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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0164

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Das Pauken.

schleuderte sein Anathema auf die Unsitte des Duells und bezeichnete
den Rächer seiner Ehre als Mörder, worauf ihm der Senior am
Grabe widersprach. Die Regiernng schickte einen Beamten, um diese
Vorgänge zn untersuchen und der Dnellwut zu steuern. Es führte
zu nichts, man hieb und schoß sich nach wie vor.

Dieses Duell hatte wichtige Folgen im Schoße der Studenten-
schaft selbst. Es rief wegen des änßerst verächtlichen Schimpfwortes,
das der Korpsbursche dem Kamel erteilt hatte, unter den Wilden eine
große nnd nachhaltige Erbitternng hervor und trug wesentlich dazu
bei, eine müchtige Opposition wider die Korps und ihre Paukwut
zu wecken.

Fast zn gleicher Zeit kostete jugendlicher Unverstand und Korps-
übermut auch einem Rhenanen in Freiburg das Leben. Der junge
Korpsbursche, ein allgemein beliebter, hübscher und liebenswürdiger
Adeliger, ließ sich, ausgeregt vom Weine hinreißen, einen Philologen
grundlos zu beleidigen, der lediglich seinen Studien lebte und seinen
schon von Geburt an verstümmelten rechten Arm nur unvollkommen
gebrauchen konnte. Auch der Freiburger Korpsbursche konnte es nicht
über sich gewinnen, Abbitte zu leisten, und büßte es mit dem Leben.
Der Verstümmelte, unfähig Hiebwaffen zu führen, wählte die Pistole
und schoß den Beleidiger nieder. Die Furien des Gewissens ver-
folgten den unglücklichen Schützen durchs ganze Leben.
 
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