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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0426
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Die Heerfahrt nach Holstein im August 1848.

^Im Sommer 1848 wurde der deutschen Armee, die unter
General von Wrangel in Schleswig-Holstein stand, eine, aus Abtei-
lungen des VIII. Bundesarmee-Korps zusammengesetzte Division unter
dem Befehle des württembergischen Generallientenants von Miller
zugewiesen. Die badische Abteilung bildete eine Brigade unter dem
Kommando des Obersten von Roeder in der Stärke von 5 Batail-
lonen, je eines von den 5 Jnfanterie-Regimentern zu 950 Mann,
und einer Fußbatterie. Das Bataillon Holtz, dem ich als Feldarzt
angehörte, war eines der ansgewählten fünfe. Viele junge Leute,
darunter auch einige Universitätsfreunde, hatten als Freiwillige in der
Brigade Aufnahme gefunden. Aus den geträumten Lorbeeren in den
meernmschlungnen Herzogtümern ist nichts geworden, keinen einzigen
„danske Landssoldat" bekam die Brigade zn Gesicht.

Der Abmarsch unsres Bataillons erfolgte von Rastatt am
13. Angust. Bei Tagesanbrnch stand es marschbereit und wir hätten
wohlgethan, sofort aufzubrechen, denn es war noch kühl und ein heißer
Tag in Aussicht, aber man hatte der Rastatter Bürgerschaft zuge-
standen, die scheidende Truppe mit einem Abschiedstrunk zn bewirten.
Als wir endlich ausrückten, brannte die Sonne schon recht warm auf
die angeheiterten Köpfe. Gegen Mittag begannen viele zu wanken,
schließlich lagen die Leute zu Dutzenden längs der Straße. Jch hatte
vollauf Arbeit, schnürende Riemen zu lösen, Ermattete und Ohnmächtige
zu beleben, doch ging es ohne Todesfall ab.

Unter den Freiwilligen des Bataillons befand sich ein Theologe,
 
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