßliches Wort — läßt er gel-
ten, daß der Mensch denBerg durch
eigene Kraft bezwingt. Ie schwie-
riger, um so alpiner. Aber nicht
zum Selbstzweck, sondern nur zum
Zweck der Bergfreude. Derart alpin
oder nichtalpin zu sein, muß natür-
lich Sache des einzelnen bleiben.
Aber Sache der Gesamtheit ist es,
also der alpinen Vereinigungen,
nichts zu tun und alles zu hin-
dern, was nur dem Bergsport und
nicht der Bergfreude dient.

W

Diese Vereine sollten daher allen
Wettsport in den Bergen grund-
sätzlich ablehnen, dies durch Be-

2. Iuniheft
 
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