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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

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Heft 4 (Januar 1932)
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Mechow, Karl Benno von: Sorgenfrei
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https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0286
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Der LeuLnarrt rrnLerdessen blreb noch lange oben, rn dem Zimmer ber der
erschossenen Frau. Es war das em sehr guLer Ausguck, und er sah von dorL
immer nur nach Fernden aus...

SpäLer, vrel späLer, wars er auck> einen Blick in das VerwalLerhaus,
gewiß. Da sah es scheußlich aus, nichLs als Trümmer von Möbeln, zerschos-
sene BlumenLöpse, eine zerschlagene LieblichkeiL, ein enLseelLes Heim.

Sie Lrugen dann die Frau die vielen Treppen hinunLer, den Körper. Sie
begruben den LoLen Leib und auch den alLen Mann aus einer Archöhe im
Park, unLer Bäumen, über dem Meer. Der LeuLnanL hatLe diesen Platz be-
slimmL, nnd alle sanden ihn guL gewählL. Einer sammelte in der zersLörten
Wohnung ein paar Blumen aus und wars sie in das Grab. Der LeutnanL
sprach kein GebeL, also sprach BarLels ein GebeL. Ein kleines Kreuz konnten
sie nicht mehr zimmern, sie mußten weiLer, sie haLLen für diese lbkachL jhr
Ziel...

-i-

Ein paar 2l u sz e i ch n u n g e n des LeuLnanL Herre

...Ich spreche miL Ramm kein WorL, der Mensch isi mir surchtbar. Daß
er so siunnn ist, so völlig versteint, seit er wieder bei Bewußtsein, das
rechtsertigL doch nichL mein Gesühl! cklnseren LeuLen slößL er Mitleid ein, nur
NuLleid. Sie wissen, was ihm geschah, und ich weiß ja auch nichL mehr als
sie. Sie gehen schonend, sasi zärtlich miL ihm um. Der BagagekuLscher neben
ihm ans dem Bock haL ihm seine Schlasdecke über die Schultern gehängt und
einen Woilach nm die Knie gewickelt. Es isi sehr kalt, grimmig kalt.

Aus dem Herbsi sind wir heraus, ans Esiland sind wir ja nun heraus.
Wir reiten jeHL in Livland, Riga entgegen. Es isl ZeiL, daß wir heimkommen,
sonst srißL uns der WinLer.

Da sährL dieser Ramm miL uns aus dem Schmiedewagen, seit jenem Tag.
Warum LreibL es mich weit sort von ihm? Ich reite ganz selten zur
leichten Bagage, bin meistens hinten bei der Rkachhut oder melde mich zur
PaLrouille. Warum zieht es mich doch zu ihm zurück? Er saugt mich heran
in seine Nähe, er droht, mich zu verschlingen. Zch will mich nicht verschlingen
lassen, ich will reiten und leben, gleichgültig, was kommt, gleichgültig, —
was gewesen ist. Übrigens könnte es mich jäh überkommen, ihn glaLLweg
zu erschießen.

BielleichL wartet Ramm daraus, wenn er mich so ansieht mit seinen Zam-
merangen...

Ich sprach mit BarLels, ich mußke etwas hören. „Za", sagLe er, „mit dem
alten Mann ist es ganz klar. Er haLLe einen Gewehrschuß durch die Brnst,
ist verbnnden, gepslegt worden und endlich gestorben. Sehr gut ist er
gepflegt worden. Ein musiergültiger Berband! 2ln der Wunde wäre er
nicht gestorben, gewiß hat sein Herz nicht mehr gewollt." — Ja BarLels, so
wars mit dem alten Eli, dem Kutscher, einem Frennde der Fran. Iknd
weiter nun, und weiter — was will ich hören?

Das andere, das mit der Frau, versteht BarLels nicht rechL. Doch, es ist
ihm klar, ebensalls ganz klar. Ein kleiner Einschuß im HinLerkopf, von den
dichten Haaren verborgen. Lange haLLe er nichts gesunden. Daß sie miL dem

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