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Kunstwart und Kulturwart — 35,1.1921-1922

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Heft 1 (Oktoberheft 1921)
DOI Artikel:
Troeltsch, Ernst: Die Verfassungskrise: Berliner Brief
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Avenarius, Ferdinand: Aus dem "Jesus"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14434#0048
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Weltordnung und neue Psychologie der Menschen in Aussicht zu stellen.
Sie müssen den mit ihrer tzilfe geschaffenen verstärkten Reichsapparat in den
Dienst einer entschlossen nationalen Politik der Würde und der Ehre stellen,
was ja die Verfolgung der wirklichen Arbeiterinteressen, auch der inter-
nationalen, keineswegs ausschließt. Andererseits müssen die Antisozialisten
die nun errungene Machtstellung der Arbeiterschaft anerkennen und sich in
die Psychologie des modernen Arbeiters hineindenken lernen, die Politik der
Ehre und Würde mit der Behauptung internationaler Moral grundsätzlich
vereinigen und die Politik vom Standpunkt des Möglichen aus betreiben^
auch sie werden dabei in ihrer berechtigten Kritik an den Zuständen nicht ge-
hindert sein. Im übrigen hüte man auf beiden Seiten Zunge und Feder,
die man in so schweren Zeiten nicht einfach nach dem Maße des Talents zu
bösartiger Verhöhnung oder bissiger Schärfe hemmungslos rühren darf.
Man darf nicht alles sagen, was man denkt. Und diese Leute sagen oft
uoch mehr als sie denken.

Berlin, s2. September syP. Ernst Troeltsch

^lus öem ^^esus^ von Zeröinan- ^lvenarius

sDie folgendcir Szenen bilöcn den Abschlusz des nenen drainatischen Spieles
„Iesns" von Avenarius. lvie „Baal" und „Faust" ganz selbständig in sich,
bilöet doch auch dieses Sxicl zugleich einen Teil öer ,,Dichtung in vier Tra-
gödien und einenr Nachsxiel": „Der wachsenbe Gott". Die Beihenfolge
der fünf Tcile ist: Baal, Iesus, Axostata, Laust, das Nachsxiel „Droben".

„Iesus" erscheint als Buch binnen kurzein bei Georg D. A). Tallwer in
München, wo „Baal" und „Faust" schon erschienen sinö. Der Verlag bittet,
die Bestellungen recht balö aufzugcben. Auch wegcn etwaiger Aufführungen
wolle nran sich an ihn, öen Verlag, wenden.^

Gethsemane

. u 'a

(Lin in Tcrrassen ansteigenber lsang aus Felsgcröll nrit Glbäunren. Aacht.
Am lsinrrncl groß der abnehnrende Mond. Über ihn sxielen lvolken, so öasz das
Bild der Landschaft fich verwandelt, sie scheint nrit Iesu lvorten zusanrnren-
zuleben. Als der Vorhang sich hebt, bleibt öie Bühne rroch einige Sekunden
lcer. Dann komnren, von Iesus geführt, öie Iünger von rechts, sie schreiten,
von ihnr gewiesen, nach lirrks und zur lsöhe hrnan. Vorn anr Bande sxricht

Iesus zu den anöern.)

Iesus:

Bleibt nicht am Lingang, ihr seib sichrer öroben,

Und hört ihr Särnren-flieht! (Lsändeöruck) Lebt wohl,
Getreue.

wir aßen nun das Msterlanrm mitsammen,

was konrmt, schickt Gott. Ietzt, wenn ihr könnt, so schlaft.
(während dic andern hinaufschreitcn, sprichtz, von Iakob und Iohannes mit

Gebärden unterstützt)

Simon:

Doch uns laß bei dir, kserr.

Iakob:

Ia, Meister, uns!

Iohannes:

Muß ich erst bitten?

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