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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0220

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Die Anatomen Kobelt und Bischoff.

traf sich unglücklich, daß die Anatomen, die sich Tiedemann
zugesellt hatte, der Prosektor und Professor Ludwig Kobelt und Pro-
fessor Theodor Bischoff, einander nicht ausstehen konnten. Einen
größeren Gegensatz, als ihn die beiden schon im Aeußeren darboten,
konnte es nicht leicht geben: der Prosektor war ein dünnes, schwäch-
liches Männchen, änßerst reizbar, ein kleiner Tops, der rasch über-
schäumte, der Professor dagegen ein starker, massiver Mann, der lieber
verschlossene Thüren aufstieß, als sachte aufschloß. Jm Alter waren
sie fast gleich; Kobelt war 1804 in Kork bei Kehl geboren, Dozent
seit 1832, a. o. Professor seit 1835; Bischoff, 1807 in Hannover ge-
boren, war 1835 von Bonn als Dozent gekommen und 1837 a. o.
Professor geworden.

Kobelt präparierte ausgezeichnet, hielt ein Kollegium über
Knochen- und Bänderlehre und demonstrierte diesen toten Stoff recht
lebendig. Seine Entdeckung des Nebeneierstocks hat ihm einen Ehren-
platz in der anatomischen Wissenschaft gesichert.

Bischoff trug frei vor über Physiologie und pathologische Ana-
tomie; die beiden Kollegia bedeuteten wenig; der physiologischen Vor-
lesung fehlten die Versuche, der anatomischen die Präparate; einige
in Weingeist aufbewahrte Schaustücke, namentlich Mißgeburten, mußten
hier aushelfen. Dagegen hielt er uns ganz ausgezeichnete, stark be-
suchte, obwohl in der Studienordnung nicht vorgesehene Vorträge
über Entwicklungsgeschichte mit Demonstrationen. Die Brutmaschine
war stets im Gang, die Vorlesnng kostete vielen weiblichen Kaninchen
 
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