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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 2.1912-1913

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Lorenz, Felix: Lionardo, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.21776#0702
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LIONARDO

die seelisch so wahre Gattenwahl der heilis-en
Jungfrau, die Madonna im Rosenhag, ein Bild
von reinster mütterlicher Empfindung. Die adlige
Eleganz und seine angeborene Kunst, den Aus-
druck seiner Frauen zu vergeistigen, zeigt Luini
aber in seinem schönsten Bild: der Verlobung
der heiligen Katharina (Poldi Pezzoli). Zarteres
und feiner Empfundenes bei aller Pracht der
äußeren Dekoration, Gewandung, Landschaft, hat
die lombardische Malerei nicht hervorgebracht.
An Grazie erreichen Künstler wie der übrigens

o

auch von Borgognone beeinflußte Luini manchmal
sogar das große Vorbild; Lionardos Frauenideal,
„mit den dunklen tiefen Augen, dem lächelnden
Munde, der länglichen Nase und dem schmal
zulaufenden Kinn" wurde unter seinen glücklichen
Händen aufs herrlichste lebendig, aber an Kom-
positionskunst wie an dramatischer Größe reicht
er, der in seinen Fresken des Monastero Maggiore
Heiligen-Darstellungen von überirdischer Ruhe
gegeben hatte, wie alle übrigen aus der Lionardo-
gruppe nicht heran.

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