Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst (3.1913-1914)

UNSER BÜHNENBILD UND ERNST STERN

ein; die „Lustigen Blätter" bringen eine große
Zahl keck und sicher entworfener, köstlicher
Improvisationen und beißender Satiren. Aber
schon ein Jahr später hat ihn das scharfe Auge
Reinhardts entdeckt, das die Individualitäten
nicht erst dann zu „finden" weiß, wenn den
Namen alle Spatzen und andere Tiere pfeifen.

Zuerst zeichnet Stern für das „Neue Theater"
die Kostüme zum „Faust", die Dekorationen hat
noch der Wiener Roller entworfen, dem der
Novize manche Anregung verdankt. Daneben
entstehen aus einer ganz anderen phantastischen
Welt die lustigen Skizzen zu Offenbachs „Or-

pheus in der Unterwelt", den derselbe Künstler,
ebenfalls für Reinhardt, einige Jahre später un-
gleich reifer zu den Aufführungen in der
Münchner Tonhalle wiederholt. Gerade diese
beiden Orpheus-Inszenierungen (vergl. die in
der Abbildung wiedergegebene Figurinen-
skizze) lassen die rasche Entwickelung Sterns
als Theaterkünstler erkennen. Das erste-
mal waltet noch der humorvolle Witzblatt-
zeichner vor, wenn er z. B. die Minerva als
prüden Blaustrumpf oder die Hebe als flinke
Kellnerin auftreten läßt. Bei der zweiten Or-
pheus-Inszenierung ist die gerade bei Offenbach

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