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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0044
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Früheste Erinnerungen.

Als mein Vater 1828 von Emmendingen nach Boxberg versetzt
wurde, legten wir den weiten Weg dahin in einer großen Mietkntsche
zurück. Wir waren damals vier Kinder und der Umzug machte uns
großes Vergnügen, denn der Mensch ist ein geborner Nomade. Mit
uns fuhr ein lieber, rothaariger Spielgefahrte, ein junges Eichhorn
oder Eichkätzchen. Es war an ein langes Kettchen gebunden und trieb
sein possierliches Spiel mit Männchen machen und Nüsse knacken, bald
auf dem Kutschendach, bald im Jnnern. Wurde es abends kühl, so
schlüpfte es zu uns Kindern herein in die Wärme. Nachdem wir glück-
lich an den Neckar bei Hasmersheim gekommen waren, fuhren wir im
Dunkel der Nacht die schlechte Straße ins Dors herab, der Kutfcher warf
um, und wir qnetschten unseren armen Spielkameraden, der bereits bei
uns untergeschlüpft war, unseliger Weise zu Tode. Wir waren un-
tröstlich, bis uns der holde Freund der Kinder, der Engel mit der
Mohnblume, die verweinten Augen zndrückte.
 
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