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Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

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Wentscher, Arnold: Baukunst und Tagespresse
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https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0510
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BAUKUNST UND 1AGESPRESSE

WOHNUNG SCHWEITZER. BRESLAU. ECKE IM WOHNSALON. ENTW.: GUSTAV GOERKE.

er seine Kräfte einsetzen könnte. Er muß ihn sich kann, von der technischen Seite der Frage wenig

erst suchen. Eingehende Sachkenntnis allein läßt oder nichts versteht.

ihn finden. Und wer berücksicktigt, daß ein Bau- Damit soll keineswegs gesagt sein, daß ein

werk gleichzeitig ein Werk der Kunst und der guter Architekt auch ohne weiteres ein berufener

Technik ist, mit der Maßgabe, daß von Fall zu Fall Kritiker wäre. Durchaus nicht. Es soll nur dar-

entweder die künstlerische oder die technische getan werden, daß der Beurteiler, um der doppelten

Hälfte überwiegt, wird sich der Schlußfolgerung Bestimmung des baulichen Kunstwerkes gerecht

nicht entziehen können, daß der Kritiker diesmal werden zu können, gründliche technische Kenntnisse

nicht nur über künstlerisches Verständnis verfügen, nicht entbehren kann. Da der Durchschnittskritiker

sondern auch eingehende technische Kenntnisse be- auf dem Gebiet der bildenden Künste diese Kennt-

sitzen muß. Der wirkliche Architekt erfüllt aber nisse im allgemeinen nicht besitzt, folgt von selbst,

beide Vorbedingungen: denn sonst wäre er eben daß er zur erschöpfenden Kritik eines Bauwerkes

kein Architekt, er wäre dann Baumeister, Kon- nicht befähigt ist. Vor einem Werk der Baukunst

strukteur, oder wie er sich sonst nennen will. Be- können wir ihn also nicht brauchen, da er im besten

sitzt er außerdem Beobachtungsgabe und Urteils- Falle nur einen Teil der Leistung zu beurteilen ver-

fähigkeit, dann ist er unter sonst gleichen Voraus- mag; wir brauchen hier vielmehr den Fachmann,

Setzungen selbst dem tüchtigsten Kunstkritiker vorausgesetzt, daß er die Eigenschaften eines guten

überlegen, weil dieser, selbst wenn er in allen Kritikers mit seinen Fachkenntnissen vereinigt,

anderen Punkten dieselbe Autorität beanspruchen So einfach dieser Zusammenhang auch ist, der

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