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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0481

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Land und Leute.

461

Jch konnte nichts sich'res erfahren
Vom hiinmlischen Rebengold,

Drum fürcht' ich, es möchte mein Magen
Dort oben den Wein nicht vertragen,

Ach, wenn mich nur keiner verrät,

Daß ich mich noch auf Erden verspät',

Jch glaub', daß der Herr mich vergessen thät.

Mich däucht, meine weingrüne Seele
Taugt nicht in den Himmel hinein,

Dort müssen wir ganz ohne Fehle,
Weißleuchtend wie Lammwolle sein,

Dort läutert man uns erst im Feuer,

Ja wär's nur Muskat und Tokayer!

Ach, wenn mich nnr keiner verrät,

Daß ich mich noch auf Erden verspät',

Jch glaub', daß der Herr mich vergessen thät.

Uud find' ich die Freunde auch alle
Jm himmlischen Freudensaal,

Mir graut vor der vornehmen Halle,

Dem güldnen Gemach und Pokal;

Jch lobe, ein schlichter Geselle,

Beim Glas mir im Keller die Quelle;

Ach, weun mich nur keiner verrät,

Daß ich mich noch auf Erden verspät',

Jch glaub', daß der Herr mich vergessen thät.

2. Die Gefahr.

Meiu Arzt begann zu Fran und Kindern
Und warnte meiuer Freunde Schar:

Jhr müßt ein großes Uuglück hindern,

Des Alten Augen droht Gefahr;

Den Keller müßt ihr ihm verschließen! —
Nein, nein, das laß ich nicht geschehu,

Es soll nicht um der Fenster willen
Das ganze Haus in Trümmer gehu.

Jch misse gern die trüben Lichter
Und die gemeiue Erdenwelt,
 
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