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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0165

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Der 8. 6.

Der Seniorenkonvent oder 8. 0. war der Bundesrat der Korps,
den sie mit ihren Senioren beschickten. Er vertrat sie in allen ge-
meinschaftlichen Angelegenheiten, war ihre oberste ausführende und
richterliche Behörde auf der Grundlage des Komments und beansprnchte
zugleich die Leitung der ganzen Studentenschaft und das oberste
Richteramt in allen Ehrenhändeln der Kommilitonen. — Auch die
Philister ließ er nach Umständen seine Macht fühlen, steckte sie in
Verruf und entzog ihnen bald mit, bald ohne Verhör, die Kundschaft.

Seine angemaßte Suprematie über die „Wilden" stützte der
8.0. auf die Fiktion: wer bei den Korps nicht eintrete, verzichte
damit sreiwillig auf seine studentischen Rechte zu ihren Gunsten.
Gegen diesen merkwürdigen Rechtssatz hatten die Wilden bisher keinen
ausdrücklichen Protest erhoben. Noch am 1. April 1840 hatten sie
sich bei der Beerdigung Thibauts fast vollzählig eingestellt und den
Anordnungen der Korps willig Folge geleistet. Seit dem unglück?
lichen Duell jedoch, das dem Rhenanen W. das Leben kostete und die
maßlose Verachtung vieler Korpsburschen gegen die Wilden ausgedeckt
hatte, war dies anders geworden; es bemächtigte sich dieser eine wach-
sende Erbitterung, die zuletzt zur offenen Rebellion sührte.

Jm Winter 1840/41 beschickten den 8. 0. nicht weniger als
sieben Korps. Jch zühle sie nach ihrem Alter auf: Schwaben, West-
falen, Hanseaten, Rheinlünder, Saxoborussen, Nassauer und Schweizer.

Das jüngste und kleinste Korps, das sich immer nur für kurze
Zeit aufthat und dann wieder verschwand, war die Helvetia. Drei
 
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