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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0132
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Drr Fuchs.

ck^ie Vorlesungen begannen in der zweiten Hälfte des Oktober.
Am 19. November wurde ich von dem Prorektor der Universität,
dem Professor der Theologie Karl Ullmann, mit seierlichem Hand-
schlag in die Matrikel der Ruperto-Carola aufgenommen.

Als ein unschuldiges Füchslein lebte ich zunächst nnr meinem
Studium. Pnnkt 8 Uhr morgens war ich regelmäßig auf dem Weg
zur Anatomie. Jch trug einen braunen Flausrock, auf dem Haupt
eine leichte Mütze, um den Hals eine lange seidene Binde breit und
hoch geschlungen, und in der Rechten den Stolz des Füchsleins, eine
lange, fast auf den Boden reichende, dampfende Tabakspfeise.

Das Rauchen bekam mir nicht gut, aber ich- rauchte doch,
nicht um des Tabakdampfs und seines Duftes willen, sondern einzig
der Tabakspfeife selbst wegen, sie war das Abzeichen des freien
Musensohns:

„Knaster, den gelben
Hat uns Apollo präpariert,

Und nns denselben
Rekommandiert.

Der Studiosus trug die Tabakspfeife bald kurz bald lang, das
Füchslein moglichst lang, der Korpsstudent mit Quasten in den Farben
seiner Verbindung. Je „krasser" der Fuchs, d. h. je kürzer zuvor
er von der Schule abgegangen war, desto größer die Lust, wie die
olympischen Götter auf dem Wolkensteg, mitten in Qualm und Dampf
der Tabakspfeife auf der Straße umherznsteigen.
 
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