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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0425
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Eintritt in das badische Heer.

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sangs Mai Befehl, mich zu dem Bataillon Leiblein zu verfügen, das
ich am 21. Juni mit dem Bataillon Holtz vertauschen mußte; beide
waren zu einer Brigade abkommandiert, die in den Aemtern Offen-
burg, Lahr und weiter hinauf die Grenze zu überwachen hatte. Der
Heckerputsch ging gerade zu Ende und zuletzt, am 27. April, war die
deutsch-französische Legion nnter Bornstein nnd Herwegh bei Dossen-
heim im Schwarzwald auseinandergesprengt worden. Wir zogen kreuz
nnd quer durch das Rheinthal, kamen bis Staufen hinauf und stießen
nirgends auf Bewaffnete, nur auf volle Schüsseln und Weinflaschen;
die Wunden, die ich zu heilen fand, hatten einzig Bachus und Venus
geschlagen.

Bei einem vorübergehenden Aufenthalt in Offenburg begegnete
ich in dem damals so berühmten Gasthofe zur Fortuna, wo der Be-
fitzer, Herr Pfaehler, uns freigebig bewirtete, dem Oberlieutenant, der
mich bei meinem Eintritt in das Heer mit den reglementarischen Ge-
pflogenheiten bekannt gemacht hatte. Mein Schnurrbart war seitdem
in größerer Schönheit aufgeblüht, auch ihn schmückte jetzt eine etwas
struppige Pflanzung noch junger, borstiger Haare.
 
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