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Kussmaul, Adolf
Jugenderinnerungen eines alten Arztes — Stuttgart, 1899

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https://doi.org/10.11588/diglit.15258#0163

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Das Pauken.

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aus die Mensur mitzunehmen, wurde zum Teil darauf zurückgeführt,
daß eine Dogge die abgehaueue Nasenspitze ihres Herru bei solcher Ge-
legeuheit eiligst aufgeschnappt uud mit besonderem Appetit verzehrt
habe. — Tödliche Verwunduugen durch Hiebwaffen waren üußerst
selten, uur die damals bei der maugelhaften Eiusicht in die Natur
der Wuudgifte häufig nachfolgeuden Jnfektionskrankheiten, namentlich
die Kopsrose, brachten das Leben zuweilen in Gefahr.

Ueber die Häusigkeit der Pistoleuduelle läßt sich nichts Gewisses
sageu, weil man sie sehr geheim hielt. Während ich in der Suevia
war, sind mir fünf Pistolenduelle bekannt geworden, die von Schwaben
ausgeführt wurden. Es ist merkwürdig, daß sie unblntig verliefen, viel-
leicht nur, weil die Pistolen wenig taugten. Doch wnrde in einem dieser
Dnelle einem Schwaben, der eben aus Berlin zurückgekehrt war, der
runde Hut, den er sich von da mitgebracht hatte, auf dem Kopfe,
ohne daß die Kugel die Haut berührte, durchschossen, in dem andern,
wo ich sekundierte, streifte die Kngel des Schwaben dem Gegner die
Haut an der rechten Schulter. Die Anlässe zu diesen fünf Duellen
waren der nichtigsten Art.

Nur ein Pistolenduell verlief, während ich in Heidelberg studierte,
tödlich.

Ein Stndiosus ,snrÜ8 W., Korpsbursche der Rhenania und Sohn
eines verstorbenen Heidelberger Stadtdirektors, geriet aus geringer Ur-
sache beim Verlassen des Hörsaals mit einem andern Rechtsbeflissenen,
der keiner Verbindung angehörte, in einen Wortwechsel und ließ sich
zu einer rohen kommentwidrigen Beschimpfung des verachteten Kamels
hinreißen. Vergeblich ließ ihn der schwer Beleidigte auffordern, ab-
zubitten; ungeübt in der Führung der Hiebwaffen mußte er Pistolen
wählen. Das Duell fand oberhalb der Hirschgasse statt, der Beleidigte
hatte den ersten Schuß, die Kugel drang dem Rhenanen in den
Unterleib. Man trug ihn zu seiner Mutter in die Stadt, er war
ihr einziges Kind, in ihren Armen hauchte er am 29. Januar 1841
sein Leben aus.

Die Korps bestatteten den Gefallenen feierlich. Auf dem Kirch-
hof kam es zu einem ärgerlichen Auftritt zwischen dem strenggläubigen
evangelischen Stadtpfarrer nnd dem Senior der Rheinländer. Jener
 
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