Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 45.1931-1932

DOI Heft:
Heft 10 (Juliheft 1932)
DOI Artikel:
Kast, Emil: Julius Zerzer
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.8819#0730
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
cmf seine 2lrL mit dem Leben und den Dingen ferLig zu merden. NichL auf
Zwecken bernhL das künsilerische Schaffen, es kann in seinem WesenhafLen
gar nichL gewollL werden, sondern es beruhL, ohne nach Warum und Wozu
zu fragen, „auf der Liebe zu heimischer LandschafL und Kultur". Und der
Verfasser dieser Bücher siehL seine Aufgabe darin, „zu zeigen, wie das eins
zum andern gehörL, wie die großen NaLurformen auf die Formungen des
Menschlichen wirken, und andererseiLs: wie der Mensch — auch der moderne
— nichLs zu empsinden vermag, das nichL in den Nütursormen seinen Llusdruck
gefunden häLLe".

Es scheint mir von entscheidender BedeuLsamkeit zu sein, daß Zerzer dabei eine
reflektierende BeLrachtungsweise als bloßes Nebeneinandersiellen nicht au-
wendet, sondern betonL: „Ich gebe einfach die Dinge; aber mein Besireben isi,
sie so zu geben, daß sie zugleich siellverLreLend sind." In zünftiger Literatur-
sprache heißt das: symbolisch; GoeLhe häLLe in seinen alten Tagen wohl eine
seiner bevorzugtesien Kennzeichnungen beigezogen: „bedeutend". Freilich, nur
wer das „Ganze" geschaut hat, darf so das Einzelne sehen und „einfach die
Dinge" geben. Dieses „einfach" isi ebenso große Bescheidung wie verpflich-
Lender „Ansprnch". Zerzers künsilerisches Bemühen geht auf im Einkreisen
und Bezwingen der lockenden, aber umfassend schwierigen Aufgabe: das
Werden des Menschen, des ösierreichischen Menschen in seiner Land-
schaft mit den KunsimiLteln der Sprachgesialtnng sinnenfällig zu machen.
Einige Etappen dieses Weges sind zurückgelegt, die so siark wachsende Ziel-
sicherheit erweisen, daß sie verdienen, scharf ins Auge gefaßi zu werden.
Zerzer hai zunächsi einen nmfänglichen Band Soneiie veröffentlichL „Das
Drama der LandschafL"*. Hier sofort zeigt sich, was ich meine, wenn ich von
Zerzers DichLform des Erwanderns spreche. Diese LandschafLsgedichLe, znm
mindesien die siärksien Siücke — eine sehr wünschenswerLe llkeuauflage wird
neben einigen Strichen noch im einzelnen die metrische und worLformende Feile
gebrauchen müssen — beschreiben nicht, sondern die vorhandenen Dinge werden
gegeben als werdende. NlchL ans flächigem Sehen bloß eben der Oberfläche,
sondern aus einem nicht nur wissenschafLlich-Lheoretischen, wachen Wissen,
vielmehr körperlich abtasienden und fühlend aöschreitenden GesialLen werden
die LandschafL aufbauenden NaLnrkräfLe in Sprache nachgebildet. Dieses
Drama isi fünfaktig: ein präludierender ersier 2lkL huldigt einem gotischen
Schnihallar, der als Ding schon siellvertretend in der oben angedeuieten
SchaffenshalLung Zerzers wichLig für diese oberösierreichische Landschafi isi;
Knnsigebild und greifbarer Leib des lebendigen, dori beheimateien chrisikatho-
lischen Geisies. Schon hier drängt sich der Name eines großen Eideshelfers
für Zerzers Bemühen auf, der jedoch ersi später ausdrücklich genannt sein soll.
AkL II umfaßt die Episoden der LandschafL; neben zahlreichen anderen die
Lerchen von HellmondtsödL; Ruine WiLLinghausen (ein Sprachgebild vor-
Lrefflicher ArL); Kirchschlag; die Donau; St. Florian; Freitreppe im StifL
St. Florian (durchaus neben Rilkes Treppe der Bersailler Orangerie zu
setzen); den Michael-Pacher-Allar in St. Wolfgang; die Gewaltigen der
oberöskerreichischen Alpen. 2lkL III zeigt clrÄrnatis por^ouas: Wechsel von

Leuschner ö; Lubensky, Graz Alle späteren Bücher ^ulius Zerzers irn Derlag

Langen-OIIüller, JTLünchen.

643
 
Annotationen