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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0482
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462

Land mid Leute

Wenn nnr der Wein dem alten Dichter
Die siebcn Himmel froh erhellt.

Den Keller wollt ihr mir verschließen?
Nein, nein, das laß ich nicht geschehn,

Es soll nicht um der Fenster willen
Das ganze Haus in Trümmer gehn.

Wollt ihr den Fisch der Flut berauben,
Den Salamander seiner Glut?

Mir ist der goldne Saft der Trauben
Mein Augenlicht, mein Lebensblut.

Den Keller wollt ihr mir verschließen?
Nein, nein, das laß ich nicht geschehn,

Es soll nicht um der Fenster willen
Das ganze Haus in Trümmer gehn.

Wenn einst mein letztes Lied gesungen,
Das letzte Stückfaß ausgeleert,

Des letzten Bechers Klang verklungen,

Auf meinem Grab von Freunden wert,

Dann mögt ihr mir den Keller schließen,
Dann soll es unverwehrt geschehn,

Doch jetzt soll um der Fenster willen
Das Haus noch nicht in Trümmer gehn.

3. Der Lhorgesang.

Ein alter Zecher saß und sang
Jm Rebgeländ am Tisch,

Bei Zitherspiel und Gläserklang,

Die Herbstluft wehte frisch;

Von Söhnen und von Enkeln scholl
Der Chorgesang gar schön und voll:

Chor: O lieber Vater, sing uns doch
Das neue Lied vom Kellerloch.

Jch bin ein durstig Kellerloch,

Gewölbt aus Ziegelstein,

Darein drang niemals Wasser noch,

Doch manch ein Eimer Wein;
 
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