Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunstwelt: deutsche Zeitschrift für die bildende Kunst — 3.1913-1914

DOI article:
Zimmer, Hans: Karl Woermann: zu seinem 70. Geburtstage
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22030#0744
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
KARL WOERMANN

Zusammenhänge verweist. Ein leiser Zug zum Dik- im Kunstlied, häufiger nur im Volkslied vernehmen,

tatorischen hängt eng mit ihr zusammen: sobald Und derselbe menschlich-warme Ton glüht eben

wir ihn nur als die Festigkeit der auf eigene An- auch in den rein wissenschaftlichen Ausführungen

schauung gegründeten Ueberzeugung erkennen, ver- der Kunstgeschichte und der Essays: Woermann

schwindet die Ueberraschung, die er uns anfangs nimmt innersten Anteil an dem, was er geschaut

bereitet, wenn wir ihn gerade bei einem Manne und seinem Leser nun schildert, seine Begeisterung

entdecken, dessen reines, edles Menschentum nichts für die Schönheit des Kunstwerks überträgt sich

von Rechthaberei, nichts von unkritischer Selbst- auf seinen Stil und durch dessen Vermittlung auch

Sicherheit zuläßt. Wie oft in den Essays korrigiert auf uns.

eine Anmerkung, eine Nachschrift die frühere Auf- Vielleicht am stärksten aber, wenn wir Woer-

fassung, wie oft in der Kunstgeschichte fügt Woer- manns Werke genießend studieren, fällt uns seine

mann sich völlig der Autorität namhafter Forscher Universalität in die Augen. Die enge Perso-

aus speziellen Gebieten! nalunion zwischen kunstgeschichtlichem und dichte-

Wenn wir in seinen poetischen Schöpfungen rischem Schaffen in seiner Person ist schließlich

diese Sachlichkeit wiederfinden in einer gewissen ob- kein Wunder: Kunst neigt zur Kunst! Sein eigener

jektiven Kühle mancher Gedichte, so stehen neben feingeglätteter Stil ist geschult an den vorzüglichsten

diesen andere, die unmittelbar dem Herzen ent- Vorbildern, Zitate aus der antiken Literatur beleben

stiegen, innigster Gefühlswärme ihr Dasein verdan- in Essays und Kunstgeschichte die Darstellung; bis

ken und nun singen und klingen, wie wir es selten vor wenigen Jahren war Woermann Mitglied des

AUSSTELLUNG DER DARMSTÄDTER KÜNSTLERKOLONIE GERTY KLÖNNE. PASTELL.

HANNS PELLAR-D ARMSTADT

638
 
Annotationen