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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0269
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Medizinische Studiengenossen.

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Empfehlungen hatten ihm diese glückliche Gelegenheit bei Leopold Gmelin,
seinem späteren Schwiegervater, verschafft. Nach sernem Staatsexamen
ließ sich Dr. Dusch zuerst in Mannheim nieder, wo er 1852 mit
Professor Schröder die wichtigen Versuche machte: „Ueber die Fil-
tration der Luft durch Baumwolle", auch 1854 Untersuchungen über
Diabetes veröffentlichte. Jn diesem Jahre siedelte er nach Heidelberg
über, habilitierte sich auf Grund wertvoller Forschungen über die
Pathogenie (Entstehung) der Gelbsucht und gelben Leberatrophie, und
wurde zwei Jahre nachher, t870, o. Professor der Fakultät. Sein
wissenschaftliches Hauptwerk ist das „Lehrbuch der Herzkrankheiten",
1868. Ein großes nnd bleibendes Verdienst erwarb er sich um Fa-
kultät und Stadt durch die Gründung eines Kinderhospitals, der
Lonisenheilanstalt, die zugleich dem klinischen Unterrichte dient. Er
starb, ein Opser der Jnsluenza, am l3. Jannar 1890.*)

Adolf Hoffmann wurde Militärarzt, machte die Feldzüge von
1848 49, 1866 und 1870/71 mit, zuletzt als Generalarzt. Von der
Praxis zurückgezogen weilt er jetzt, einer von meinen wenigen noch
lebenden Studiengenossen, „in otio orrin äiAiritnts" in seiner Vaterstadt.

Karl Schaible wurde durch die Politik der Medizin abtrünnig.
Gezwungen, 1849 ins Ausland zu slüchten, fand er nach längerem
Aufenthalt in Frankreich eine hervorragende Stettnng in England als
Professor für neue Sprachen an der Kriegsschule in Woolwich und als
Examinator an der Londner Universität. Er wurde englischer Bürger
und lebt jetzt als Staatspensionär des brittischen Reichs in seiner
Vaterstadt Osfenburg. — Von den vielen Schriften, die er im langen
Laufe der Jahre veröffentlicht hat, pädagogischen, historischen und
kriegsgeschichtlichen Jnhalts, hat er mir eine der lehrreichsten ge-
widmet: „Die höhere Frauenbildung in Großbritannien" 1894.

Das erste medizinische Semester Adolf Tenners war mein letztes.
Seine persönliche Bekanntschaft machte ich erst zehn Jahre später,
nachdem ich mich im Herbst 1854 in Heidelberg niedergelassen hatte,
um die akademische Laufbahn einzuschlagen. Er nahm an den Ver-
suchen, die mich damals beschäftigten, lebhaft Anteil und unterstützte

*) Vgl. bad. Blogr. Bd. VI S. 91.
 
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